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Kb-Test Abarth 124 Spider: Mit dem Skorpion veredelt
Abarth hat aus dem eh schon sehr sportlichen Fiat 124 Spider einen kleinen Rennbolzen gemacht

RobGal

Verwandtschaftsverhältnisse können manchmal reichlich verzwickt und kompliziert sein. Beim neuen Abarth 124 Spider trifft das jedenfalls zu. Denn der Roadster mit dem gefährlich aussehenden Skorpion im rot-gelben Wappen ist ein Abkömmling der etwas zivileren Ausführung aus dem Mutterkonzern, des Fiat 124 Spider.
Der wiederum ist als technischer Halbbruder eng verbandelt mit dem Mazda MX-5, in dessen japanischer Heimat der Abarth genau genommen das Licht der Welt erblickt, auch wenn er in den Passdaten seines Fahrzeugscheins als waschechter Italiener geführt wird.

Beim Zwischenstopp seiner Reise von Hiroshima nach Europa erhält der Zweisitzer in Turin seine sportlichen Weihen, womit er zum echten Abarth wird. Diese beschränken sich nicht nur auf eine Vielzahl von Schriftzügen und Skorpion-Logos, die an das Sternzeichen von Carlo Abarth erinnern, dem Firmengründer der heutigen Tuner-Marke von Fiat. Sogar eine Art Geburtsurkunde in Form einer Plakette, die unseren Kb-Testwagen als Fahrzeug Nummer 76 auswies, findet sich an der Hinterwand zwischen den Sitzen.

Diverse Veredelungen des Innenraums mit feinem Alcantara gehören ebenso zum Abarth-Outfit wie die feuerrote Zwölf-Uhr-Markierung auf dem griffigen, aber nur vertikal verstellbaren Lederlenkrad, das wie die Sportsitze und andere Details mit roten Nähten verziert ist. Äußerlich kommt der italo-japanische Roadster mit einer veränderten Frontpartie und besonders mit der vierflutigen Sportauspuffanlage ganz schön großspurig daher. Hinter den speziellen schwarzen Leichtmetallfelgen leuchten ganz keck knallrot lackierte Bremssättel hervor.



Natürlich beließen es die Abarth-Spezialisten beim 124 Spider nicht bei optischen Eingriffen. Sie unterzogen den 1.368 Kubikzentimeter großen Turbobenziner aus dem gleichnamigen Bruder- Modell aus dem Hause Fiat einer ordentlichen Kraftkur. Dadurch stieg die Leistung von 140 auf 170 PS. Gleichzeitig meldet das Datenblatt eine etwas stärkere Zugkraft (250 statt 240 Newtonmeter) und damit auch bessere Fahrleistungen – bei unverändertem Normverbrauch.

Mit dem aufgeladenen Triebwerk fanden wir den leer nur wenig mehr als 1,1 Tonnen wiegenden Spider gut bestückt. Wird der Fahrmodusschalter auf „Sport“ eingestellt, wirkt sich das – in bescheidenem Umfang – auf Lenkung, Motorsteuerung sowie Stabilitäts- und Traktionskontrolle aus. Auf jeden Fall stellt sich ein begeisternder Motorklang ein, mit einem fast schon obszönen Röhren unter Last und einem gelegentlich wohligen Rülpsen bei Lastwechseln oder im Schiebetrieb. Das straffe, aber ohne buckelharte Polterschläge agierende Fahrwerk macht in Verbindung mit dem mechanischen Sperrdifferential an der Hinterachse richtig Laune auf besonders kurvenreiche Strecken.



Allerdings geht die Ausfahrt mit dem Abarth 124 Spider weitgehend mit dem Verzicht auf Annehmlichkeiten einher. Der schmale Innenraum bestraft die beiden Passagiere gnadenlos für überflüssige Pfunde. Weil Türtaschen und ein Handschuhfach fehlen, muss man mit sehr bescheidenen Ablagemöglichkeiten vorlieb nehmen. Auch die kleine, tiefe und zerklüftete Höhle namens Kofferraum erfordert mit einem Fassungsvermögen von mickrigen 140 Litern Abstriche beim Reisegepäck. Andererseits: Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl und viel Puzzletechnik gelang es uns, unter Zuhilfenahme des kompletten Beifahrerraumes fünf Sprudelkisten auf einen Rutsch zu transportieren.

Das Faltverdeck lässt sich leicht handhaben – eine elektrische Bedienung widerspräche ja auch dem Charakter des Roadsters und wäre zudem völlig überflüssig, denn die manuelle Bedienung der Stoffmütze ist denkbar einfach: Bügel lösen, Dach nach hinten werfen, einrasten, fertig. Für diese Prozedur, die gefühlt 3,4 Sekunden dauert, kann man getrost im Wagen sitzen bleiben. Dank des kleinen, aber wirkungsvollen Windschotts halten sich die Luftverwirbelungen im Innenraum in erträglichen Grenzen.
Elektronische Heinzelmännchen wie Toter-Winkel-Warner, Bremsassistent, Abstandshalter oder automatisches Fernlicht haben sich die Italiener beim Abarth 124 Spider gespart. Immerhin gibt es, wenn auch nur gegen Aufpreis, Parksensoren hinten, LED-Scheinwerfer, adaptives Frontlicht und ein Navigationsgerät.



Im Detail: Abarth 124 Spider

Fahrzeugsegment: Zweisitziger Roadster mit manuellem Stoffverdeck;
Motor: Vierzylinder- Turbobenziner mit 16 Ventilen;
Hubraum: 1.368 ccm;
Leistung: 170 PS/125 kW bei 5.500 U/min.;
Maximales Drehmoment: 250 Nm bei 2.500 U/min.;
Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 6,8 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h;
Kraftstoffart: Super;
Normverbrauch: innerorts: 8,5 Liter/100 km, außerorts: 5,1 Liter/100 km, insgesamt: 6,4 Liter/100 km;
CO2-Emission: 148 g/km;
Energieeffizienzklasse: E;
Im Test: 6,7 Liter/100 km, 159 g/km CO2;
Tankinhalt: 45 Liter;
Reichweite (theoretisch/im Test): 703 km/671 km;
Antrieb: Hinterrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.075 mm/1.740 mm/1.230 mm;
Radstand: 2.310 mm;
Kofferraumvolumen: 140 Liter;
Leergewicht: 1.135 kg;
Nutzlast: 180 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.315 kg;
Anhängelast: (nicht zugelassen);
Wendekreis: 9,4 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet/Scheiben;
Räder: 7 J x 17, Leichtmetall;
Bereifung: 205/45 R 17 84 W;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 14/Teilkasko: 21/Vollkasko: 24;
Preis: 40.000 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Foto: Hersteller