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Technik, die Leben schützt
Mercedes-Benz hat Fahrerassistenzsysteme für Lkw entwickelt, die Fußgänger und Radfahrer in kniffligen Situationen erkennen / Toter-Winkel-Unfälle werden verhindert

RobGal

Die Nutzfahrzeug-IAA, die vom 22. bis 29. September in Hannover stattfindet, verspricht interessant zu werden, denn die Hersteller schwerer Nutzfahrzeuge werden die neusten Entwicklungen bei den Assistenzsystemen vorstellen. Sie bedeuten einen weiteren Schritt in Richtung autonomes Fahren. Gleichzeitig geht es um die Reduzierung von Kraftstoffverbrauch und Emissionen sowie um mehr Wirtschaftlichkeit insgesamt.
Daimler hat die Anforderungen an Sicherheit und Vernetzung der schweren Lkw im Güterfernverkehr unter das Motto "Straßeneffizienz" gestellt. Genau 120 Jahre nachdem Gottlieb Daimler den Lkw erfunden hat – der vier PS starke Ur-Lkw verfügte über eineinhalb Tonnen Nutzlast und wurde 12 km/h schnell – und zwanzig Jahre nach dem Debüt des großen Mercedes-Lkw Actros, von dem bis heute eine Million Stück verkauft wurden, gab Stephan Buchner, Leiter von Mercedes-Benz Lkw im Daimler-Konzern, einen ersten Blick auf die jüngsten Innovationen im Vorfeld der IAA frei.
Nur ein rollender Lkw verdient Geld. Nutzfahrzeugkunden sind deshalb sehr daran interessiert, dass ihre Lkw-Flotte ohne Unfall oder Defekt zum Ziel und zurück kommt. Da versprechen zwei neue Assistenzsysteme mehr Sicherheit für Fußgänger und Fahrradfahrer in der Innenstadt, zunächst nur für schwere Lkw konzipiert: der Abbiegeassistent, der die Toter-Winkel-Unfälle beim Rechtsabbiegen verhindern soll, und die jüngste Version des Notbremssystems – beide weltweit erstmals mit Personenerkennung.
Vor zehn Jahren führte Mercedes den ABA ("Active Brake Assist") ein. Nun wird die vierte Generation präsentiert, das erste Lkw-Notbremssystem, das auch das Risiko von Unfällen mit Fußgängern deutlich reduzieren kann, während der Abbiegeassistent das weltweit erste lieferbare Assistenzsystem darstellt, das Fußgänger und Radfahrer beim Abbiegen von Lkw schützt, preist Mercedes die neue Sicherheitstechnologie. "Beide Systeme werden Leben retten", verspricht Buchner. Denn die Hälfte aller tödlichen Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung geschieht in Deutschland innerorts. Besonders gefährlich für Fußgänger und Radfahrer sind Lkw, die ab- oder einbiegen oder in Kreuzungen einfahren.
Der Abbiegeassistent informiert den Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen über Fußgänger oder Radfahrer im toten Winkel rechts neben dem Fahrzeug. Dieser Bereich ist für den Fahrer trotz Spiegel nicht einsehbar ist. Auch der neue Notbremsassistent warnt den Lkw-Fahrer, wenn ein Zusammenstoß mit einem Fußgänger oder Fahrradfahrer droht. Gleichzeitig mit der Warnung wird der Truck in beiden Fällen automatisch abgebremst. "Dadurch erhält der Fahrer die Möglichkeit, durch eine Vollbremsung oder ein Lenkmanöver die Kollision zu vermeiden", betont der Hersteller.
Und wie erkennt das System, dass der herankommende Lkw mit einem Fußgänger, Fahrradfahrer oder einfach nur mit einem Gegenstand zu kollidieren droht? Dafür ist eine neue Radargeneration zuständig, die weitgehend unabhängig von den Licht- und Witterungsverhältnissen arbeitet und auch bei Nacht, Regen oder Nebel "extrem präzise" (Mercedes) Fußgänger erkennt. Dabei ist es unerheblich, ob sie quer in die Fahrbahn treten, hinter parkenden Auto hervorkommen, rechts oder links abbiegen oder einfach nur die Straße entlang laufen – sie werden vom Fern- oder Nahbereichsradar des Systems erkannt. Bis zu einer Geschwindigkeit des Lkw von 50 km/h warnt und bremst dann die Personenerkennung automatisch ab.
Der Fernbereichsradar erfasst stehende wie gehende Fußgänger vor dem Lkw bis zu einer Entfernung von 80 Metern, Zweiradfahrer bis zu 160 Meter sowie Fahrzeuge und Hindernisse bis zu 250 Meter Entfernung. Die Reichweite des Nahbereichsradars ist auf 70 Meter beschränkt. Da sein Öffnungswinkel nicht 18 Grad wie beim Fernbereichsradar, sondern stolze 120 Grad beträgt, werden auch seitlich vor dem Lkw fahrende Fahrzeuge oder gehende Fußgänger erkannt. Buchner betonte allerdings, dass die Technik den Fahrer nicht aus seiner Verantwortung entlässt. Er kann das System jederzeit übersteuern und anders als das Assistenzsystem entscheiden.
Die neuen Assistenzsysteme wird Mercedes-Benz auf der IAA in Hannover Ende September vorstellen, im Dezember kommen sie auf den Markt. Sicher ist, dass diese beiden Unfallverhinderer auch in weiteren Lkw- und Transporter Klassen Einzug halten werden.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: Hersteller