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Wildwechsel: Wenn aus einem Hirsch ein Elefant wird
Mit Beginn der Winterzeit ist besondere Vorsicht bei Wildwechsel an Straßen und Autobahnen geboten | Runter vom Gas und auch mal nach links schauen

RobGal

Aufgepasst: Rechnerisch kollidiert alle zwei Minuten ein Pkw mit einem Wildtier. Insgesamt kam es 2018 zu 268.000 Wildunfällen in Deutschland, wie die Versicherer errechneten. Gerade jetzt zum Jahresende erhöht sich das Risiko deutlich, denn Hirsche und Wildschweine haben Brunftzeit und sind besonders aktiv. Ab Herbst heißt es daher: Vorsicht vor Wildtieren auf Straßen, die an Wäldern, Feld- oder Wiesengebieten entlangführen. Bis Dezember ist das Risiko hoch, dass plötzlich ein Tier auf der Autobahn oder der Straße auftaucht.
Besonders gefährlich sind Wildschweine, weil sie oft in Rotten auftauchen. Die massigen Tiere sind gedrungenen, erscheinen häufig auch in der Nähe von Gaststätten und sind in der Dunkelheit oder Dämmerung durch ihr dunkelgraues oder schwarzes Fell fast nicht zu sehen, hat der Automobilclub von Deutschland (AvD) durch eine Umfrage bei der Autobahnpolizei erfahren.

Besondere Aufmerksamkeit ist jetzt angesagt, wenn die Winterzeit beginnt. Dann fällt der Feierabendverkehr auf einmal in die Zeit der Dämmerung, „wenn sich viele Wildtiere auf den Weg machen“, wie die Deutsche Wildtier-Stiftung betont. Im Schutz der beginnenden Dunkelheit gehen die Tiere auf Nahrungssuche in den Wald und auf die Felder und kreuzen dabei auch die Straßen.

Runter vom Gas lautet deshalb die Devise in waldigen und feldreichen Gebieten, außerdem sollte man voraussehend fahren und bremsbereit sein. Denn nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) kann ein Autofahrer seinen Wagen bei Tempo 80 noch rechtzeitig zum Stehen bringen, wenn in 60 Meter Entfernung plötzlich ein Wildtier auf die Fahrbahn springt. Ist er aber mit 100 km/h unterwegs, reicht es nicht mehr: Dann knallt er mit einer Restgeschwindigkeit von über 60 km/h auf das Tier. Und das kann schwere Folgen haben.

„Die bei einem Wildunfall wirkenden Kräfte sind enorm“, weiß das österreichische Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV): Die Kraft etwa eines Rothirsches, der bei der Kollision auf die Windschutzscheibe eines „nur“ 60 km/h schnellen Pkw knallt, „entspricht in etwa der Masse eines ausgewachsenen Elefanten: fünf Tonnen“, warnt das KFV.

Es sind vor allem junge männliche Autofahrer, die verunglücken

In Österreich – und wahrscheinlich nicht nur dort – sind es besonders junge männliche Autofahrer, die in einen Wildunfall verwickelt werden. Sie machen immerhin zwei Drittel aller mit einem Wildtier Verunglückten aus. Das KFV führt das „auf geringe Fahrerfahrung gepaart mit hohem Tempo“ zurück.

Viele Autofahrer kennen wahrscheinlich die Reflektoren an den Leitpfosten im wildreichen Gegenden, deren blaues Licht die Tiere abhalten soll, auf die Fahrbahn zu rennen. Neu ist ein Test unter Einsatz von Infrarotsensoren, der in dieser Saison auf niedersächsischen und schleswigholsteinischen durchgeführt wird: Erfasst die Technik ein Wildtier im Umkreis von dreißig Metern, werden die Verkehrsteilnehmer durch ein Blinklicht gewarnt.

Die Autofahrer können aber auch etwas tun, um das Unfallrisiko zu minimieren: Unbedingt Wildwechselwarnschilder ernst nehmen und bei Fahrten an Wiesen, Feldern und Wäldern das Tempo reduzieren und die Fahrweise anpassen; das gilt besonders in der Dämmerung und bei Nacht. Taucht ein Wildtier auf der Fahrbahn oder am Rand der Straße auf: Zuerst bremsen, dann Fernlicht abblenden und hupen. Dabei sollte man lieber nicht versuchen, dem Tier auszuweichen. Denn: „Der Zusammenprall mit einem anderen Auto oder einem Baum birgt in der Regel größere Gefahren als die Kollision mit einem Tier“, unterstreicht der GDV. Droht ein Zusammenstoß, empfiehlt der KFV, stark zu bremsen und das Lenkrad gut festzuhalten. Und noch einen guten Tipp hat der KFV hat: Autofahrer sollten in Wildtiergebiet öfter auf den linken Fahrbahnrand achten. Einer KFV-Untersuchung zufolge erwarten nämlich acht von zehn Autofahrern unbewusst, dass das Tier von rechts kommt.

Den Wildtierschaden am Auto übernimmt übrigens die Kaskoversicherung. Der Schadenfreiheitsrabatt wird dadurch nicht beeinflusst.
Quellen
    • Foto: © Vera Kuttelvaserova – Fotolia.com | Text: Beate M. Glaser (kb)