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Nach zähem Ringen: EU-Parlament beschließt schärfere CO²-Grenzwerte für Autos
Emissionen von neuzugelassenen Pkw sollen bis 2030 deutlich sinken | Hersteller noch weit entfernt

RobGal

Bereits Ende vergangenen Jahres hatten sich Unterhändler des EU-Parlaments und der Mitgliedsstaaten auf strengere Emissionsgrenzen für Neuwagen geeinigt. Ende März beschloss nun das EU-Parlament auf einer Sitzung in Straßburg die neuen Grenzwerte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Der Ministerrat der Mitgliedsstaaten muss noch zustimmen, das gilt als sicher. Demnach soll der CO2-Ausstoß in zwei Schritten gesenkt werden.
Bis 2025 werden 15 Prozent weniger Kohlendioxidabgase gegenüber dem festgesetzten Wert bis 2021 (95 g/km) von der EU gefordert. Bis 2030 müssen die CO2-Werte nochmals minimiert werden, bei den Leicht-Lkw um dann insgesamt 31 Prozent, bei den Personenwagen um 37,5 Prozent.

Eine Quote für Elektroautos, wie von Umweltverbänden gefordert und von China vorgemacht, ist nicht vorgesehen. Dennoch setzt die Autoindustrie unter dem Druck bereits der aktuell gültigen CO2-Limits deutlich stärker auf den lokal emissionsfreien Antrieb, weil anders die Vorgaben, die sich auf die Neuwagenflotte eines Herstellers beziehen, kaum zu erfüllen sein werden. Der europäische Durchschnitt der Neu-Pkw lag zuletzt bei 118,5 g/km CO2 und ist damit noch weit entfernt von dem bereits 2021 geltenden Soll von 95 g/km.

In der Bundesrepublik wirken sich der Dieselskandal und die Verunsicherung durch drohende Fahrverbote negativ aus. Zuletzt stiegen viele Fahrer von Selbstzünderautos auf Benziner um, die konstruktionsbedingt einen stärkeren Verbrauch und damit einhergehend auch einen höheren CO2-Ausstoß aufweisen. Außerdem entscheiden sich immer mehr Autokäufer für ein schweres SUV mit stärkerer Motorisierung, das entsprechend mehr Sprit benötigt. Dennoch machen sich nun endlich Maßnahmen wie strengere Abgasnormen und Prüfstandards bemerkbar: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw sank zwischen Januar und März von 158,7 auf 156,7 g/km.

Politische Vertreter loben den Kompromisscharakter des Straßburger Beschlusses. Die EU dürfe gegenüber China und den USA nicht ins Hintertreffen geraten. Außerdem seien die EU-Klimaschutzziele anders nicht erreichbar. Kohlendioxid (CO2) ist ein Treibhausgas und wird entscheidend für den Klimawandel verantwortlich gemacht. Ein Viertel aller Klimagase in der EU entstammen dem Verkehr.

Kritik am Kompromiss

Dem Straßburger Beschluss waren harte Auseinandersetzungen vorangegangen. Ursprünglich wollte das EU-Parlament einen um 40 Prozent reduzierten neuen Grenzwert, die Bundesregierung nur eine 30prozentige Minderung. Dennoch gibt es auch Kritik an dem Kompromiss. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hält die künftigen Vorgaben für unrealistisch und arbeitsplatzgefährdend. Er befürchtet eine Schwächung der deutschen Wirtschaft. VDA-Präsident Bernhard Mattes fordert von der Politik, europaweit eine ausreichende Ladeinfrastruktur mit einem Stromnetz, „das Millionen von E-Fahrzeugen gleichzeitig mit möglichst grünem Strom versorgen kann“.

Aus den Reihen der Umwelt- und Klimaschutzverbände wird moniert, dass die neue Regelung Schlupflöcher enthalte, beispielsweise die Möglichkeit von Staaten, in denen es bislang wenig E-Fahrzeuge gibt, sich diese künftig doppelt anrechnen zu lassen. Zudem wird ein verbindliches Datum für das Ende des Verbrennungsmotors gefordert. CO2-Grenzwerte allein griffen zu kurz.

Gut zehn Tage vor der Entscheidung des EU-Parlaments brachte die EU-Kommission einen „Fahrplan für saubere Fahrzeuge“ auf den Weg, der ein ganzes Bündel an Maßnahmen vorsieht, darunter die „effiziente Umsetzung“ der Regeln für die Genehmigung neuer Fahrzeugtypen und Emissionstests, Rückrufaktionen für nicht konforme Fahrzeuge, Bestimmungen zur Nachrüstung und Verbesserungen bei der Information und beim Schutz der Verbraucher.
Quellen
    • Foto: © lightsonscience - Fotolia.com | Text: Olaf Walther (kb)