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Den Teufelskreis der Belastungen durchbrechen!
Das Leben von Opfern eines Verkehrsunfalls verändert sich oft gravierend / Versicherer übernehmen nicht selten nur einen Teil der Kosten

RobGal

Die Folgen für die Opfer von Verkehrsunfällen sind enorm, auch wenn man die Verletzungen nicht oder nicht mehr sieht. Nun klärt eine wissenschaftliche Studie darüber auf, wie verletzte und unverletzte Unfallopfer ihre Lage empfinden und wie die Belastungen sich auf ihr privates und berufliches Leben auswirken.
Die Soziologen Manuel Oberlader und Clemens Kaufmann von der privaten Forschungseinrichtung "Faktum" in Wien, die unter anderem mit EU-Projekten zur Verkehrs- und Mobilitätsforschung betraut ist, stellen in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der "Zeitschrift für Verkehrssicherheit" (ZVS) die österreichischen Studienergebnisse vor.

Wer einmal in einen Verkehrsunfall verwickelt war, kann nur unterschreiben, was in der Studie über die Auswirkungen festgehalten wurde: "Ein hoher Anteil der Verletzten auch jene mit leichten Verletzungen, gab an", schreiben Oberlader und Kaufmann, "selbst lange Zeit nach ihrem Unfall noch immer unter physischen und psychischen Problemen zu leiden beziehungsweise arbeitsunfähig zu sein." Verkehrsunfälle hinterlassen Spuren und wirken sich zum Teil "schwerwiegend" auf die private, berufliche und finanzielle Situation der Betroffenen aus. Die Studie belegt, wie sehr sich das Leben verändert, vorwiegend das von Schwerverletzten. Die negativen Auswirkungen auf das Einkommen sind gravierend, und zwar nicht nur für das Unfallopfer selbst, sondern auch für ihre Familie. Vor allem jüngere Betroffene leiden unter den Folgen für ihre Lebens- und Familienplanung. Schwerverletzte Unfallopfer berichteten, dass sich ihre berufliche Situation wie auch ihre Freizeit- und Mobilitätsgewohnheiten bedeutend verändert hätten, "was wiederum negative Konsequenzen für ihre finanzielle Lage" zur Folge gehabt habe.

Dadurch nahmen die psychischen Probleme wie Depressionen, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit zu. "Diese wiederum", erläutern die Wissenschaftler, "spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Auswirkungen von Verkehrsunfällen – auch kleinerer." Ein Teufelskreis droht. Probleme wie Depressionen, Schlafstörungen und Angst empfanden die Unfallopfer "als schwerwiegende Belastungen" im Alltag.

Umso wichtiger ist für Betroffene das "Wohlbefinden". Je schwerer die Verletzungen sind, desto bedeutsamer wird für sie das körperliche Wohlsein, und desto höher bewerten sie, wenn es wiederhergestellt wird. Dagegen fanden Personen ohne körperliche Verletzung das psychische Wohlbefinden entscheidender.

"Verletzungen auf unterschiedlichen Ebenen"

Die österreichischen Studienteilnehmer beklagten allerdings, dass die Versicherungen die psychologischen Aspekte nicht ausreichend berücksichtigten. Sie fordern daher nicht nur psychologische Unterstützung, sondern auch Erstattung der Kosten für die psychologische Betreuung zur Verringerung der Unfallfolgen.

Das Resümee der Wissenschaftler ist eindeutig und kann sicher auf Deutschland übertragen werden: "Verletzte Personen leiden auf unterschiedlichen Ebenen", betonen Manuel Oberlader und Clemens Kaufmann. "In der Regel müssen sie finanzielle Kürzungen (persönlich und Haushaltseinkommen) in Kauf nehmen sowie zusätzliche Belastungen (medizinische Behandlung, Fahrzeugschäden, Verwaltungskosten, rechtliche Kosten usw.)" tragen. Weil die Versicherungen die Kosten für die medizinische Versorgung übernehmen, wissen die Verletzten in der Regel nicht, wie hoch diese sind. Deshalb empfinden sie etwa die Reparatur des Fahrzeugs oder Anwalts- und Gerichtskosten "als größten Kostenfaktor in der Folge eines Unfalls", wie die Autoren erwähnen. Doch die Versicherer deckten in der Regel "nur einen Teil dieser Kosten" ab. Kosten für persönliches Leid, soziales wie psychisches, blieben "oft völlig ausgespart".
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: Unfallzeitung