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Busreisen im Laderaum
Unfall mit zwölf Toten in Mittelfrankreich

RobGal

Der tragische Autounfall an Karfreitag in Mittelfrankreich wirft ein Schlaglicht auf die Machenschaften von Anbietern illegaler Fernreisen in Fahrzeugen, die definitiv nicht für den Transport von Personen vorgesehen noch ausgerüstet sind. Zwölf Menschen kamen ums Leben, als ein Kleintransporter auf einer Landstraße in der Nähe von Moulins auf die linke Fahrbahn geriet und mit einem Lkw zusammenstieß. Dessen zwei Fahrer kamen mit leichten Verletzungen davon.
Es handelte sich eben nicht um einen "Unfall mit einem Kleinbus", wie in der Presse zu lesen war, sondern um eine jener typischen Fahrten, bei denen "die Unfallopfer in einem illegal genutzten Kastenwagen saßen", wie die "Reise-Bus-Intervention" (RBI) betont. Die RBI leistet Hilfe bei schweren Busunfällen mit Personenschaden und gehört zum Internationalen Bustouristikverband mit Sitz in Köln.
In dem Unfallfahrzeug gab es nicht für alle Passagiere Sitzplätze. Das würde auch die hohe Zahl der tödlich Verletzten erklären und warum wahrscheinlich nicht alle angegurtet waren. "Nur der Fahrer überlebte dank Sicherheitsgurt, obwohl er in der direkten Aufprallzone saß", betonen die Unfallexperten der RBI.
Mit einem gültigen europäischen Führerschein für Kleinbusse darf man nur Autos mit bis zu neun Personen steuern, wie die RBI betont. Die Unfallorganisation kritisiert, dass von "nicht konzessionierten Anbietern" immer wieder Personen über weite Strecken und bei hoher Geschwindigkeit befördert würden. Als billige Arbeitskräfte werden sie regelrecht in einen Transporter gestopft, nur um preiswert nach Hause oder zum Arbeitsplatz gebracht zu werden. Die Fahrzeuge seien für die Personenbeförderung überhaupt nicht geeignet. Typisch sei auch der Reisebeginn nach der Arbeit am späten Abend, weiß die RBI. Dann ist aber das Unfallrisiko besonders hoch. Zum Teil bezahlen diese Menschen sogar viel Geld für die heikle Reise, in oft auch noch technisch unsicheren Fahrzeugen.
Auch im Transitverkehr durch Deutschland sind nach Erkenntnissen der RBI täglich solche Transporte mit im Laderaum versteckten Personen unterwegs. Schwerpunktmäßig kontrolliert die Autobahnpolizei in Deutschland die Fahrzeuge auf den einschlägigen Reisewegen. Das sind vor allem die Ost-West-Routen und die in Richtung Südspanien und Portugal, wo besonders billige Fahrgelegenheiten zwischen Heimatland und Arbeitsstelle angeboten werden.
Die Transporter mit Menschen im Laderaum sind von außen schlecht zu erkennen, sagte ein Sprecher der nordrhein-westfälischen Polizei auf Anfrage des kraftfahrt-berichters. Um nicht aufzufallen, werden die Pausen meistens auf großen Rastplätzen zwischen den Lkw gemacht. "Manchmal sind sie auch mit zwei oder mehr Fahrzeugen unterwegs, damit die Passagiere bei einer möglichen Kontrolle nicht zuzuordnen sind", kann die RBI aus Erfahrung berichten.
Der Öffentlichkeit sind derart gefährliche Fahrten kaum bekannt. Das sollte sich schleunigst ändern.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: maho - Fotolia.com