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Audi: Branchenkrise ungelöst
Werke nicht ausgelastet | Arbeitsplatzabbau soll vermieden werden

RobGal

Neben Bentley, Bugatti und Lamborghini gehört seit längerer Zeit auch Audi zu den feineren Töchtern des Volkwagen-Konzerns. Allerdings ist der Autohersteller, der traditionell im harten Wettbewerb mit BMW und Mercedes-Benz um die Gunst betuchter Kunden steht, wirtschaftlich in eine Schieflage geraten: In den ersten drei Quartalen des Jahres setzte Audi mit 1,36 Millionen Autos 3,6 Prozent weniger ab als im gleichen Zeitraum 2018, während BMW und Mercedes ihren Absatz sogar verbessern konnten: Die Münchener steigerten sich um 2,2 Prozent auf 1,60 Millionen verkaufte Autos, und die Stuttgarter bleiben mit 1,73 Millionen Pkw klar die Nummer eins der deutschen Premiumhersteller, auch wenn ihr Plus mit 0,6 Prozent gering ausfiel.
Die schwierige Lage auf dem Weltmarkt und speziell der immer noch nicht überstandene Dieselskandal beantwortet die Geschäftsleitung von Audi nun mit einem Sparkurs. Der Audi-Chef Bram Schot, der im Juni 2018 zunächst als Interimsvorsitzender auf den über die Abgasmanipulationen gestolperten Rupert Stadler folgte und über Erfahrungen unter anderem bei Daimler in Strategie und Planung, in Vertrieb und Marketing und im Nutzfahrzeuggeschäft verfügt, sprach sich gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ für die Senkung der Produktionskapazitäten der beiden bundesdeutsche Werke in Ingolstadt und Neckarsulm aus. Einen Stellenabbau soll es aber nicht geben. Gespräche mit dem Betriebsrat, der höhere Investitionen fordert, befinden sich noch in der Sondierungsphase.

Die Lage in Neckarsulm ist schwierig. Das Werk mit seinen 17.000 Mitarbeitern ist auf eine Jahreskapazität von bis zu 300.000 Fahrzeugen ausgelegt, die Produktion musste aber seit 2015 stets reduziert werden, zuletzt auf 186.000 Einheiten. Das liegt auch an einem allgemeinen Trend im Kaufverhalten, in Neckarsulm werden nämlich vorrangig Limousinen hergestellt; Audi bringt aber, wie andere Hersteller auch, zunehmend SUV an den Mann und die Frau. Ihr Verkaufsanteil liegt bereits bei 38 Prozent. Aber auch im Ingolstädter Audi-Stammwerk sieht es nicht so gut aus, eine der drei Nachtschichten musste hier bereits gestrichen werden.

Sparziel: 10,5 Milliarden Euro
Nun soll die VW-Tochter bis zum Jahr 2022 insgesamt 10,5 Milliarden Euro einsparen, hat Schot als Ziel ausgegeben. Die Hälfte sei bereits umgesetzt. Schot spricht von einem „Transformationsplan“. Kürzungspotential liegt ihm zufolge in der Reduzierung der Komplexität von Produktion und Angebot. So sei die Anzahl der Motor-Getriebe-Einheiten zwar bereits um 27 Prozent verringert worden, erreichen wolle man jedoch 35 bis 40 Prozent.

Gleichzeitig soll das Programm mit Elektroautos erweitert werden, circa dreißig Modelle will Audi bis spätestens 2025 auf den Markt bringen. Dabei soll der modulare E-Antrieb-Baukasten (MEB) des Konzerns zum Einsatz kommen, mit dem bei VW bereits Autos konzipiert wurden und gefertigt werden. Noch nicht entschieden ist, ob sowohl in Neckarsulm als auch in Ingolstadt E-Autos vom Band laufen werden. Experten sprechen von Einsparmöglichkeiten in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro, sollte Audi die E-Auto-Herstellung auf nur eine Fabrik konzentrieren. Weitere Kostenreduzierungen könnten sich daraus ergeben, dass Audi sich aus einigen der bislang über hundert Märkte und Absatzregionen in der Welt zurückzöge.

Trotz aller Sparanstrengungen soll aber das hohe finanzielle Engagement beim Fußballclub Bayern München, an dem Audi acht Prozent der Aktien hält und in dessen Aufsichtsrat VW-Chef Herbert Diess stellvertretender Vorsitzender ist, fortgesetzt werden.

Der Vertrag gilt noch bis 2025. Mit einer Aufstockung – im Wettbewerb mit BMW, auch einem Sponsor des Fußballvereins – ist gleichwohl nicht zu rechnen.
Quellen
    • Foto: Audi | Text: Olaf Walther (kb)