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Kb-Test Fiat Tipo Kombi: Es geht auch ohne viel Luxus
Schick gezeichnet und mit praktischen Details ausgestattet präsentiert sich Fiats Neueinsteiger bei den kompakten Kombis / Aber eine harte Federung hat er / Ab 16.250 Euro

RobGal

Jahrelang vernachlässigte Fiat das eigentlich wichtige und auch hart umkämpfte Kompaktwagensegment. Dann aber schlugen die Italiener zurück und stellten unter der zum Leben wiedererweckten Bezeichnung Tipo gleich eine ganze Modellfamilie auf die Räder.
Der bildhübschen, aber in Deutschland nur wenig nachgefragten Limousine folgte der weitaus populärere Fünftürer. Nun soll der Kombi den Beliebtheitsgrad des italienischen Kompaktklässlers weiter steigern. Im Kb-Test hatten wir den Fiat Tipo Kombi mit dem 1,6 Liter großen Spitzendiesel und in der höchsten Ausstattungsstufe Lounge. Die Produktion im türkischen Bursa sowie der Verzicht auf überflüssigen Luxus halten die Kosten für den Tipo-Kombi in einem Familienbudget-tauglichen Rahmen. Dennoch ist er kein asketisches Billigauto. So haben die verwendeten Materialien im Innenraum nichts mit biederem Plastikcharme zu tun. Das gilt neben den meisten Kunststoffen auch für die gelungene Ledernachbildung des Lenkrads, das angenehm in der Hand liegt.

Keineswegs langweilig ist auch der optische Eindruck des Tipo Kombi, der mit einem gewissen italienischen Schick gezeichnet ist. Feiner Chromschmuck ziert die Lamellen des Kühlergrills sowie dessen unteren Rand und findet sich auch in Spangen um die Nebelscheinwerfer wieder. Die Einkerbungen und Ausbuchtungen auf der langgestreckten Motorhaube setzen sich in umgekehrter Form auf dem Dach fort, das laut Hersteller zur Verbesserung der Aerodynamik im Mittelbereich etwas niedriger verläuft. Die höheren Seiten kommen dem Innenraum zugute.



Luftig und bequem geht es in dem Italo-Türken zu, der mit einer Länge von 4,57 Metern den fünftürigen Schrägheck-Bruder um stattliche 20 Zentimeter überragt. Bei der langstreckentauglichen Knie- und Beinfreiheit im Fond nimmt er es mit manchem Mittelklassemodell auf. Lediglich der Mittelplatz auf der Rücksitzbank entpuppt sich wie bei vielen anderen Fahrzeugen eher als „Armer-Sünder“-Sitz. Dafür glänzt der Tipo Kombi mit einem überdurchschnittlich großen Öffnungswinkel der Türen von bis zu 80 Grad.



Der Fiat-Kombi wird seiner Rolle als Lademeister vollauf gerecht. Der Kofferraum fasst zwischen 550 und 1.650 Liter. Weil sich nicht nur die Rücksitzlehne im Verhältnis 60:40 umklappen lässt, sondern auch die Sitzfläche, entsteht eine rund 1,80 Meter lange, topfebene Ladefläche; zumindest solange sich der variable Gepäckraumboden in der oberen Position befindet. Der wird mit einem cleveren und gleichzeitig einfachen Trick in einem 40-Grad-Winkel fest fixiert. Auf diese Weise ist das Fach darunter bequem erreichbar, ohne dass man den Boden mit einer Hand in Schrägstellung halten muss. Praktisch sind neben zwei Taschenhaken auch zwei kleine herausnehmbare Fächer an den Seitenwänden des Stauraums. Die Laderaumabdeckung verläuft sauber in einer Schiene, die sogar noch eine feste Zwischenstellung besitzt.



Kraftvoll und durchzugsstark geht der 1,6 Liter große Topdiesel des Tipo Kombi ans Werk. Der 120 PS starke Direkteinspritzer spannt schon bei niedrigen Drehzahlen seine Muskeln an und lässt sich schaltfaul bewegen. An den kernigen, fast schon knattrigen Klang gewöhnt man sich schnell. Ins Reich der Fabel zu verweisen ist allerdings der Normverbrauch von 3,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer (98 g/km CO2). Auf tempolimitierter Langstrecke genehmigte sich unser Kb-Testwagen 5,5 Liter (146 g/km CO2), auf Kurzstrecken und bergigen Regionen muss ein weiterer Liter einkalkuliert werden. Erfreulicherweise erfüllt der Selbstzünder auch ohne Adblue-Harnstoffzusatz die Abgasnorm Euro VI. Recht straff ausgefallen ist die Federung. Besonders die Fondpassagiere mokierten sich wiederholt über das teilweise ungestüme Poltern auf holprigen Schlaglochpisten.

Im Detail: Fiat Tipo Kombi 1,6 Multijet Lounge

Fahrzeugsegment: Kombi der Kompaktwagenklasse;
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und 16 Ventilen;
Hubraum: 1.598 ccm;
Leistung: 120 PS/88 kW bei 3.750 U/min.;
Maximales Drehmoment: 320 Nm bei 1.750 U/min.;
Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 10,1 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h;
Kraftstoffart: Diesel;
Normverbrauch: innerorts: 4,4 Liter/100 km, außerorts: 3,3 Liter/100 km, insgesamt: 3,7 Liter/100 km;
CO2-Emission: 98 g/km;
Energieeffizienzklasse: A+;
Im Test: 5,7 Liter/100 km, 151 g/km CO2;
Tankinhalt: 50 Liter;
Reichweite (Im Test/Theoretisch): 876 km/ 1.351 km;
Antrieb: Vorderrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.571 mm/1.792 mm/1.512 mm;
Radstand: 2.638 mm;
Kofferraumvolumen: 550 bis 1.650 Liter;
Leergewicht: 1.395 kg;
Nutzlast: 475 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.870 kg;
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 1.200 kg/ 500 kg;
Wendekreis: 10,93 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet/Scheiben;
Räder: 6,5 J x 16, Leichtmetall;
Bereifung: 205/55 R 16 91 V;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 20/Teilkasko: 18/Vollkasko: 21;
Preis: 21.450 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Foto: Hersteller