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Eigenständigkeit: Opel weiter unter Druck
Teilverkauf des Entwicklungszentrums steht bevor | Partnerschaft mit französischem Ingenieurdienstleiter

RobGal

Auch wenn die letzten Geschäftsergebnisse von Opel/Vauxhall recht gut ausfielen und im positiven Bereich lagen, soll die Sanierung des Autoherstellers konsequent weitergehen. Die Geschäftsführung des französischen Eigentümers PSA mit dem als harten Sanierer bekannten Carlos Tavares an der Spitze will schnell verlässliche Gewinnmargen sehen. Mitarbeiter, Gewerkschaft und Betriebsrat verlangen Transparenz, Mitsprache sowie Standort- und Arbeitsplatzsicherung.
Nun steht das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim mit 7.000 Beschäftigten im Fokus

Das PSA-Management verhandelt mit dem französischen Ingenieurdienstleister Segula im Zuge einer strategischen Partnerschaft über den Teilverkauf. Das liegt schon länger in der Luft, weil General Motors nach dem Verkauf von Opel vor rund einem Jahr seine Aufträge an das Entwicklungszentrum deutlich reduziert hat. Sollten die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden, ist geplant, dass 2.000 Beschäftigte des Entwicklungszentrums, Techniker und Ingenieure, zu Segula wechseln . Die restlichen 5.000 sollen bei Opel beschäftigt bleiben. Zudem wird in Aussicht genommen, dass der französische Ingenieurdienstleister Anlagen aus der Fahrzeug- und Antriebsentwicklung übernimmt. Dafür will Segula in Rüsselsheim einen eigenen größeren Betrieb auf-bauen. Dabei soll der von PSA bei der Übernahme von Opel ausgesprochene Kündigungsschutz für die Opel-Mitarbeiter bis zum Sommer 2023 seine Gültigkeit behalten.

Segula Technologies ist ein international agierender Ingenieurdienstleister mit Stammsitz im französischen Nanterre nahe Paris. Die 1985 gegründete und familiengeführte Firma ist mit insgesamt 11.000 Mitarbeitern in 28 Ländern, davon 500 in der Bundesrepublik, in den Branchen Automobil, Energie, Eisenbahn, Luftfahrttechnik, Petrochemie und Pharmazie aktiv. Zu den Kunden zählen neben PSA unter anderem Airbus, Audi, BMW und Renault. Aus Opels Entwicklungszentrum wollen die Franzosen einen „Engineering-Campus“ machen. Der Schritt soll Segula dem selbstgesteckten Ziel näherbringen, bis 2023 der weltweit führende Dienstleister für automobile Lösungen zu sein.

Opels Entwicklungschef Christian Müller betonte, dass im neuen Entwicklungszentrum die künftigen Opel-Modelle designt und entwickelt würden. „Zudem übernehmen wir hier wichtige Aufgaben für die gesamte PSA-Gruppe.“ Damit sollen wohl der Auftragsrückgang durch GM kompensiert werden. Das Entwicklungszentrum spielt eine wichtige Rolle bei der Frage, ob Opel als eigenständiger Autohersteller erhalten bleibt oder zur Hülle für französische Produkte wird.

Arbeitsplatzgarantie

Carlos Tavares gab zu verstehen, dass er, auch wenn die Verhandlungen schwierig würden, konstruktiv mit dem Betriebsrat und der IG Metall über den Teilverkauf sprechen wolle. Gleichwohl setzte es gleich Kritik. Der Gesambetriebsratsvorsitzende, Wolfgang Schäfer-Klug, warnte vor einem Ausverkauf, der Opel gefährde. Der Betriebsrat hält eine Partnerschaft mit Segula nur dann für akzeptabel, wenn sie in Form eines Gemeinschaftsunternehmens strukturiert werde, bei dem Opel über einen Anteil von 50 Prozent verfügt.

Der zuständige IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger monierte mangelnde Transparenz und dass die Gewerkschaft von den Verhandlungen mit Segula erst aus den Medien erfahren habe. Er kritisiert, dass Opel seiner DNA beraubt würde, sollte das Entwicklungszentrum veräußert werden.

Segula verfügt seit mehreren Jahren über eine Niederlassung in der Bundesrepublik mit mehreren Standorten und gehört zu den Unternehmen, die den Flächentarifvertrag noch nicht unterzeichnet haben. Das soll aber, so das Unternehmen, im Zuge einer strategischen Partnerschaft mit PSA/Opel Gegenstand der Verhandlungen sein. Der Generaldirektor von Segula, Laurent Germain, warb für die Zusammenarbeit, indem er in Aussicht stellte, dass Segula sich durch die Teilübernahme in Hessen ansiedeln werde, womit das Bundesland gefördert würde.
Quellen
    • Foto: Opel | Text: Olaf Walther (kb)