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Europäische Autobranche vereint gegen harten Brexit
Zahlreiche nationale und internationale Branchenverbände warnen vor den Folgen eines No-deal-Brexit

RobGal

Zahlreiche nationale und internationale Branchenverbände warnen vor Kosten, verschlechterten Handelsbeziehungen und sinkender Nachfrage in Folge eines No-deal-Brexit. Wegen der Unsicherheiten durch den drohenden Brexit haben die Autohersteller in Großbritannien bereits erheblich ihre Investitionen reduziert. Im ersten Halbjahr dieses Jahres betrug die eingesetzte Summe nur noch 90 Millionen Pfund (rund 100 Millionen Euro) – im Vorjahreszeitraum waren es 347 Millionen Pfund (etwa 390 Millionen Euro).
Am größten ist die Sorge vor einem ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU. Deshalb haben nun zahlreiche nationale und internationale Branchenverbände in einer gemeinsamen Erklärung vor einem solchen No-deal-Brexit gewarnt. Der hätte „schwerwiegende Auswirkungen“ auf die Autoindustrie und „seismische Veränderungen der Handelsbeziehungen“ zur Folge, warnen der Verband europäischer Automobilhersteller (ACEA), der Europäische Verband der Automobilzulieferer (CLEPA) und 17 nationale Verbände, darunter der Ausschuss der französischen Automobilhersteller (CCFA), der britische Verband der Automobilhersteller und -händler (SMMT) sowie der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA).

Die auf einen harten Brexit folgenden Zölle würden Milliardenbeträge ausmachen und den Kunden den Autokauf verteuern und damit erschweren. Die EU und Großbritannien werden aufgefordert, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um einen No-deal-Brexit zu vermeiden.

In Stellungnahmen einzelner Verbandsvorsitzenden wird betont, dass der Brexit wegen der wirtschaftlichen Verflechtungen ein europäisches Problem sei. VDA-Präsident Bernhard Mattes betonte, dass allein die deutsche Autoindustrie hundert Produktions- und Forschungsstätten in Großbritannien unterhält. Ein einzelnes Fahrzeug bestehe aus rund 30.000 Teilen, die im Zuge des Fertigungsprozesses teilweise mehrfach die Ländergrenzen passierten. Reibungsloser und zollfreier Handel sowie Regulierungssicherheit seien daher „von entscheidender Bedeutung“, sagte etwa der Chef des europäischen Zuliefererverbandes CLEPA.

Nach Berechnungen des britischen Verbandes SMMT haben die Produzenten umgerechnet bereits über 370 Millionen Euro für Brexit-Notfallpläne und -Vorbereitungen eingesetzt. Ein harter Brexit wäre mit anarchischen Folgen und hohen Kosten verbunden, weil beispielsweise das Just-in-time-System durch schwer kalkulierbare Verzögerungen an den dann neu entstandenen Zollgrenzen zwischen der EU und Großbritannien kaum noch möglich wäre. Der SMMT schätzt die entstehenden Kosten auf circa 80 Millionen Euro am Tag. – Was macht Großbritanniens Regierungschef Boris Johnson?
Quellen
    • Foto: © Vertigo Signs – Fotolia.com | Text: Olaf Walther (kb)