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Nutzfahrzeug-IAA: Der Lieferwagen fährt schon mal vor, während der Paketbote noch ausliefert
ZF präsentiert Elektro-Stadtlieferwagen mit automatisierten Fahrfunktionen | Ausblick auf den Transporter der Zukunft mit optimalem Zustellweg und im Dialog mit den Empfängern

RobGal

Elektrisch angetriebenen und autonomen Zustellfahrzeugen für die Stadt gehört die Zukunft. ZF erwartet in den nächsten fünf bis sieben Jahren, dass weltweit rund einer Million Stadtlieferwagen nachgefragt werden, denn allein in Deutschland soll Expertenschätzungen zufolge die Zahl der verschickten Pakete in den nächsten Jahren auf vier Milliarden pro Jahr anwachsen. Um diesen Anstieg in dem eh schon dichten Stadtverkehr bewältigen und die immer schärfer werdenden Umweltauflagen erfüllen zu können, sind sowohl elektrische als auch intelligente Mobilitätskonzepte erforderlich.
ZF hat daher mit dem Autohersteller e.Go Mobile, einer Ausgründung der RWTH Aachen, das Gemeinschaftsunternehmen e.Go Moove aus der Taufe gehoben. Hier sollen zukunftsweisende Mobilitätskonzepte für den Personen- und Gütertransport entwickelt und auch produziert werden. Auf der kommenden Nutzfahrzeug-IAA in Hannover (20. bis 27.9.2018) wird das autonome Zustellfahrzeug „e.Go Mover“, dessen Serienproduktion bereits begonnen hat, seinen ersten großen Auftritt haben. Der ZF-Vorstandsvorsitzende Wolf-Henning Scheider und e.Go-Mobile-Gründer und -Chef Günther Schuh, der auch beim E-Transporter-Hersteller Streetscooter beteiligt war, visieren zunächst eine Jahresproduktion in fünfstelliger Größenordnung an.

Blick in die Zukunft: An der virtuellen Leine

Der e.Go Mover ist Teil eines kompletten digitalen Logistikangebots und einer Offensive im Bereich autonomer und elektrischer Mobilität mit weiteren Fahrzeugen und Dienstleistungen. ZF steuert das elektrische Antriebssystem sowie Lenkung, Bremsen und die automatisierten Fahrfunktionen inklusive Sensoren und Zentralrechner mit künstlicher Intelligenz bei und will damit seine „umfassende Systemkompetenz“ unter Beweis stellen.

Wie sich ZF die langfristige Entwicklung vorstellt, zeigt das eigenständig entwickelte Konzeptfahrzeug „Innovation Van“. Es soll eine Antwort auf die zu erwartende Flut an Paketen sein, gleichzeitig die Wünsche der Kunden nach zügiger und flexibler Zustellung erfüllen und die unter Druck stehenden Zusteller entlasten. Ein Paketbote hat nach Erkenntnissen von ZF pro Tag bis zu 200 Sendungen auszuliefern. Dabei hat er für jede einzelne gerade einmal zweieinhalb bis drei Minuten Zeit, inklusive Parken, Transport, Warten an der Haustür und Abgeben. Mit zunehmendem Online- und Versandhandel wird es in den Innenstädten also noch enger und hektischer werden.

Der Innovations-Van ist ein Lieferwagen der Autonomisierungsstufe 4 (Level 5 bedeutet fahrerlos) und rundum mit Sensoren bestückt. Kamera-, Radar- und Lidarsensoren sorgen dafür, dass der Wagen den Verkehr und die Umgebung erfasst. Ein Zentralcomputer verarbeitet die Daten und steuert den Innovations-Van durch den Verkehr. Dabei berücksichtigt er Ampeln und Verkehrszeichen genauso, wie er auf komplexe Situationen reagiert. Intelligente mechatronische Systeme, etwa die elektrische Servolenkung oder das Bremssystem, setzen die Befehle des Zentralcomputers um. So kann der Zusteller das Lieferfahrzeug „wie an einer virtuellen Leine“ per Tablet-Fernsteuerung dirigieren, falls er einmal keinen Parkplatz findet oder die nächsten Empfänger besser zu Fuß erreicht. Der Innovations-Van sucht sich sogar eine Parkmöglichkeit.

Bereits vor Arbeitsbeginn greift der Hightech-Transporter auf ein cloudbasiertes Unterstützungssystem zu. Darin sind alle erforderlichen Daten wie Zustellort und die gewünschte Lieferzeit für jedes eingeladene Paket hinterlegt, bei Lebensmitteln auch die Haltbarkeit. „Daraus berechnet der Algorithmus unter Berücksichtigung von Parametern wie Verkehrslage oder Energieverbrauch in Echtzeit die optimale Zustellreihenfolge“, erläutert Projektleiter Georg Mihatsch. Der Paketbote wiederum hat diese Informationen mittels einer Datenbrille im Blick.

Und was haben die Empfänger von der smarten Liefer-Zukunft? Sie können nicht nur den Weg der Sendung online genau verfolgen, sondern auch Zustellzeit und -ort ändern, sogar kurzfristig. Das kommt auch dem Paketboten entgegen, wie ZF anmerkt, weil er dadurch nicht umsonst klingeln und ein zweites Mal los muss.
Quellen
    • Foto: © freshidea - Fotolia.com | Text: Beate M. Glaser (kb)