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Senioren: Fit fürs Fahrradfahren
Orthopäden und Unfallchirurgen geben Senioren Tipps, wie sie auf dem Fahrrad sicher unterwegs sind

RobGal

Fahrradfahren ist in. Nicht nur junge und sportliche Menschen sind mit dem Radl unterwegs, auch ältere Semester nehmen gern das Fahrrad, um mobil zu sein, schnell und einfach in den Supermarkt zu kommen oder etwas für die Gesundheit zu tun.
Nicht verwunderlich, dass die Nachfrage nach Fahrrädern mit hybridem Antrieb, den sogenannten Pedelecs, steigt und steigt. Aber: Mit den Elektrorädern werden höhere Geschwindigkeiten gefahren werden, mit der Folge, dass das Unfallrisiko steigt. Zusammen mit altersbedingten Einschränkungen kann es bei einem Sturz zu schweren Verletzungen kommen.

Durch den ungewohnt sommerlichen Frühling hat die Fahrradsaison dieses Jahr früh begonnen. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) rechnet deshalb mit einer Zunahme der Fahrrad-Crashs – hauptsächlich bei Senioren. Jedoch: "Viele Unfallursachen lassen sich vermeiden", macht DGOU-Generalsekretär Reinhard Hoffmann, Professor an der Unfallklinik Frankfurt, Mut. Als Beispiel nennt er die am Lenkrad mitgeführte Einkaufstasche. Radelnde Senioren würden häufig deshalb stürzen, weiß Hoffmann. Und das muss nicht sein, denn Taschen gehören nicht ans Lenkrad, sondern nach hinten in den Fahrradkorb oder in eine Fahrradtasche am Gepäckträger.

Sicherheit sollte an erster Stelle stehen. Wie Fußgänger und Motorradfahrer sind auch die Radfahrer bei einem Verkehrsunfall ungeschützt den Folgen ausgesetzt. Das macht speziell Senioren besonders verletzlich, wie ein Blick auf die Unfallstatistik zeigt. Die Polizei registrierte 2014 hierzulande rund 77.900 bei einem Verkehrsunfall verletzte Fahrradfahrer. Fast 400 davon wurden tödlich verletzt, und von denen war über die Hälfte 65 Jahre und älter. Zu den Unfallursachen – nicht nur bei Senioren – zählen: eine Einkaufstasche am Fahrradlenker, Fahren unter Alkoholeinfluss, falsche Kleidung oder locker sitzendes Schuhwerk. Aber auch ein nicht eingeschaltetes Hörgerät, mangelnde Fitness, unangepasste Geschwindigkeit mit Elektrofahrrädern und ein nachlassendes Reaktionsvermögen können zu Unfällen führen.

Ob am Steuer eines Autos oder hinterm Lenker eines Fahrrads: Für Senioren ist die Teilnahme am Straßenverkehr eine besondere Herausforderung, weil mit zunehmendem Alter "die Fahrqualität statistisch gesehen merklich" abnimmt, wie die Deutsche Verkehrswacht feststellt. Zum Radfahren braucht man neben einer schnellen Reaktionsfähigkeit auch eine gute Balance und Koordination. Hier liegen oftmals die Probleme bei der Generation 65 plus, denn sie hören und sehen nicht mehr so gut, und ihr Gleichgewichtssinn ist nicht selten beeinträchtigt. Deshalb warnt Fahrradunfallforscher und DGOU-Präventionsexperte Dr. Christian Juhra von der Uni Münster: "Mit dem Alter brechen die Knochen schneller, generell steigt die Verletzungsschwere. Möglicherweise erleidet ein junger Radfahrer nach einem Unfall eine leichte Gehirnerschütterung. Bei einem älteren Radfahrer, der blutverdünnende Medikamente einnimmt, kann der gleiche Unfall zu einer schweren Hirnblutung oder sogar zum Tod führen."

Doch Juhra will auch Hoffnung verbreiten, dass man im Alter mobil bleibt, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen: "Bewegung ist die beste Medizin. Fahrradfahren ist ein sehr schonender Sport und tut Knochen und Gelenken gut. Deswegen begrüßen wir den Trend, dass immer mehr ältere Menschen Fahrrad fahren." Insbesondere Pedelecs würden Menschen mit Handicap oder Fitnessdefiziten eine Alternative zum herkömmlichen Fahrrad bieten. Juhra: "Sie erhöhen die Mobilität von älteren Menschen, fordern jedoch trotz Elektroantrieb körperlichen Einsatz ab. Daher hat auch die Pedelec-Nutzung in jedem Fall einen positiven Effekt für Senioren".

Kb-Tipps zum sicheren Fahrradfahren (nicht nur) für Senioren

Um möglichst heil durch die Fahrradsaison zu kommen, geben Orthopäden und Unfallchirurgen Rad fahrenden Senioren folgende Sicherheitsstipps:

• Das Gepäck hinten am Fahrrad in einem speziellen Korb oder in eine Fahrradtasche am Gepäckträger verstauen.
• Einen Fahrradhelm tragen, um das Risiko einer Kopfverletzung zu mindern.
• Eine Warnweste oder helle Kleidung und Reflektoren tragen, um nicht übersehen zu werden.
• Das Hörgerät, sofern benötigt, sollte im Straßenverkehr unbedingt eingeschaltet sein. Die Hörqualität regelmäßig von einem Arzt prüfen lassen.
• Festes Schuhwerk tragen.
• Auf dem Elektrofahrrad nicht zu schnell unterwegs sein.
• Regelmäßige Gymnastik, denn mangelnde Beweglichkeit kann beim Auf- und Absteigen zur Gefahr werden.
• Das Fahrrad regelmäßig auf seine Verkehrssicherheit prüfen.
• Ein Fahrsicherheitstraining nach den Wintermonaten absolvieren.
• Alkohol ist tabu.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: Fiedels – Fotolia.com