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Continental: Die Bodenständigkeit des Autos (3. Teil)
Der Autozulieferer bietet zur IAA im September ein ganzes Feuerwerk an technologischen Neuheiten, dabei dürfen Innovationen bei, in und auf den Reifen nicht fehlen - letzter Teil

RobGal

Die „Bodenständigkeit“ eines Fahrzeugs stellen die Reifen her – daran ändert auch der Rummel um Digitalisierung und Vernetzung nichts. Denn die luftgefühlten Pneus sind und bleiben die effizienteste Art der Fortbewegung, da sind sich die Experten einig. Wie ein Auto auf dem schwarzen Rund aus Gummi steht, so basiert auch Continentals Aufstieg zu einem der weltweit führen-den Autozulieferer auf dem Reifen.
Alle technologischen Höhenflüge der Autobranche führen zu nichts, wenn die Reifen nicht mitmachen. Kein Autofahrer sollte je vergessen: Es sind die Reifen, die den Kontakt zwischen Auto und Fahrbahn herstellen, und ihre Aufstandsfläche auf dem Boden entspricht gerade einmal der Größe einer Postkarte – das gilt auch bei Regen, auf Schnee und in der engsten Kurve. Man pflege also die „Schlappen“ seines Autos!

Nach Ansicht der Reifenexperten von Continental steht die Branche vor dem Schritt, „den Reifen von seinen statischen Eigenschaften zu einer aktiven Komponente am Fahrzeug weiterzuentwickeln“. Konkret werkeln sie an einem Prototyp, mit dem sich der Luftfülldruck während der Fahrt verändern lässt. Das würde nicht nur den Wartungsaufwand für Flotten minimieren, sondern auch die Möglichkeit schaffen, den Fülldruck situativ zu optimieren. Auf der Autobahn ließe er sich gezielt erhöhen, um den Rollwiderstand zu verringern und weniger Kraftstoff zu verbrauchen. Die gleiche Maßnahme macht auch die Reifenaufstandsfläche schmaler, was bei Regen dem berüchtigten Aquaplaning vorbeugt.

Das „Conti-Adapt“ genannte System besteht im wesentlichen aus einem Kompressor, der derart kompakt konzipiert wurde, dass er in die Autofelge passt. Dort wird er von einer schick designten Abdeckung verborgen und geschützt. Um 0,5 bar soll das System den Reifendruck innerhalb von drei Minuten verändern können, so Continental. In der Regel reichten jedoch wenige zehntel bar für den gewünschten Effekt.

Mit einem zweiten Projekt verleiht Continental dem Reifen sensorische Eigenschaften. Den Ingenieuren gelang es mit Conti-Sense, eine elektrisch leitfähige Schicht in die Struktur des Reifen zu implementieren. Dadurch lässt sich ein Erkennungssystem aufbauen, das meldet, wenn der Pneu durch einen Nagel oder einen anderen spitzen Gegenstand durchstoßen wurde und Luft verliert. Dabei kommt ein Sender zum Einsatz, wie man ihn bereits vom Reifendruckkontrollsystem kennt. Der informiert das Bordsystem und via App den Fahrer, wenn einem Reifen die Luft ausgeht. Derweil sorgt Conti-Adapt dafür, dass die nächste Werkstatt noch erreicht wird.

Conti-Sense ließe sich in einem weiteren Entwicklungsschritt auch nutzen, um die aktuelle Profiltiefe zu messen oder die Beschaffenheit der Fahrbahn zu erkunden. Letzteres könnte auch für andere Verkehrsteilnehmer interessant sein, denn Continental arbeitet mit dem „eHorizont“ daran, dass die Autos via Datenwolke Informationen austauschen, um die Sicherheit zu erhöhen.

Zurück in die Gegenwart und zur ewigen Frage, woran man eigentlich erkennt, dass ein Reifen abgefahren ist. Zunächst muss man wissen: Eine geringe Profiltiefe ist durchaus gut für einen kurzen Bremsweg auf trockener Fahrbahn (weil der Reifen besser die Bremskraft auf die Straße überträgt), doch dafür wird es auf nasser Straße umso gefährlicher. Bei eigenen Tests fand Continental heraus, dass ein Pneu mit nur noch zwei Millimeter Profil bei Nässe erheblich länger bis zum Stillstand braucht als ein neuer Reifen. Der Bremsweg verlängert sich Continental zufolge im Schnitt um die Hälfte. Denn wenn der Reifen durch die geringe Profiltiefe nicht mehr ausreichend Wasser verdrängt, entsteht ein Wasserfilm zwischen Reifen und Boden. Bei zu hohem Tempo oder in einer Kurve kann das dazu führen, dass der Wagen ausbricht.

Kurzum: Die Continental-Experten empfehlen, einen Sommerreifen bei drei Millimeter Profiltiefe auszutauschen und einen Winter- oder Ganzjahresreifen bei vier Millimetern.

Quellen
    • Foto: Continental | Text: Kristian Glaser (kb)