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Kb-Test Alfa Romeo Giulia: Eine temperamentvolle Italienerin
Alfas Mitteklasselimousine macht Bella figura sowohl auf einem Prachtboulevard als auch bei einer sportlichen Kurvenfahrt

RobGal

Von „Romeo und Julia“ handelt eine Tragödie von William Shakespeare, die in Italien spielt. Aus der südeuropäischen Republik stammt auch die neue Alfa Romeo Giulia Diesel 16V Q4 Veloce, welche die Namen des unglücklichen, aus verfeindeten Familien stammenden Liebespaares in der Typenbezeichnung trägt.
Mit der sportlich-eleganten Stufenhecklimousine ist die einst in Mailand gegründete Marke, die heute in Turin beheimatet ist, zurück im Segment der Mittelklasse.

Natürlich trägt die Giulia (gesprochen „Tschulia“) typische Alfa-Elemente wie den „Scudetto“ („Schildchen“) bezeichneten, spitz nach unten zulaufenden Kühlergrill, eine lange Motorhaube und kurze Karosserieüberhänge. Erkennungsmerkmale der höchsten Ausstattungslinie „Veloce“ („Welotsche“), was so viel wie zügig oder flott bedeutet, sind spezielle Sport-Stoßfänger vorn wie hinten und Fensterrahmen mit Zierleisten in glänzendem Schwarz. Wie es sich für eine hübsche Italienerin geziemt, geizt die Giulia nicht mit den Reizen einer harmonisch fließenden Linienführung.

Im Innenraum der Giulia verbindet sich Sportlichkeit mit Eleganz. So versteckt sich der Starterknopf des Motors in dem mit Kunstleder bezogenen und beheizbaren Lenkrad. Titanium-Dekorleisten an Armaturenbrett, Mittelkonsole und Türen bieten Premium-Anmutung. Die Instrumenteneinheit ist schlicht gehalten, aber informativ. Allerdings versperren die riesigen Schaltwippen den ungehinderten Zugang zu den Lenkstockhebeln.



Der für eine Mittelklasselimousine recht üppige Radstand von 2,82 Metern weckt hohe Erwartungen an das Platzangebot. Doch in dieser Beziehung ist die Italienerin erstaunlicherweise zickig. Die Beinfreiheit im Fond ist für dieses Segment etwas knapp bemessen, der schmale Ausschnitt der hinteren Türen verlangt ein gewisses Maß an Gelenkigkeit beim Ein- und Aussteigen, und der riesige Kardantunnel macht den ohnehin unbequemen Mittelplatz auf der Rücksitzbank noch unattraktiver.

Immerhin fasst der Kofferraum 480 Liter. Das Abteil weist eine nur rund 40 Zentimeter hohe Luke auf und reicht entsprechend weit ins Fahrzeug hinein. Die serienmäßig im Verhältnis 40:20:40 geteilte und sogar vom Kofferraum aus umklappbare Rücksitzlehne erhöht die Variabilität beim Beladen des Gepäckraums.

Eine Neuentwicklung stellt der 2,2 Liter große Turbodieselmotor dar, dessen 210 PS die stärkste von vier angebotenen Leistungsstufen ist. Allerdings flunkern die Italiener bei den Daten ein wenig, denn die exakt 209,44 PS müssten eigentlich abgerundet werden; gleiches gilt für den 2.143 Kubikzentimeter großen Hubraum des Vierzylinderaggregats. Dafür pocht Giulias Herz zwar nicht immer dezent, aber stets temperamentvoll und agil. So richtig in Fahrt kommt sie, wenn man die dreistufige Fahrdynamikregelung auf „Dynamic“ gestellt hat.



Der Normverbrauch von 4,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer ist allerdings illusorisch. Selbst auf tempolimitierten Straßen schluckte die Giulia in unserem Kb-Test zwischen knapp sechs und fast sieben Litern. Erfreulicherweise ist kein nerviges Adblue-Harnstoff-Doping notwendig, um die Abgasgrenzwerte einzuhalten.

Alfas Giulia wird in Cassino zwischen Rom und Neapel gebaut. Sie fühlt sich nicht nur auf dem Prachtboulevard, sondern auch beim flotten Kurventanz wohl. Der serienmäßige Allradantrieb, am Heck durch eine unscheinbare „Q4“-Plakette ersichtlich, scheint den Wagen mit Spezialhaftcreme auf dem Asphalt zu halten. Leichtbau mit Aluminium, Kohlefaser und Kunststoff-Verbundmaterial trägt ebenfalls zum leichtfüßigen Handling und entsprechend zum hohen Fahrspaß bei wie eine optimale Gewichtsverteilung und eine zielgenaue und direkte Lenkung. Da werden Haarnadelkurven trotz des relativ großen Wendekreises von knapp elf Metern zum reinsten Vergnügen.



Schade, dass die Geschichte von Romeo und Julia bei Shakespeare ein so tragisches Ende für das wohl berühmteste Liebespaar der Weltliteratur nimmt. Bei der Alfa Romeo Giulia läuft es erheblich besser. Aber da haben auch keine verfeindeten Familien ihre Hände im Spiel.

Im Detail: Alfa Romeo Giulia 2,2 Diesel 16V Q4 Veloce

Fahrzeugsegment: Viertürige Stufenhecklimousine der Mittelklasse;
Motor: Vierzylinder- Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und 16 Ventilen;
Hubraum: 2.143 ccm;
Leistung: 209 PS/1154 kW bei 3.750 U/min.;
Maximales Drehmoment: 470 Nm bei 1.750 U/min.;
Übersetzung: Achtstufenautomatik;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 6,8 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h;
Kraftstoffart: Diesel;
Normverbrauch: innerorts: 5,8 Liter/100 km, außerorts: 4,0 Liter/100 km, insgesamt: 4,7 Liter/100 km;
CO2-Emission: 122 g/km;
Energieeffizienzklasse: A;
Im Test: 6,6 Liter/100 km, 174 g/km CO2;
Tankinhalt: 52 Liter;
Reichweite (theoretisch/im Test): 1.106 km/791 km;
Antrieb: Hinterrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.643 mm/1.860 mm/1.450 mm;
Radstand: 2.820 mm;
Kofferraumvolumen: 480 Liter;
Leergewicht: 1.610 kg;
Nutzlast: 500 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.110 kg;
Anhängelast (gebremst/ ungebremst): 1.600 kg/745 kg;
Wendekreis: 10,8 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet/Scheiben innenbelüftet;
Räder (vorn/hinten): 8 J x 18/9 J x 18, Leichtmetall;
Bereifung (vorn/hinten): 225/45 R 18 91 W/255/40 R 18 95 W;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 20/Teilkasko: 24/Vollkasko: 26;
Preis: 46.800 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Foto: Hersteller