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Honda E Prototype: Ein kleiner Stromer, für die Stadt zugeschnitten
Technologieträger mit Wohnraumatmosphäre | Auch bidirektional als Stromlieferant für zuhause und unterwegs einsetzbar

RobGal

Der Wagen ist noch ein Prototyp und zudem der einzige, der in Europa unterwegs ist. Sein provisorischer Lack ist derart empfindlich, dass bei der Präsentation vor Journalisten in Berlin nur Hostessen mit weißen Handschuhen die Türen öffnen und schließen durften. Immerhin: Hineinsetzen ist erlaubt, ebenso darf man das Lenkrad und die Oberflächenmaterialien anfassen sowie die Rücksitzlehne umklappen. Doch der fast die ganze Breite des Armaturenbretts einnehmende Berührungsbildschirm ist tabu.
„Mehr als nur ein Neufahrzeug, sondern ein Technologieträger“, so bezeichnete Unternehmenssprecher Daniel Blaschke den Honda e, das erste Elektroauto der japanischen Marke. Bis spätestens 2025 soll für sämtliche neuen Modelle ein elektrifizierter Antrieb angeboten werden können, sei es als Hybrid, Plug-in-Hybrid oder reinen Stromer. Konzipiert wurde der viertürige Viersitzer als „Stadt- und Zweitauto“, so Kotaro Yamamoto, der technische Berater des Herstellers.

Mit 3,90 Metern ist der Honda e zehn Zentimeter kürzer als Kleinwagen Jazz, mit etwa 1,75 Meter etwas schmaler, aber genauso hoch. Das Design soll eine Mischung aus Nostalgie und Sympathie vermitteln und ist bewusst an den ersten Civic angelehnt, Hondas erfolgreiche Kompaktbaureihe seit den 70ern, mit runden Scheinwerfern, auffälligen Proportionen von Fenstern und Karosserie, massiv wirkender hinterer Dachsäule, Zwei-Speichen-Lenkrad, Holzmaserung am Armaturenbrett und steil angeordneten Instrumenten.

In schwarz lackierten Außenbereichen haben die Ingenieure einige Funktionen des Honda e integriert. Das betrifft die Sensoren in der Front, die Ladeeinheit auf der vorderen Haube, die hinteren Türgriffe, die Nebelschlussleuchten und Rückfahrscheinwerfer sowie den Heckklappengriff. Statt der Außenspiegel ist ein System mit insgesamt acht Außenkameras an Bord, deren Sicht weder durch Spritz- noch aufgewirbeltes Salzwasser beeinträchtigt wird, so Kotaro Yamamoto. Erreicht wurde das durch eine spezielle aerodynamische Formgebung. Die Kamerabilder werden gestochen scharf auf Monitore an den Rändern des Armaturenbretts übertragen und können sogar den toten Winkel reduzieren. Der Innenspiegel verfügt über ein auswählbares Kamerasystem, das den ungehinderten Blick auf das rückwärtige Verkehrsgeschehen durch eine Linse im Heckspoiler ermöglicht.

Der Innenraum des kleinen Japaners verströmt Wohnraumatmosphäre. Dazu tragen Spotlichter im Dachhimmel ebenso bei wie Sitzstoffe aus der Möbelindustrie. Das Platzangebot im Fond des Viersitzers ist nicht sehr langstreckentauglich, für kürzere Fahrten reicht es aber und damit für den urbanen Einsatz. Ein Zugeständnis ans Design stellt die nicht teilbare Rücksitzlehne dar. Legt man sie um, ergibt sich immerhin eine ebene Ladefläche. Unter den Anschlüssen im Innenraum befindet sich auch ein 230-Volt-Schukostecker, an dem Geräte mit bis zu 1.500 Watt angehängt werden können. Dann lässt sich der Honda e bei Bedarf zum Stromlieferant umfunktionieren, unterwegs für Elektrogrill oder Kühlbox und bei einem Stromausfall zuhause für Haarföhn oder Fernseher. Durch Schnellladung sind die Batterien in einer halben Stunde zu 80 Prozent „nachgetankt“. An der Haushaltssteckdose dauert die Prozedur deutlich länger: Bei 32 Ampere spricht Technikexperte Yamamoto von fünf Stunden, bei 16 Ampere müssen zehn Stunden einkalkuliert werden.

Bei den technischen Informationen zum neuen Honda e geben sich die Japaner noch reichlich bedeckt. Schließlich wollen sie zur Vorstellung des Serienfahrzeugs bei der Internationalen Automobilausstellung (IAA) im September noch ein paar Fakten in der Hinterhand haben. Der 1,5 Tonnen schwere Mini hat laut Kotaro Yamamoto „den Unterboden vollgestopft“ mit Lithium-Ionen-Batterien, die eine Kapazität von 36 kWh aufweisen und nach WLTP-Norm eine Reichweite von „über 200 Kilometern“ ermöglichen. Der tiefe Schwerpunkt soll der Fahrdynamik mit geringen Roll- und Wankbewegungen zugute kommen.

Der Elektromotor ist hinten unter dem Kofferraum positioniert, leistet „über 100 PS“ und besitzt eine Zugkraft von „mehr als 300 Newtonmetern“. Beim Honda e werden die Hinterräder angetrieben, so dass er seine Kraft gut auf den Boden bringt. Da deshalb vorn keine Antriebswellen erforderlich sind, ist der Kleinwagen mit einem extrem kleinen Wendekreis von nur 8,6 Metern überaus handlich im dichten Stadtverkehr und beim Parken in engen Lücken.

Ab März 2020 soll der Honda e beim Händler stehen, immerhin 1.500 Exemplare sind für Deutschland vorgesehen. Bereits jetzt ist es möglich, sich eine Bestelloption für den Stromer zu sichern, der in zwei Ausstattungsstufen zu haben sein wird. Die Preise werden „nicht unter 30.000 Euro“ liegen und sich vermutlich zwischen 35.000 und 40.000 Euro bewegen.
Quellen
    • Foto: Honda | Text: Thomas G. Zügner (kb)