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Bundesverkehrsministerium fördert Einbau von Abbiegeassistenten in Lkw und Abbiegeunfälle durch Lastwagen oder Busse – besonders im hektischen Innenstadtverkehr – sind gefährlich und enden nicht selten tödlich. Jährlich sterben in der Bundesrepublik durchschnittlich dreißig Radfahrer, die von den Berufskraftfahrern meist gänzlich übersehen werden. Unter den Todesopfern befinden sich immer wieder Kinder.
Oft sind die Fahrer beim Abbiegen an einer komplexen Kreuzung überfordert, zumal der Zeitdruck permanent hoch ist. Deshalb helfen auch zusätzliche Spiegel zur Erweiterung des Sichtfelds nicht, denn bereits die vorhandenen Spiegel drohen die Fahrer zu überfordern. Aus der Unfallforschung kommt aber schon länger der Hinweis, dass jährlich circa zweihundert Unfälle verhindert werden könnten, würden in die Fahrzeuge elektronische Abbiegeassistenten eingebaut.

Dabei ist Assistent nicht gleich Assistent. So reichen einfache Kamerasysteme nicht aus, da sie nur zusätzliche Bilder liefern. Erforderlich seien vielmehr, so äußert sich etwa der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), akustische oder optische Warnsignale, die den Fahrer deutlich und rechtzeitig vor einer Unfallgefahr warnen. Man kennt solche radarbasierten Systeme längst aus dem Pkw-Bereich. Noch besser wäre es, der Abbiegeassistent wäre mit einem automatischen Notbremssystem verbunden, das im Fall einer wahrscheinlichen Kollision und unter der Voraussetzung, dass der Fahrer unzureichend oder gar nicht reagiert, selbsttätig in die Eisen geht.

Spediteure verlangen von den Lastwagenherstellern, mehr Modelle mit solchen Warnsystemen anzubieten. Die Diskussion in Sicherheitskreisen und in der Öffentlichkeit führt seit einiger Zeit in dieselbe Richtung. Bislang werden Abbiegeassistenten aber lediglich von Mercedes-Benz und der VW-Tochter Scania angeboten.

Bundesregierung unter Handlungsdruck
Daher musste nun das Bundesverkehrsministerium reagieren. Es stellt im Zuge der „Aktion Abbiegeassistent“ ab 2019 fünf Millionen Euro für 2.900 Förderfälle zur Verfügung. Dadurch wird den Spediteuren eine Teilfinanzierung der Abbiegeassistenten zur Nachrüstung oder bei der Neuanschaffung ermöglicht. Eine Nachrüstung kostet zwischen 1.500 und 2.500 Euro.

Im Koalitionsvertrag der schwarz-grünen Bundesregierung ist eine Gesetzesinitiative zum verbindlichen Einsatz der Abbiegeassistenten vorgesehen. Auf EU-Ebene wird darüber in einer für Europa zuständigen Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen (UNECE) verhandelt. Eine Einigung wird jedoch frühestens für Ende des kommenden Jahres erwartet. Das bedeutet, dass die obligatorische Einführung für neue Fahrzeugtypen erst 2022 und für Neuzulassungen 2024 möglich wäre.

Daher will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die Einführung des Warnsystems auf freiwilliger Basis in der Bundesrepublik anschieben und gleichzeitig den Prozess auf EU-Ebene beschleunigen. Das Verkehrsministerium seinerseits muss einheitliche Systemvorgaben entwickeln, etwa zum Schutz von Radfahrern, die von Nachrüstsystemen bislang nur unzureichend erfasst werden.

Darüber hinaus wäre über die Einführung von weiteren Sicherheitsmaßnahmen – zum Beispiel von Warnsignalen oder -schildern – und über eine sozialere Regulierung der Arbeitsbedingungen und Lenkzeiten von Lkw-Fahrern nachzudenken.
Quellen
    • Foto: © Cobalt - Fotolia.com | Text: Olaf Walther (kb)