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Schutz für Smartphone-Süchtige
An Überwegen in den Boden eingelassene rote Leuchten sollen Smartphone-Glotzer

RobGal

Bodenampeln an Fußgängerüberwegen, speziell an Straßenbahngleisen, sollen Menschen vor Unfällen bewahren, die beim Gehen unablässig auf ihr Smartphone starren, um E-Mails, Nachrichten oder Internetseiten zu lesen. Durch diese Ablenkung leben sie gefährlich.
Sicherheitsexperten führen die steigende Zahl von tödlich Verunglückten im Straßenverkehr seit 2014 auf die unachtsame Nutzung der Handys zurück. Genaue Erkenntnisse liegen derzeit zwar nicht vor, jedoch ergab eine Studie von Dekra, dass 17 Prozent der Fußgänger ihr Handy im Stadtverkehr nutzen. Über alle Städte und Altersgruppen hinweg tippten demnach knapp acht Prozent der beobachteten Passanten beim Überqueren der Straße einen Text ein; rund drei Prozent telefonierten, und etwas mehr als ein Prozent taten beides gleichzeitig. Jeder zwanzigste hatte Kopfhörer auf, ohne zu sprechen – "hörten also Musik", wie Dekra vermutet.
Insgesamt beobachtete Dekra 14.000 Fußgänger in sechs europäischen Hauptstädten. Dabei zeigte sich auch, dass jüngere Fußgänger das Smartphone häufiger nutzen als ältere – am intensivsten daddelte mit über 22 Prozent die Altersgruppe der zwischen 25- und 35-jährigen, während sie nicht auf den Verkehr achtete.
Die Verkehrsbetriebe der Stadt Köln (KVB) haben bereits vor etwa anderthalb Jahren einen Überweg mit Lichtleisten, sogenannten Bodenampeln, ausgestattet, ein halbes Jahr später wurden zwei weitere Überwege damit ausgestattet. Die an den Gleisüberwegen in den Boden eingelassenen LED-Lichtleisten blinken Rot zur normalen Ampel, sobald sich eine Straßenbahn nähert. Denn: Wer in der Stadt unterwegs ist und dabei wie abwesend auf sein Smartphone glotzt, anstatt auf Ampeln und das Verkehrsgeschehen zu achten, missachtet rote Ampeln viermal so häufig wie Fußgänger ohne Smartphone.
Die Stadt Köln soll nach Schätzung von KVB-Sprecher Stephan Anemüller 60.000 Euro in die zusätzlichen Bodenampeln investiert haben. Der Abschlussbericht zu den Kölner Erfahrungen mit den Bodenampeln steht zwar noch aus, doch für Euphorie gebe es keinen Anlass, erklärte Anemüller auf Anfrage des Kraftfahrtberichters, der Nutzen der Bodenampeln soll "bescheiden" sein. Trotzdem: "Bei einer signifikanten Erhöhung des Sicherheitsniveaus werden die Stadt Köln und die KVB diskutieren und entscheiden, ob weitere Überwege mit Lichtleistenausgestattet werden", sagte Anemüller. Neben Köln probiert auch Augsburg die Bodenampeln aus, und in München wird ihr Einbau an Gleisüberwegen beraten.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: cunaplus - Fotolia.com