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Trend: Steht ein Comeback der klassischen Limousine bevor?
Die repräsentative Aral-Studie „Trends beim Autokauf“ wurde zum achten Mal durchgeführt / Das Wunschmodell der Autofahrer ist eine schwarze Limousine von Audi / Kleinwagen deutlich weniger beliebt

RobGal

Die Beliebtheit der Limousine ist bei den Autofahrern in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen, auch wenn diese klassische Karosserieform nach wie vor den Automarkt dominiert.
Ähnliches lässt sich über den Kombi sagen. Es scheint aber, dass dieser Abwärtstrend sich umkehrt und Limousine wie auch Kombi wieder zulegen. Das ist eine der Überraschungen der Untersuchung „Trends beim Autokauf 2017“, die seit 2003 alle zwei Jahre von Aral herausgegeben wird und bei der repräsentativ mehr als 1.000 Autofahrern im März dieses Jahren befragt wurden. „Das Tempo, in dem sich Trends entwickeln und teilweise wieder verschwinden, erreicht eine völlig neue Dimension“, stellte Peter Sauermann, Leiter der Aral-Forschung, bei der Vorstellung der Langzeitstudie fest.

Demnach planen 41 Prozent der Befragten den Kauf eines Autos im Zeitraum der folgenden 18 Monate. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als bei der vorigen Umfrage vor zwei Jahren und bedeutet etwa eine Verdoppelung gegenüber den Umfrageergebnissen aus den Jahren zwischen 2003 und 2013. In dieser Zeit pendelte die Quote der Autobesitzer, die einen Fahrzeugwechsel im Blick hatten, zwischen 18 und 26 Prozent. Um die aktuelle Aral-Umfrage richtig einschätzen zu können, muss man jedoch wissen, dass sie vor dem Bekanntwerden des Dieseldesasters durchgeführt wurde und die Verunsicherung der Autofahrer darin nicht zum Ausdruck kommt.

Jeder vierte Umfrageteilnehmer hat einen Neufahrzeugkauf im Blick, das sind stolze neun Prozentpunkte mehr als bei der vorigen Befragung 2015 und gleichzeitig „der höchste jemals ermittelte Wert“, wie Sauermann unterstrich. In den Jahren zwischen 2003 bis 2013 kam nur für sieben bis elf Prozent ein Neuwagen in Frage.

Dass die Neuwagen so hoch im Kurs stehen und dabei Audi und BMW die Favoriten sind, ist vor allem den Fahrerinnen geschuldet. Wollten vor zwei Jahren nur sechs Prozent der Frauen einen Audi kaufen, waren es jetzt beachtliche 18 Prozent, ein Prozentpunkt mehr als bei den Männern. Die edle VW-Tochter hat jetzt mehr als doppelt so viele Fans als bei der letzten Aral-Umfrage 2015. Auch das Interesse an BMW ist gestiegen, und auch hier haben die Frauen mit 15 zu 14 Prozent einen Vorsprung gegenüber den Männern. 2015 wollten sich nur sechs Prozent der Frauen einen Wagen von den Bayerischen Motorenwerken anschaffen. Dagegen scheinen Karossen aus Wolfsburg „Männerautos“ zu sein, wenn es nach der Aral-Studie geht. 18 Prozent der Männer liebäugeln als nächstes Auto mit einem Volkswagen, aber nur zehn Prozent der Fahrerinnen. Vor zwei Jahren waren es noch 15 Prozent. „Kurzum: Erbhöfe gibt es nicht mehr“, lautet ein Fazit von Arals Entwicklungschef Sauermann.

Erstaunt waren die Bochumer Kraftstoffexperten auch von den Antworten zu der Frage nach der Karosserieform. Wer hätte gedacht, dass die klassische Limousine dabei ist, ein Comeback zu feiern? Sie wurde von 34 Prozent der Befragten zur beliebtesten Variante erkoren, das waren neun Prozentpunkte mehr als 2015. „Das haben wir nicht erwartet“, gab Sauermann zu. Für einen Kombi votierten 21 Prozent (minus drei Prozentpunkte), und ein SUV wollten sich dreimal so viele Autokäufer zulegen wie noch vor zwei Jahren, nämlich 15 Prozent. Hier sind es vor allem die über 40jährigen, welche die gute Übersicht, die erhöhte Sitzposition und den Platz im Wageninneren schätzen. Wegen ihrer Größe und ihres Gewichts lösen SUV bei den anderen Verkehrsteilnehmern jedoch durchaus gemischte Gefühle aus.

Niederlage der Kleinwagen

Unerwartet stellte sich bei der Aral-Studie auch eine krachende Niederlage der Kleinwagen heraus. Kärgliche sechs Prozent der Autokäufer möchten als nächstes Auto einen solchen Stadtflitzer erwerben – bei der letzten Umfrage waren es noch rund 25 Prozent.

Das aktuelle Wunschauto der Autofahrer, ermittelt aus dem Durchschnitt der Angaben aller Umfrageteilnehmer, ist wie in den Umfragen zuvor eine schwarze Limousine mit Benzinmotor, dieses Jahr von Audi, mit Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern ausgestattet und zum Preis von 29.650 Euro. 2015 war das Wunschauto übrigens eine Limousine von VW. Im langfristigen Trend der Käufergunst spiegelt sich stärker der Zeitgeist wider. Hier liegt ein 36.100 Euro teures, schwarzes SUV von Audi oder BMW mit Hybridantrieb in der Priorität der Käufer vorn, mit Radio, Bluetooth-Anschluss, Standheizung und Alarmanlage. 2015 wünschten sich die Befragten langfristig einen blauen Kleinwagen mit komfortablen Extras.

Eine Überraschung gab es noch bei der Zusammensetzung der Autokunden. Dass vor allem Männer die Autos kaufen, diese jahrzehntelange Dominanz scheint der Vergangenheit anzugehören, denn die Frauen übernehmen stärker den Autokauf, so dass es hier kaum noch Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt. „Im Jahr 2009 beschäftigten sich nur 14 Prozent der Teilnehmerinnen mit diesem Thema“, betonte der Entwicklungsleiter, „heute denken 40 Prozent von ihnen über die Anschaffung eines neuen Wagens nach.“

Interessante Veränderungen sind auch bei den Kaufkriterien zu verzeichnen. Das Preis- Leistungs-Verhältnis ist zwar durchgängig seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2003 das wichtigste Argument beim Autokauf, jedoch ist es von 57 Prozent (2015) auf jetzt 48 Prozent gefallen und damit nicht mehr ganz so eindeutig vorn. Der Komfort folgt in der Hitliste der Kaufgründe dicht dahinter mit 47 Prozent (2015: 44 Prozent) auf Platz zwei, gefolgt von der ebenfalls wichtiger gewordenen Sicherheitsausstattung (von 41 auf 45 Prozent). Deutlich rückläufig in der Priorität der Käufer sind der Anschaffungspreis (von 41 auf 36 Prozent) und der Kraftstoffverbrauch (von 38 auf 35 Prozent).
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: Audi