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Syn-Fuels: Benzin und Diesel aus grünem Strom
CO2-neutral, weniger Feinstaub und NOx | Bundesregierung fördert Erforschung | Keine neue Motortechnik oder Infrastruktur erforderlich

RobGal

Dem Bundesforschungsministerium ist die Erforschung und Entwicklung synthetischer Kraftstoffe (Syn-Fuels) zwanzig Millionen Euro wert. Mit diesem Betrag fördert Berlin das Projekt „Namosyn“ (Nachhaltige Mobilität durch Synthetische Kraftstoffe), in dessen Rahmen alternative Kraftstoffe für die Verwendung in Verbrennungsmotoren erforscht und in Benzin- und Dieselmotoren getestet werden.
Für diese Aufgabe haben sich Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen verschiedener Industriezweige zu einem Konsortium zusammengeschlossen, das die gesamte wirtschaftliche Kette von der chemischen Synthese über Anlagenbau und Motortechnik bis zur Autoherstellung umfasst.

Der Vorteil synthetisch erzeugter Kraftstoffe: Die in ihnen gespeicherte Energie stammt von regenerativen Quellen, weshalb auch von „E-Fuels“ oder „Power-to-X“ die Rede ist („X“ für wahlweise gasförmigen oder flüssigen Kraftstoff). Zur Herstellung der Syn-Fuels wird zunächst aus Wasser unter Einsatz von Strom Wasserstoff gewonnen. Dazu kommt Kohlendioxid aus der Luft, weshalb bei der Verbrennung im Fahrzeugmotor kein zusätzliches CO2 freigesetzt wird. Syn-Fuels sind daher CO2-neutral. Überdies verfügen sie über bessere Verbrennungseigenschaften, weshalb weniger Feinstaub und Stickoxide (NOx) entstehen als bei erdölbasiertem Benzin und Diesel. In ihren übrigen Eigenschaften sind die synthetischen Kraftstoffe dem Diesel- und Benzinkraftstoff weitgehend gleich und können daher, von eher kleineren Anpassungen abgesehen, mit der bestehenden Motortechnik genutzt werden, um die schlechte CO2-Bilanz des Straßenverkehrs zu verbessern.

Dafür bräuchte nicht einmal eine neue Infrastruktur aufgebaut zu werden, wie etwa die Ladestationen bei den Elektroautos. Das bedeutet, „sie könnten nicht nur klimaneutrale Mobilität ermöglichen, sondern auch schnell in die bestehende Infrastruktur integriert werden“, betont die Sprecherin der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (Dechema), die mit der Koordinierung des Namosyn-Projekts betraut ist.

Der Wirkungsgrad macht zu schaffen

Es gibt jedoch erhebliche Probleme, die der Nutzung im großen Stil entgegenstehen. Denn die Herstellung der E-Fuels ist sehr aufwendig und teuer. Zudem geht dabei Energie verloren, weshalb der Wirkungsgrad, also die effiziente Nutzung der ursprünglich eingesetzten Energie, deutlich schlechter ausfällt als bei batterieelektrischen oder Brennstoffzellenautos. Insofern wird beispielsweise im Bundeswirtschaftsministerium darüber nachgedacht, die E-Fuels dort zu nutzen, wo der Elektroantrieb derzeit keine Chance hat, nämlich in Flugzeugen und Schiffen.

Synthetische Kraftstoffe haben einen Vorteil ganz anderer Art, nämlich dass mit ihnen überschüssiger Strom von Sonnen- und Windanlagen einfach gespeichert und transportiert werden kann – etwa wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Soviel überschüssigen grünen Strom gibt es in Deutschland aber nicht, weshalb dieser Pluspunkt höchstens in der Zukunft zum Tragen kommen wird.

Dennoch sind Syn-Fuels ein prüfenswerter Ansatz zur Emissionsreduzierung im Straßenverkehr zumindest für eine Übergangszeit. Die Förderung durch die Bundesregierung könnte helfen, dass die E-Fuels aus dem Teufelskreis herauskommen, dass sie einerseits teuer sind, weil kaum jemand in sie investiert, und andererseits investiert kaum jemand in sie, weil sie eben teuer sind. Weshalb sie auf dem Massenmarkt auch nicht angeboten werden.

Das Namosyn-Konsortium will die Herstellung der E-Fuels verbessern und verschiedene Mischungen in ihren Auswirkungen auf Motoren testen, entweder als Beimischung oder als Alternative zu Benzin und Diesel. Dabei ist der Dechema wichtig zu betonen, dass für das Ziel einer klimaneutralen Mobilität die verschiedenen Konzepte keine Konkurrenz zueinander seien, sondern eine „hervorragende gegenseitige Ergänzung“.
Quellen
    • Foto: © Pixel - Fotolia.com | Text: Beate M. Glaser (kb)