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Der Autohersteller aus Wolfsburg hat in den USA eine Fristverlängerung erhalten, um einen Umrüstplan für die 580.000 von den Abgasmanipulationen betroffenen Dieselfahrzeuge vorzulegen. Der zuständige kalifornische Richter Charles Breyer, der die Klagen gegen VW von insgesamt 500 zumeist Autobesitzern wegen Betrugs und Vertragsbruchs gebündelt verhandelt, hat dem Konzern nun den 21. April als Termin gesetzt.
Bis dahin muss VW in Abstimmung mit der Umweltschutzbehörde EPA einen Plan unterbreiten, der "spezifisch und detailliert" regelt, wie die betroffenen Fahrzeuge technisch so verbessert werden, dass sie die Emissionsgrenzwerte der USA erfüllen. Ursprünglich war dafür der 24. März vorgesehen.
Bislang konnte der EPA noch keine befriedigende Lösung präsentiert werden. Es werden immer noch verschiedene technische Optionen geprüft, im schlechtesten Fall wird VW die manipulierten Fahrzeuge zurückkaufen müssen.
Anhängig sind gegen VW außerdem Klagen der US-Handelsbehörde FTC wegen irreführender Werbung, was für VW theoretisch bis zu 15,4 Milliarden Dollar teuer werden kann, sowie des Justizministeriums im Auftrag der Umweltbehörde EPA wegen Verstößen gegen das Luftreinhaltegesetz, was Strafzahlungen von bis zu 46 Milliarden Dollar bedeuten könnte. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Strafen bei einem Richterspruch deutlich darunter liegen werden, sofern VW sich erkennbar um Lösungen bemüht und die technischen Probleme in den Griff bekommt.
Derweil hat VW-Chef Matthias Müller angekündigt, dass das neue VW-SUV Crossblue, das zwischen Tiguan und Touareg angesiedelt sein wird und Ende des Jahres erscheinen soll, mit Investitionen in Höhe von über 790 Millionen Euro in den Vereinigten Staaten gebaut wird. Dadurch entstehen Müller zufolge 2.000 neue Arbeitsplätze.
Die Käufer zeigen sich relativ unbeeindruckt von dem Abgasskandal. Der Absatz des VW-Konzerns in den USA sank im ersten Quartal lediglich um 5,7 Prozent, was vor allem den beliebten SUVs von Audi und Porsche zu verdanken ist. In der Bundesrepublik gingen zwischen Januar und März die Neuzulassungen von VW (Marke) und Porsche um gemäßigte 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück, während sich Audi um 14,7 Prozent steigern konnte und Škoda um 3,3 Prozent.
Derweil hat das Unternehmen eine weitere Rückrufaktion ereilt. Die Fahrzeuge der baugleichen SUV-Modelle Touareg (VW) und Cayenne (Porsche) müssen wegen eines möglicherweise gelösten Sicherungsrings am Lagerblock der Pedale zur Überprüfung in die Werkstätten. Die Maßnahme umfasst weltweit insgesamt 390.000 VW Touareg sowie 410.000 Porsche Cayenne der Baujahre 2011 bis 2016. In der Bundesrepublik sind circa 88.000 Fahrzeuge betroffen.
Der April wird nicht nur wegen der richterlichen Frist zum Umrüstplan in den USA wichtig für VW. Am Monatsende veröffentlicht der Konzern bei der Aktionärsversammlung seine Jahresbilanz. Dabei wird sich zeigen, wo das Unternehmen wirtschaftlich steht und in welcher Höhe die finanziellen Folgen des Abgasskandals in Form von Ausgleichs- und Strafzahlungen, Reparaturen und eventuell auch Rückkäufen geschätzt werden. Ferner steht der Zwischenbericht der vom Aufsichtsrat beauftragten US-Kanzlei Jones Day an, der die Schuldfrage der Abgasmanipulation klären soll und ob Vorstandsmitglieder verwickelt sind.
In dieser Woche ist ein Konflikt zwischen VW-Vorstand und der Arbeitnehmervertretung öffentlich ausgebrochen. Betriebsratschef Bernd Osterloh erhebt in einem Schreiben an die VW-Mitarbeiter den Vorwurf, dass der Abgasskandal "hinterrücks dazu genutzt werden soll, personelle Einschnitte vorzunehmen". Er fordert die Sicherheit aller Arbeitsplätze sowie Standortvereinbarungen für alle Werke in der Bundesrepublik. Der Vorstand hat auf das Schreiben mit der Ankündigung von konstruktiven Gesprächen reagiert. Gleichzeitig kritisieren Betriebsräte, dass die Manager nicht auf ihre millionenschweren Bonuszahlungen verzichten wollen, wie "Spiegel online" berichtete, sondern allenfalls zu Kürzungen bereit sind.
VW muss die Balance wiederfinden.
Quellen
    • Text: Olaf Walther/Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: Hersteller