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Wildwechsel – Gefahren auf der Landstraße

Rechtsassessor Friedrich-Wilhelm Wortmann

Jedes Jahr im Sommer kommen insbesondere Rehe in die Paarungszeit. Da bekanntlich Liebe blind macht, werden auch Rehe unvorsichtig, was besonders beim Queren von Landstraßen gilt. Während der Paarungszeit treibt der Rehbock seine auserwählte Ricke vor sich her, damit diese ihm gefügig wird. Während dieser Zeit geht es auf den Wildwechselstrecken turbulent zu. Das bringt besondere Gefahren für die Kraftfahrer mit sich, da die Tiere praktisch kopflos die Straßen überqueren.
Zwischen Juli und Ende August sollten daher Autofahrer auf Landstraße besonders aufmerksam sein. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes allein in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland in der Bundesrepublik Deutschland 26.240 Wildunfälle mit Rehwild registriert. Bundesweit kommt es nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Schnitt alle zwei Minuten zu einer Kollision von Kraftfahrzeugen mit Wildtieren. In dieser Zahl sind nicht nur Unfälle mit Rehen, sondern auch mit Wildschweinen, Füchsen, Damwild und anderen Jagdtieren inbegriffen. Die Gefahr, mit einem Wildtier zu kollidieren ist in den letzten Jahren sogar angestiegen. Die Bestände an Rehen und Wildschweinen haben trotz intensiver Bejagung zugenommen. Gerade bei Wildschweinen können die Berliner ein Lied singen. Hinzu kommt der immer dichter werdende Verkehr, weil immer mehr Kraftfahrzeuge zugelassen werden.

Den größten Anteil an Wildunfällen hat das Rehwild. Bei einer Kollision mit einem Reh ist nicht nur das Wild gefährdet, sondern auch der Fahrer. Meist endet die Kollision für das Wild tödlich. Aber auch der Autofahrer kann erhebliche Schäden davontragen. Ein 20 Kilogramm schweres Reh entwickelt bei einer Kollision mit einem 70 km/h schnellen Fahrzeug ein Aufprallgewicht von fast einer Tonne. Wenn mit so einer Wucht ein Reh durch die Windschutzscheibe schlägt, kann man sich ausdenken, was dann passiert.

Jedoch können Autofahrer mit richtigem Verhalten Wildunfälle selbst vermeiden. Das Verhalten der Wildtiere ist kaum zu beeinflussen. Es können an gefährlichen Wildwechselstellen Wildzäune aufgestellt werden. Es ist aber unmöglich, sämtliche Landstraßen mit Wildzäunen zu versehen. Dementsprechend kann und muss der Kraftfahrer Unfälle mit Wildtieren selbst vermeiden. Wichtig ist dabei eine der Saison angepasste Geschwindigkeit. Sobald man das Verkehrszeichen „Wildwechsel“ erblickt, sollte man als verständiger Fahrer die Fahrgeschwindigkeit reduzieren. Denn wer mit 100 km/h statt mit 80 km/h auf der Landstraße unterwegs ist, hat bereits einen 25 Meter längeren Bremsweg. Befinden sich bereits Tiere auf der Straße, sollte das Fernlicht ausgeschaltet und das Abblendlicht eingeschaltet werden. Bei aufgeblendetem Licht verharrt das Tier auf der Straße. Besser ist es, bei abgeblendetem Licht zu bremsen und zu hupen. Auf keinen Fall sollte ein Ausweichmanöver eingeleitet werden, denn häufig endet dieses im Straßengraben oder vor einem Baum.

Ist es dennoch zu einer Kollision mit dem Wildtier gekommen, so gilt es zunächst Ruhe zu bewahren. Das Kraftfahrzeug ist am Straßenrand mit Blinklicht anzuhalten und in ausreichender Entfernung ein Warndreieck aufzustellen. Sodann ist die Polizei zu verständigen. Ist das Wildtier getötet worden, sollte es von der Fahrbahn gezogen werden. Auf keinen Fall darf das Tier mitgenommen werden. Ist das Tier offensichtlich nur verletzt worden und konnte es entkommen, wird die Polizei den zuständigen Jagdpächter oder Jagdaufseher verständigen, damit dieser das verletzte Tier erlöst. Selbst wenn die Polizei nicht sofort an der Unfallstelle erscheint, sollte der Unfallort nicht verlassen werden.

Die Unfallzeitung wünscht allen Kraftfahrern auch zur Paarungszeit der Rehe eine gute Fahrt. Fahren Sie immer vorsichtig.
Quellen
    • Foto: Archiv Unfallzeitung