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In KB-Ausgaben von 1998 geblättert
VW New Beetle: Anfang und Ende eines langen Käfer-Comebacks

RobGal

Vor 20 Jahren begeisterte der Käfer-Nachfolger die Autowelt --- Kompaktes Kultauto, das für die Retrowelle im Automobilbau der 90er steht --- Produktionsende für 2019 beschlossen
20 Jahre New Beetle. Das Debüt des Käfer-Nachfolgers fand am 27. November 1998 statt. Entwickelt für „mehr Lebensfreude“ löste der neue Käfer eine unerwartete Begeisterung aus, die man sich heute kaum vorstellen kann. 34.950 Mark (17.870 Euro) kostete das Lifestyle-Auto, egal, ob mit Benzin- oder Dieselmotor. Bei mehr als zwei Insassen wurde es eng im Zweitürer. VW hatte mit dem erinnerungsträchtigen runden Retrodesign den damaligen Zeitgeist wie kaum ein anderer Hersteller eingefangen.

Aber, betonte ein VW-Sprecher bei der Präsentation 1998 gegenüber dem kraftfahrt-berichter, „er ist keineswegs die Tochter des Käfer, sondern die Schwester des neuen Golf.“ Dessen vierte Generation hatte ein Jahr zuvor Premiere gefeiert. „Dabei sind die Gemeinsamkeiten von Beetle und Käfer größer als die unverwechselbare Form, die Blumenvase und die Gummikappe im Beetle-Kofferraum, die als einziges Bauteil noch vom Käfer stammt“, schrieb der kraftfahrt-berichter Anfang November 1998 in seiner Neuvorstellung.

Zwei quer eingebaute Motoren standen am Anfang zur Wahl: Ein Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit 115 PS und ein sparsamer 1,9 Liter TDI-Diesel, der 90 PS leistete – das verbrauchs- und emissionsreduzierende Downsizing im Motorbau kam erst Jahre später auf. Die Serienausstattung des neuen Käfer war „gut“, lobte der kb 1998, geradezu topmodern: Sie bestand aus Front- und Seitenairbags, ABS, und sogar ESP war an Bord – zum ersten Mal in einem Volkswagen. Erwähnenswert waren dem kb auch die Zentralverriegelung, vier Scheibenbremsen, „große 16-Zoll-Räder“, ein „hochwertiges Radio“ und Rücksitze zum Umklappen, damit der bescheidene Kofferraum von 209 auf 527 Liter vergrößert werden konnte. Mit einem Aufpreis erhielt der Käufer zudem eine Klimaanlage, Schiebedach, Leichtmetallräder, Nebelscheinwerfer und sogar eine Sitzheizung. Den New Beetle gab es im klassischen Schwarz sowie in grüner und gelber Lackierung.

„Beim Einsteigen sollte man ganz schnell das besondere Käfer-Feeling vergessen“, empfahl der kb, denn „ein riesiger Raum tut sich vor Fahrer und Beifahrer auf“. Um ausreichend Kopffreiheit zu garantieren, wurden die vorderen Sitze weit nach hinten platziert, um die höchste Stelle der Dachrundung auszunutzen. Während also Fahrer und Beifahrer ein üppiges Platzangebot vor-fanden, ging es in der zweiten Reihe eher bescheiden zu. Das Verhältnis von Außen- und Innendesign war in den Augen der kb-Autorin nicht gelungen: „Weder die Blumenvase, die nun in Gestalt eines durchsichtigen Zylinders daherkommt, noch die wuchtige Armaturentafel wollen zum runden Babyface der Karosserie passen“, kritisierte sie. „Immerhin erinnern die traditionellen Halteschlaufen für die Passagiere der letzten Reihe unmittelbar an den Vorgänger.“

Der Golf im Beetle kam erst so richtig beim Fahrwerk ins Spiel. Das stammte aus dem Baukasten des neuen Bestsellers. Volkswagen hatte den Beetle einem besonderen Härtetest unterzogen. 44.000 Kilometer war er um die halbe Welt geschickt worden, zusätzlich wurde der 4,28 Meter lange Zweitürer durch neun europäische Länder gescheucht, damit sich das Fahrwerk beweisen konnte. Vielleicht trug diese Rundreise dazu bei, spekulierte der kb, dass sich zum Marktstart bereits 200.000 Kaufinteressenten aus aller Herren Länder gemeldet hatten, die alle das kultige Lifestyle-Auto im Retro-Look haben wollten. Auch VW-Mitarbeiter hatten sich von der Begeisterung mitreißen lassen, 26.000 zeigten ihr Kaufinteresse an. Doch für den deutschen Markt waren insgesamt nur 45.000 Einheiten aus der Produktion des mexikanischen VW-Werks in Puebla vorgesehen. Die Wartezeiten betrugen bis zu sechs Monate.

Erst 2011, also 13 Jahre später, stellte VW die zweite Generation des Beetle vor. Die Neuauflage präsentierte den Wagen deutlicher als Käfer, zudem korrigierten die Wolfsburger manchen Kritikpunkt. Kürzlich beendete VW das lange Comeback des Modells, das die Volkswagenwerke überhaupt erst zu dem machte, was heute der größte Autobauer der Welt ist. 2017 wurde der Deutschland-Import des Coupés von dem einst so gefeierten Käfer-Nachfolger wegen zu geringer Nachfrage eingestellt. Ein Jahr später, im Februar dieses Jahres, verkündete VW auch für die beliebtere Cabrio-Version das Ende in Deutschland. Lagerbestände werden aber noch angeboten.

In China und in den USA laufen Coupé und Cabrio noch bis Mitte 2019. „Es wird keinen direkten Nachfolger geben, unter anderem, weil sich das Käuferverhalten geändert hat“, sagte ein VW-Sprecher auf Anfrage des kraftfahrt-berichters. Anfang und Ende eines langen Käfer-Comebacks.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (kb) | Foto: © zimtzicke63 - Fotolia.com