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Jubiläum: Wie Schweden vor 50 Jahren von Links- auf Rechtsverkehr umstellte
Eine Meisterleistung der Organisatoren / Nur zehn Minuten stand der landesweite Verkehr still, dann ging es auf der rechten Straßenseite weiter

RobGal

Anfang September 1967 wurden die Straßen in Schweden von Links- auf Rechtsverkehr umgestellt – nachdem mehr als 230 Jahre lang in dem nordischen Land auf der linken Seite gefahren worden war.
Selbstverständlich war der Wechsel keineswegs. In einer Volksabstimmung, zwölf Jahre bevor die neue Verkehrsordnung in Kraft trat, votierten 83 Prozent der Schweden zunächst für den Erhalt des Linksverkehrs.

Die Regierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Tage Erlander wollte jedoch partout auf die rechte Seite, wie es in den Nachbarstaaten Norwegen und Finnland üblich war. Acht Jahre nach der nur beratenden Volksabstimmung entschied der schwedische Reichstag 1963 mit übergroßer Mehrheit den Wechsel. Mit psychologischer Unterstützung wurde ein Überzeugungsprogramm entwickelt, das vier Jahre lang die schwedische Bevölkerung mit einem „H“ für „Högertrafik“ (Rechtsverkehr) auf die Umstellung vorbereitete und einstimmte. Es war für die Verantwortlichen eine Mammutaufgabe, die penibel vorbereitet worden war, denn nicht nur neue Straßenmarkierungen und neue Verkehrsschilder, auch der öffentliche Nahverkehr und die Haltestellen mussten für den Tag X, den 3. September 1967, vorbereitet werden.

Über Nacht wurden dann 360.000 Verkehrszeichen versetzt, und die gelben Fahrbahnmarkierungen galten nicht mehr, die neuen waren weiß. Auch mussten circa 8.000 Busse umgebaut und mit Türen auf der rechten Seite ausgestattet werden. Am frühen Morgen des 3. September wurde dann der gesamte private Straßenverkehr verboten, auch Busse und Taxis mussten stehen bleiben. Nur zehn Minuten später wurde der Verkehr wieder freigegeben – von nun an fuhren die Schweden auf der rechten Seite.

Die Bevölkerung gewöhnte sich schnell an die neue Verkehrsführung. Am Tag eins gab es noch rund 150 leichte Unfälle mit dreißig Verletzten, danach nahmen die Unfallzahlen schnell ab. Noch heute kann man besonders auf alten Autobahnen Spuren aus der Zeit des Linksverkehrs bemerken: extrem kurze Beschleunigungsstreifen und ungewöhnlich lange Abfahrten sind auf den schwedischen Autobahnen aus den Jahren vor 1967 übrig geblieben. Zu den ersten Rechtsfahrern gehörte der sozialdemokratische Kommunikationsminister Olof Palme, der später national und international hoch angesehener Ministerpräsident seines Landes werden sollte.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: fotomek - Fotolia.com