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Tankstelle der Zukunft: Treffpunkt der Mobilität
Aral und die DLR blicken auf das Jahr 2040 voraus | Das Tankstellenangebot wird von Kraftstoff und Strom über Paketdepot und mobiles Büro bis zu E-Rad-Station und Lufttaxi-Landeplatz reichen

RobGal

Nichts bleibt, wie es ist. Von dieser Devise bleiben auch die Tankstellen nicht verschont. Seit ihrer „Erfindung“ in den 1920er Jahren kamen zur Möglichkeit, Fahrzeuge mit Kraftstoff und Reifenluft zu versorgen, stetig neue Dienstleistungen hinzu. Dadurch verwandelten sich die Stationen zu modernen Servicezentren rund um die Automobilität, mit Waschanlagen, Kleinstsupermärkten und Mini-Cafés, mit Computer-Arbeitsplätzen und Ruhezonen. Doch was passiert mit den Tankstellen, wenn das autonome Fahren Einzug hält? Werden Benzin und Diesel überhaupt noch gebraucht? Wird es in Zukunft Flugtaxis geben?
Wie sich die Mobilität wandelt, so werden sich auch die Tankstellen verändern müssen, um die Kundenwünsche zu erfüllen, meint Aral. In der Studie „Tankstelle der Zukunft“ hat der Tankstellen-Marktführer in Deutschland zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) einen visionären Blick auf das Tankstellengeschäft in der Großstadt der Zukunft geworfen. „Wenn alles so zutrifft, dann unterscheidet sich der Stadtverkehr 2040 deutlich vom heutigen“, sagte Patrick Wendeler, Aral-Vorstandsvorsitzender bei der Vorstellung der Studie. Die Menschen werden zunehmend in Städten leben, die immer größer werden. Das Auto wird auch dann wichtig für eine individuelle Mobilität bleiben. Die Studie will eine Momentaufnahme sein, wie in über zwanzig Jahren eine Tankstelle in der Stadt aussehen könnte, welche Angebote, Kraftstoffe und Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden sollten.

Benzin und Diesel werden für Hybridautos wichtig bleiben

Auch wenn der Anteil von Benzin- und vor allem Dieselautos auf den Straßen sehr wahrscheinlich deutlich zurückgehen wird, wird nach der Aral-DLR-Prognose der Anteil von Benzin- und Diesel-Hybriden an den Neuzulassungen 2040 zwei Drittel betragen. Zudem werden Plug-in-Hybride einen Anteil von etwa einem Viertel ausmachen. Reine Elektro-Pkw werden demnach weniger stark vertreten sein, als man es heute denkt oder auch erhofft. Auf magere drei Prozent schätzen Aral und DLR den Stromeranteil im Verkehrsgeschehen von 2040.

Im Güterverkehr wird mehr als jeder zweite Lastwagen mit Hybridantrieb unterwegs sein, prognostiziert das Institut für Verkehrsforschung am DLR. Dazu kommen immerhin 13 Prozent Elektro-Lkw und neun Prozent Plug-in-Hybride. Das heißt, dass es im Tankstellengeschäft der Zukunft nicht keine, sondern weniger Zapfsäulen geben wird und dafür mehr Ladestationen für Stromer, vor allem zum Schnellladen in wenigen Minuten. Zudem wird der Anteil an Bio- und synthetischen Kraftstoffen steigen, ist sich Wendeler sicher, aber auch Erd- und Autogas wird immer beliebter. Das Zapfen ließe sich bequem, sicher und schnell von Tankrobotern erledigen.

Doch das sind eigentlich nur die geringsten Veränderungen, die zu erwarten sind. Mit dem grundlegenden Wandel in der Mobilität wird sich auch die Tankstelle verändern, sowohl in ihrem Angebot als auch in ihrer Funktion und in ihrem Aussehen. Dieser Prozess wird nicht zuletzt dadurch beeinflusst werden, dass künftig weniger Autos als heute auf der Straße sein werden, doch die Gesamtfahrleistung wird dennoch kräftig um ein Viertel steigen, wie das DLR erwartet. Carsharing und andere, ganz neue Mobilitätsdienste sind im Kommen.

Die Tankstelle der Zukunft könnte dabei die Funktion eines Knotenpunktes der verschiedenen Mobilitätsarten übernehmen. Die Kunden würden hier zum Beispiel vom autonomen Auto auf das E-Rad oder den E-Roller umsteigen, für die es zudem eine Wechselstation für die Akkus gibt, damit der Saft nicht ausgeht und die Zweiräder stets zur Verfügung stehen. Dabei ließe sich auch gleich ein frisch zubereitetes Essen aus dem Shop mitnehmen – wenn man es sich nicht vom automatisierten Kurier liefern lässt.

Flottenbetreiber könnten an der Tankstelle der Zukunft ihre autonomen Fahrzeuge bereithalten, sie in der Waschanlage reinigen und in der Werkstatt warten und reparieren lassen, spekuliert Aral. Den nötigen Platz würde ein mehrgeschossiges, vielleicht sogar vollautomatisiertes Tankstellen-Parkhaus bieten.
Die Großstadttankstellen werden so zum „serviceorientierten Mobilitätszentrum“, blickt der Aral-Chef in die Zukunft. Dabei werden die drei klassischen Säulen des Geschäfts, nämlich Kraftstoffe, Shop und Autowäsche, weiterhin dazugehören. Wendeler sieht die Tankstellen als „eine Art Treffpunkt für unterschiedliche Verkehrsmittel“ und mit neuen Funktionen. Unterwegsversorger sind sie heute schon, hinzu könnten Lade- und Batteriewechselstationen, Services für autonome Fahrzeuge und Tankwartroboter kommen, auch über Mikrodepots für Waren- und Paketlieferungen – die Aral in Berlin bereits testet – wird nachgedacht sowie über ein Angebot an mobilen Büros und Räumen für Geschäftstreffen – und vielleicht auch über einen Landeplatz für Lufttaxis.
Quellen
    • Foto: © Fotowahn - Fotolia.com | Text: Beate M. Glaser (kb)