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Neuer Audi-Chef: „Bäumchen wechsle dich!“ bei Premiumherstellern
Markus Duesmann kommt von BMW und soll in Zukunft Audi leiten | „Vorsprung durch Technik“ und der Weg aus der Krise

RobGal

Audi befindet sich in einer Krise. Das Kraftfahrt- Bundesamt droht mit Zwangsgeldern, weil die Premiumtochter von Volkswagen immer noch nicht alle Schummelsoftware aus ihren Automodellen entfernt haben soll. Außerdem ist der ehemalige Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler, dem höhere Weihen im VW-Konzern zugetraut worden waren, wegen Betrugs und anderer Verstrickungen im Abgasskandal angeklagt.
Zudem schwächelt Audis weltweiter Absatz; im bisherigen Jahresverlauf gingen die Verkaufszahlen um 4,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum zurück. Die Produktion in Ingolstadt und Neckarsulm wurde heruntergefahren, es wird gespart, unter anderem ist zu Lasten der Mitarbeiter eine Nachtschicht weggefallen. Der Glanz der Marke ist ein wenig matt geworden.

Dabei hatte Audi bislang ein gutes Image. Das ist mit dem seit 1971 genutzten Werbeslogan „Vorsprung durch Technik“ verbunden, den man sich sogar schützen ließ. Der Aufschwung des Automobilherstellers begann in der Ära von Ferdinand Piëch, der kürzlich verstarb. Der Ingenieur, der zur Eigentümerfamilie Porsche/Piëch gehörte, wurde 1985 Vorstandvorsitzender bei Audi. Unter seiner Ägide wurde der Fünf-Zylinder-Motor im Audi 100 eingeführt, der permanente Allradantrieb Quattro und die Direkteinspritzung im TDI-Dieselmotor. Audi wuchs daraufhin zur modernen Premiummarke im VW-Konzern und wurde direkter Wettbewerber von BMW und Mercedes-Benz.

Aus der gegenwärtigen Krise soll nun ein neuer Chef Audi hinaushelfen. Für den Posten ist nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Markus Duesmann vorgesehen. Der Maschinenbauingenieur startete seine Karriere 1992 bei Mercedes-Benz, wo er als Konstrukteur für den V-12-Serienmotor verantwortlich war und danach die Entwicklung bei der Formel-1-Abteilung leitete. 2007 wechselte er zu BMW, wo er zuletzt als Vorstandsmitglied den Bereich Einkauf und Lieferantennetzwerk verantwortete. Duesmann würde Bram Schot abwechseln, der als Interimschef an die Stelle des über den Dieselskandal gestolperten Rupert Stadler getreten war.

Erhöhte Spannungen zwischen den Autobauern
Von Daimler zu BMW, von BMW zu Audi – das gleicht einem „Bäumchen wechsle dich“ unter den weltweit führenden und hart konkurrierenden deutschen Autoherstellern im Premiumsegment. Deshalb gestaltet sich der Übergang nicht allzu leicht. Bereits der Wechsel von Herbert Diess vor vier Jahren von BMW zu Volkswagen erhöhte die Spannungen zwischen den Autobauern; Diess wurde zunächst Markenvorstand und rückte später an die Konzernspitze von VW auf.

Markus Duesmann wurde bei seinem Weggang von BMW mit einer Wettbewerbssperre bis Oktober 2020 versehen und pausiert beruflich seit über einem Jahr. Laut „FAZ“ ist Duesmann der Wunschkandidat von Herbert Diess. Der kennt ihn bestens aus der gemeinsamen Zeit bei BMW und soll einen Ingenieur auf dem Chefposten von Audi bevorzugen, um der Marke zu neuem Schwung zu verhelfen. Zwischenzeitlich sollen sich Audi und BMW laut Presseberichten auf einen Zeitpunkt für den Übergang von Duesmann geeinigt haben.

Unabhängig vom Procedere des Übertritts von einem Autohersteller zum anderen, die beide nach wie vor miteinander im Wettbewerb stehen, bleibt die Frage zu beantworten, wie das Motto „Vorsprung durch Technik“ glaubwürdig und praktisch sichtbar auf eine neue Stufe gehoben werden kann, um die realen Probleme des Herstellers und der Branche wirklich zu lösen.
Quellen
    • Foto: Audi | Text: Olaf Walther (kb)