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Sicherheit: Der Blick durch das Cockpit hindurch
Entwickler beschäftigen sich mit der Frage, wie man die störende A-Säule von Autos wegbekommt, damit der Fahrer auch bislang verborgene Hindernisse rechtzeitig entdeckt

RobGal

Die A-Säule von Pkw wurde in den letzten Jahren deutlich breiter konstruiert, damit sie als gestärkter Sockel des Fahrzeugdachs für ausreichend Sicherheit sorgt, wenn sich bei einem Unfall das Auto überschlägt. Doch damit wurde gleich ein neues Sicherheitsproblem geschaffen: Die größere A-Säule versperrt dem Fahrer nun stärker die Sicht. So kann bei Pkw wie bei Lastwagen verstärkt ein toter Winkel entstehen, der im quirligen Stadtverkehr mit querenden Fußgängern und Radfahrern überaus gefährlich ist.
Am Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) will man zusammen mit Rio, der Digitalmarke des Lkw-Herstellers MAN, die A-Säule durchsichtig gestalten, was auch beim Rangieren hilfreich ist. Zwei junge Wissenschaftler entwickelten im Rahmen ihrer Magisterarbeiten ein System für Pkw und Lkw, das mit Hilfe von Stereokameras alles, was sich um das Fahrzeug herum befindet, erfasst und „direkt und dreidimensional“ auf eine Virtual-Reality-Brille (VR) projiziert.

Mit dieser Brille auf der Nase sieht der Fahrer quasi durch das Cockpit hindurch, als ob beispielsweise die A-Säule transparent wäre, und kann damit wahrnehmen, was sich im toten Winkel ereignet. Auch kleine Gegenstände am Boden vor dem Heck vermag man so zu erkennen. Der Vorteil des Systems liegt auch darin, dass man direkt auf das Hindernis schaut, ohne Verzerrung wie sonst bei Spiegeln oder Rückkameras üblich. Die Fraunhofer-Wissenschaftler haben das System noch erweitert: Es kann nun gefährlich platzierte Objekte mit einem warnenden Rot in der Darstellung der VR-Brille einfärben, damit der Fahrer schneller auf sie aufmerksam wird.

So pfiffig die Idee auch ist, so schwer kann man sich vorstellen, dass ein Fahrer freiwillig die ganze Fahrt über eine VR-Brille trägt. Die heutigen Modelle sind einfach zu klobig, wie die Wissenschaftler einräumen. Da ist der Ansatz von Continental deutlich praxisnäher. Die Entwickler des Zulieferers verwenden statt einer VR-Brille Displays, die an den A-Säulen angebracht sind und die sie tatsächlich wie durchsichtig erscheinen lassen. Denn die am Fahrzeug angebrachten Umfeldkameras übertragen ihre Bilder auf diese Displays, so dass der Fahrer etwa beim Abbiegen genau ersehen kann, was sich im vermeintlichen toten Winkel der A-Säule abspielt – als ob die A-Säule gar nicht existierte.

Zugleich überwacht eine Innenraumkamera die Kopfbewegungen des Fahrers, um ihm die Bilder gemäß der Perspektive seiner Sitzposition korrekt anzuzeigen. Damit funktioniert das System auch dann, wenn der Fahrer hastig auf seinem Sitz hin und her rutscht oder den Kopf nervös bewegt.

Der Vorteil von Continentals System liegt auf der Hand: Eine umständliche und störende VR-Brille ist nicht erforderlich. Auf der anderen Seite können die Fraunhofer-Wissenschaftler nicht nur jene Hindernisse sichtbar machen, die sich hinter der A-Säule verstecken, sondern alle, die rundum das Fahrzeug scheinbar verborgen sind.
Quellen
    • Foto: © Kayros Studio - Fotolia.com | Text: Beate M. Glaser (kb)