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Verkehrsbedingungen: Reden wir vom Wetter!
Das Wetter wirkt sich auf die Verkehrsbedingungen und auf die Verfassung der Menschen aus / Tipps und Hinweise vom DVR

RobGal

„Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ Mit diesem Slogan auf einem Werbeplakat, das einen ungehindert durch eine tiefverschneite Winterlandschaft fahrenden Zug zeigt, sorgte die Bundesbahn in den 60er Jahren für Aufsehen.
Der zeitgenössische Betrachter musste dabei unweigerlich an das von Gevatter Frost angerichtete Chaos im Straßenverkehr denken. Seitdem ist der Verkehr schneller, hektischer und dichter geworden, was es tatsächlich erforderlich macht, zur Verbesserung der Sicherheit über das Wetter zu reden.

Hartmut Kerwien vom gemeinnützigen Institut für angewandte Verkehrspädagogik in Herford zitiert eine Untersuchung aus den 80er Jahren, bei der Verkehrsteilnehmer nach ihrer Meinung über die Wirkung des Wetters auf die Verkehrssicherheit befragt wurden. Es stellte sich heraus, dass die Studienteilnehmer im Vergleich zum realen Unfallgeschehen die Gefahr von dichten Nebelbänken unterschätzten. „Im Nebel neigen viele Autofahrer dazu, sich so sicher wie in Watte eingehüllt zu fühlen“, kommentierte Kerwien das Ergebnis bei einer Presseveranstaltung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). „Dann hängt man sich auch noch an den Vorausfahrenden an und meint, dass einem so nichts passieren könne“.

Der Verkehrspädagoge stellt dazu fest: „Die subjektive Risikowahrnehmung stimmt nicht mit den Unfallstatistiken überein.“ Tückisch könne es sein, wenn man die mit dem Wetter verbundenen Risiken zwar kennt, aber meint, sie ohne weiteres handhaben zu können. Beispiel Regen: „Man ist ihn gewohnt, in der Regel hat man sein Fahrzeug dabei unter Kontrolle und deshalb nur wenig Angst.“ Diese meist unbewusste Haltung ist problematisch, meint Kerwien, weil allein der Umstand, dass man eine Gefahr gut kennt, nicht auch bedeutet, „dass das eigene Verhalten ungefährlich ist“.

Der DVR betont daher, dass für einen sicheren Straßenverkehr ganz entscheidend ist, „wie wir die Gefahren durch Witterungseinflüsse wahrnehmen und das Risiko bewerten“. Die Sicherheitsexperten empfehlen: „Wer in schwierigen Situationen seine Geschwindigkeit reduziert und den Abstand zu Vorausfahrenden erhöht, verhält sich schon mal korrekt.“ Außerdem sollte man Konzentration und Aufmerksamkeit bewusst erhöhen, denn wer im Straßenverkehr so fährt, dass er es in der Hand hat, ob ein Unfall passiert oder nicht, sei auf der richtigen Spur, merkt der DVR an.

Bei Regen sind Reifen mit mindestens drei Millimeter Profiltiefe wichtig, um dem berüchtigten Aquaplaning vorzubeugen. Dabei verlieren die Pneus den Kontakt zur Fahrbahn und „schwimmen“ auf. Lenkbewegungen und Bremsen wirken nicht mehr. Da hilf nur: Ruhe bewahren, auskuppeln und runter vom Gas sowie das Lenkrad in Fahrtrichtung halten, bis man wieder festen Untergrund unter dem Gummi hat.

Das Tempo sollte generell so gewählt werden, dass Aquaplaning erst gar nicht entstehen kann und man auch bei Nebel eine gute Sicht hat. „80 km/h können schon zu schnell sein“, weiß der DVR. Im Frühjahr und im Sommer sollten Autofahrer berücksichtigen, dass der erste Regen nach einer Trockenphase die durch Ölrückstände und Reifenabrieb verschmutzte Fahrbahn rutschig macht. Dann dauert es eine Weile, bis alles weggespült ist. Eine geringe Geschwindigkeit ist auch bei Seitenwinden angeraten, die einen an Brücken, Waldschneisen oder beim Überholen eines Lkw aus der Spur drücken können.

Bei widrigem Wetter immer langsam fahren

Bei Dunkelheit und Nebel bewähren sich Autos mit Nebelscheinwerfer und adaptivem oder automatischem Lichtsystem. Die Scheinwerfer sollten wie auch die Wischerblätter stets sauber und intakt sein, rät der DVR. Heizung, Gebläse und Klimaanlage helfen, dass die Scheiben nicht beschlagen. Zudem sollte man den Sicherheitsabstand vergrößern und sich nicht an den Vordermann hängen, man verliert sonst das Gefühl für das Tempo und den nötigen Abstand. Die Nebelschlussleuchte nicht vergessen, aber nur bis Tempo 50 und bei einer Sichtweite von bis zu 50 Metern, andernfalls blendet sie die Nachfolgenden. Bei Schnee und Eis lauten die DVR-Tipps: Winterreifen mit mindestens vier Millimeter Profil, langsam fahren, stets die geräumte Spur verwenden und sich nicht stressen lassen.

Die Wetterkapriolen der letzten Jahre haben die Sicherheitsexperten veranlasst, sich verstärkt mit den Auswirkungen des Wetters auf das Wohlbefinden der Menschen zu beschäftigen. Der DVR weist auf eine wissenschaftliche Studie hin, wonach die Zahl der Verkehrsunfälle um elf Prozent wächst, wenn das Außenthermometer 25 Grad Celsius und mehr anzeigt. Verkehrspädagoge Hartmut Kerwien weiß, dass vor allem feuchtwarmes und nasskaltes Wetter als besonders belastend empfunden wird, aber auch der schnelle Wechsel von schönem zu schlechtem Wetter drückt auf die Stimmung. Menschen reagieren darauf unter Umständen missmutig, werden ungeduldig und gereizt und treten im Straßenverkehr aggressiv auf. Konzentration und Reaktionsvermögen lassen nach.

Wer solche Phänomene in sich „hochkommen“ spürt, dem empfiehlt Kerwien, sich zu beruhigen und zu entspannen. Der DVR schlägt vor, das Klima im Auto frühzeitig zu regulieren, indem man etwa an heißen Tagen vor der Abfahrt eine Zeitlang die Autotüren offenlässt. Die Klimaanlage nicht zu kühl einstellen, um beim Aussteigen in die Außenhitze den Kreislauf nicht zu sehr zu belasten. Lüftungsdüsen vom Körper weg richten, um Zugluft und trockene Augen zu vermeiden. Außerdem: viel trinken und öfter eine Pause einlegen, um sich zu bewegen oder auch für einen Minutenschlaf, wenn man noch eine lange Reise vor sich hat. Und daran denken, dass auch andere Menschen gereizt sein könnten.

Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen kann man sich dann getrost wieder anderen Themen als dem Wetter widmen.
Quellen
    • Text: Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: so47 - Fotolia.com