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ÖPNV: Wovon der Erfolg von Roboter-Bussen abhängt
Erste autonom fahrende sind bereits im Dienst, doch ist derzeit noch unklar, ob sie tragender Bestandteil des ÖPNV werden

RobGal

Es tut sich etwas im öffentliche Personennahverkehr. Es gibt inzwischen zahlreiche ÖPNV-Projekte, die den Schritt in die mobile Zukunft erproben. Für großes Interesse sorgen autonom fahrende, meistens elektrisch angetriebenen Minibusse, die häufig als Zubringer auf eher kurzen Strecken eingesetzt werden. Diese sogenannten Roboterbusse brauchen zwar keinen Fahrer mehr, zur Sicherheit ist zunächst noch ein Begleiter an Bord. Aus dem gleichen Grund fahren die Busse derzeit mit langsamer Geschwindigkeit ihre Touren, trotzdem entlasten sie den normalen Straßenverkehr.
Solche Zukunftsprojekte gibt es beispielsweise im baden-württembergischen Lahr, in Mohnheim in Nordrhein-Westfalen oder im bayerischen Bad Birnbach, aber auch Großstädte wie Hamburg oder Frankfurt am Main wollen auf diesem Gebiet nicht zurückstehen. „Die Entwicklung autonom gesteuerter Kraftfahrzeuge schreitet mit hoher Geschwindigkeit voran und wird die Mobilität der Menschen sowie die gegenwärtigen Nutzungs- und Geschäftsmodelle auf dem Verkehrsmarkt elementar verändern“, prophezeit der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), ein Zusammenschluss öffentlicher und privater Betriebe des ÖPNV- und des vor allem schienengebundenen Güterverkehrs.

Vorteile für die Bevölkerung auf dem Land

Autonome Mobilitätsangebote könnten gerade in ländlichen Gebieten, denen in den letzten Jahrzehnten etliche Bus- und Bahnverbindungen gestrichen wurden, den öffentlichen Verkehr wieder aufbauen helfen und ihm zu mehr Attraktivität verhelfen. Eine kostengünstige Alternativen könnten beispielsweise autonom fahrende Kleinbusse sein, die in den „abgehängten“ Regionen den Menschen eine Chance bieten, wieder am sozialen Leben teilzunehmen, gut zum Arzt zu kommen und Besorgungen zu machen oder entspannt und umweltschonend zur Arbeit zu gelangen.

Der erste Schritt in den autonomen öffentlichen Verkehr ist zwar gemacht, doch Experten bezeichnen ein derartiges Mobilitätsszenario noch als Zukunftsmusik. Es lässt sich noch nicht voraussagen, ob der autonome Kleinbus überhaupt jemals integraler Bestandteil des ÖPNV wird, und wenn ja, wann das sein könnte. Allein um die Sicherheit der automatischen Systeme zu garantieren, bedarf es nicht nur weiterer technologischer Entwicklungen, auch rechtliche Fragen gilt es zu klären. „Zwingend erforderlich“, sagt Pascal Friebel, Professor für Verkehrspsychologie an der Technischen Universität Dresden, sei eine frühzeitige Debatte, in welchem Rahmen Verkehrsteilnehmer „autonome Betriebsformen im ÖPNV“ akzeptieren. Seiner Meinung nach wurden die Erwartungen, Ängste und Sorgen der Bevölkerung in Bezug auf autonomen öffentlichen Nahverkehr bisher kaum beachtet.

Aber genau davon hängt der Erfolg der selbstfahrenden Busse im ÖPNV ab. Ob autonome Mobilität von den Fahrgästen angenommen wird oder nicht, ist ganz sicher nicht allein eine Frage der klassischen Kriterien wie Verfügbarkeit, Komfort oder Kundenbetreuung. Nach Friebels Ansicht ist noch viel empirische Forschungsarbeit zu leisten, um die Akzeptanz autonomer öffentlicher Verkehrsmittel zu untersuchen „und gegebenenfalls durch geeignete Maßnahmen zu erhöhen“.
Quellen
    • Foto: Archiv Unfallzeitung | Text: Beate M. Glaser (kb)