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Autokauf
Welcher Gebrauchtwagen taugt etwas?

RobGal

Über 7,3 Millionen gebrauchte Pkw wechselten im vergangenen Jahr den Eigentümer, fast ausschließlich treten Privatpersonen als Käufer auf. Allerdings war in der Statistik des Kraftfahrt- Bundesamtes jeder fünfte Gebrauchte jünger als ein Jahr alt – also kein typisches altes Schnauferl. Gleichwohl wuchs der Gebrauchtwagenmarkt 2015 erneut deutlich um 3,7 Prozent.
Kein Wunder: Je stärker sich die soziale Schere spreizt, umso höher ist die Zahl der Menschen, die beim Kauf eines so kostspieligen Produkts, wie das Auto eins ist, mit sehr spitzer Feder rechnen müssen. Wer wenig Geld hat und ein neues Auto benötigt, überlegt sich den Kauf eines Gebrauchten, denn der Wertverlust eines Neuwagens ist bereits im ersten Jahr erheblich, und mit etwas Glück stößt man auf ein günstiges Garagenauto.

Der Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt lohnt sich aber auch für jene Autofahrer, die etwas mehr Geld ausgeben können. Vielleicht schnappt man sich einen gut gepflegten älteren Mittelklassewagen mit üppiger Ausstattung, wo das Budget sonst nur für eine erheblich kleinere Ausführungen reicht.

Angesichts der Fülle des Angebots stellt sich aber die Frage: Nach welchem Modell lohnt es sich, Ausschau zu halten? Welche Baureihe ist auch nach Jahren noch gut in Schuss, welche ist anfällig für teure und ärgerliche Mängel? Rat findet man bei den Gebrauchtwagenreports der Prüforganisationen. Sie werten akribisch ihre millionenfachen Hauptuntersuchungen (HU) aus und erheben Art und Häufigkeit der Mängel. So können sie ziemlich genaue Angaben zu den typischen Stärken und Schwachstellen beim technischen Zustand machen. Für seinen soeben erschienenen Report 2016 konnte Dekra auf 15 Millionen Hauptuntersuchungen aus den beiden letzten Jahre zurückgreifen. Dabei werden nur aussagekräftige Mängel berücksichtigt. "Mängel wie abgefahrene Reifen, die auf das Verhalten des Fahrers zurückgehen, fließen nicht in unseren Report ein", bekräftigte Gerd Neumann, der Vorsitzende in der Geschäftsführung von Dekras Automobilsparte.

Der Dekra-Report teilt die Fahrzeuge in die üblichen Segmente (Kleinwagen etc.) ein, weil die Kaufinteressenten in der Regel innerhalb einer Fahrzeugklasse vergleichen. Außerdem wurden nur Modelle bewertet, von denen mindestens tausend HUs bei der Dekra durchgeführt worden waren, wie Neumann bei der Vorstellung des Reports unterstrich. Nur so könnten statistisch verlässliche Aussagen getroffen werden. Eine weitere Besonderheit des Dekra-Reports: Die Fahrzeuge werden nicht nach Altersklassen, sondern nach Laufleistungsgruppen unterteilt. Die Zahl der gefahrenen Kilometer ist nach Ansicht von Neumann bedeutender für die Mängelanfälligkeit eines Wagens als sein Alter.

Auf diese Weise umfasst der Dekra-Report 2016 insgesamt 474 Automodelle, das sind doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren und knapp 20 mehr als im Vorjahr. "Das liegt an der Tendenz der Fahrzeughersteller, mit neuen Modellen immer kleinere Nischen zu besetzen", was sich mit etwas Verzögerung auch auf den Gebrauchtwagenmarkt auswirkt, erklärt Gerd Neumann. Diese 474 Autos sind in neun Segmente von Kleinst-/Kleinwagen über Sportwagen/Cabrios bis zu den Transportern und in drei Laufleistungsgruppen zwischen 0 und 150.00 Kilometer eingeteilt. Bewertet werden sie nach drei Mängelgruppen (ohne, geringe, erhebliche Mängel) und fünf Baugruppen (von Fahrwerk/Lenkung bis Elektronik/Licht). Kennzahl ist der Mängelindex, bei dem Dekra den Anteil der Fahrzeuge ohne Mangel in Beziehung setzt zum Anteil mit Mängeln. Dabei werden die erheblichen Mängel besonders gewichtet.

Eine Ausnahme bilden die "Neueinsteiger", das sind Automodelle, die es nicht länger als drei Jahre auf dem Markt gibt. Die Erfahrung der Dekra-Experten lehrt, dass sowohl das Wartungsverhalten der Autobesitzer als auch spezielle Programm von Herstellern und Werkstätten "die Aussagekraft der Mängelstatistik einschränkt", wie Neumann einräumte. Deshalb werden die Neuen im Report zwar aufgelistet, aber nicht miteinander verglichen. Gesondert behandelt werden auch die 131 "Volumenklassiker"; das sind gut gehandelte Fahrzeuge, die es als Neuwagen jedoch nicht mehr gibt.

Neu eingeführt hat Dekra im diesjährigen Report die Fahrzeuge, die nach dem Erscheinungsjahr der Baureihe älter als 30 Jahre und damit Oldtimer mit der Möglichkeit zu einem H-Kennzeichen sind. Der stetig wachsende Oldtimer-Markt habe "ganz eigenen Charakteristika", weshalb er sich nicht zum Vergleich mit anderen Gruppen eigne, sagte Neumann.

In dem 166 Seiten starken Dekra-Report werden rund 280 Modelle ausführlich mit Text, Bildern, Statistiken, technischen Daten, Bewertung und sogar Empfehlungen zu Ausstattung, Motorisierung und Modelljahr vorgestellt. Den Gebrauchtwagenreport gibt es im Internet unter gebrauchtwagenreport.com, als kostenlose App oder als Sonderheft der Fachzeitschrift "Auto, Motor und Sport".

Die besten Gebrauchten im Dekra-Report 2016 sind (unterteilt nach den drei Laufleistungsbereichen bis 50.000, bis 100.000, bis 150.000 Kilometer):

Kleinst-/Kleinwagen: Toyota Yaris, Audi A1, Mazda 2.
Kompaktklasse: Honda Civic, BMW 1er, Toyota Prius (von 2003!).
Mittelklasse: Volvo S60/V60, Volvo S60/V60, BMW 3er.
Obere Mittel-/Oberklasse: Mercedes-Benz CLS, Mercedes-Benz CLS, Audi A6.
Sportwagen/Cabrio: Mercedes-Benz SLK, BMW Z4, Audi TT.
Geländewagen/SUV: Mercedes-Benz M-Klasse, Mercedes-Benz M-Klasse, Audi Q5.
Vans: Mercedes-Benz B-Klasse, Mercedes-Benz B-Klasse, VW Sharan.
Kleintransporter: Opel Combo, VW Amarok, Peugeot Partner.
Transporter: Renault Master, Renault Master, VW Crafter.



"Bester aller Klassen", das heißt im Durchschnitt über alle Laufleistungsklassen hinweg die Nummer eins und damit Gesamtsieger, ist der Audi A6. Ihm folgen Vorjahreserster Mercedes- Benz E-Klasse und Audi Q5.

Die deutschen Hersteller konnten in den 27 Einzelwertungen 18 erste Plätze verbuchen, mit sieben gingen die meisten an Mercedes. Ferner gibt es vier japanische Siege, drei französische und zwei schwedische.
Quellen
    • Text: Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: FM2 - Fotolia.com