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Verkehrsdichte: Der Pendelverkehr wächst und wächst
Berufstätige fahren im Schnitt 10,5 Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz

RobGal

Der Pendlerverkehr nimmt deutlich zu und belastet damit verstärkt den Straßenverkehr. Von den sozialversicherungspflichtigen und geringfügig Beschäftigten, die regelmäßig von ihrem Wohnort zum Arbeitsplatz und zurück fahren, nutzten im Jahr 2016 zwei Drittel einen Pkw, ermittelte das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Das IAB existiert seit 1967 als Forschungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit. Es forscht mit gesetzlichem Auftrag im Bereich der Arbeitslosenversicherung und der Grundsicherung für Arbeitsuchende und macht seine Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich. Außerdem unterbreitet es Vorschläge für die Politik und soziale Praxis.
Nach einer Studie des IAB ist die mittlere Entfernung im Pendelverkehr zwischen dem Jahr 2000 und 2014 um 21 Prozent erhöht. Betrug sie Anfang des Jahrtausends noch 8,7 Kilometer, war sie 14 Jahre später bereits auf 10,5 Kilometer angewachsen. Viele Menschen fahren zwanzig Kilometer und mehr von ihrem Wohnort zur Arbeitsstelle. Das hat vorwiegend den Grund, dass, wie die Wissenschaftler hervorheben, die Mietpreise stark verteuert wurden. Überhaupt sind es vor allem soziale Ursachen, die zum Anstieg des Pendlerverkehrs führen.

Obwohl sich die mittlere Pendelentfernung für Frauen in den letzten Jahren stärker vergrößerte, müssen Männer im Schnitt vier Prozent weiter fahren als Frauen. Die Forscher erklären das Phänomen damit, dass weibliche Berufstätige öfter in Teilzeit arbeiten als ihre männlichen Kollegen.

Die Länge der Pendelstrecke ist außerdem abhängig vom Alter. Die meisten Kilometer (11) legen die Berufstätigen mittleren Alters zurück. Sie leben mit ihrer Familie häufig weiter entfernt vom urbanen Zentrum. Hingegen wohnen ältere und jüngere Menschen eher näher an ihrem Arbeitsplatz. Viele Jüngere bevorzugen zudem das kulturelle Angebot in der Stadt; Ältere ziehen im Verlauf ihres Arbeitslebens vermehrt Richtung City.

Soziale Ursachen des steigenden Pendlerverkehrs
Erheblich mehr Kilometer als der Durchschnitt fahren Akademiker zu ihrem Arbeitsplatz (18,5 Kilometer). Ebenso steigt die Wegstrecke für weniger qualifizierte Personengruppen mit schlecht entlohnter Arbeit. Hier wirken sich die anhaltend stark wachsenden Mieten in den Städten besonders stark aus. Hieraus ergibt sich für die betroffenen Gruppen eine Art Stadtflucht.

Allerdings zeigt sich auch die entgegengesetzte Tendenz. Betriebsverlagerungen vieler Unternehmen zwingen die Arbeitnehmer zu regelmäßigen Fahrten in die Randgebiete der großen Städte. Im Vergleich zum Jahr 2000 fuhren 2014 deutliche 40 Prozent mehr Lohnabhängige von ihrem städtischen Wohnort zu ihrem Arbeitsplatz aufs Land. Auch betriebliche Umstrukturierungen und Schließungen von Standorten im verarbeitenden Gewerbe haben eine Verlängerung des Wegs zur Folge. Allein in diesem Bereich konstatiert das IAB eine Erhöhung der Pendelentfernung von 27 Prozent.

Hohe Mieten und ungleiche Beschäftigungs- und Einkommensverhältnisse sowie Betriebsverlagerungen und -schließungen wirken sich, so lässt sich aus der IAB-Untersuchung resümieren, negativ auf die Pendeldistanz aus. Das erhöht das Verkehrsaufkommen mit allen seinen Folgen, von der stärkeren Belastung der Infrastruktur über erhöhten Stress und verringerte Verkehrssicherheit bis zur Luft- und Umweltbelastung.
Hier muss wohl etwas getan werden.
Quellen
    • Foto: © eyetronic - Fotolia.com | Text: Olaf Walther (kb)