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Autokunden mit Pokémon Go locken
Ob Autofahrer oder Fußgänger, ins Spiel vertiefte Pokémon-Go-Spieler gefährden sich und andere Verkehrsteilnehmer / Trotzdem will Mercedes das Spiel für den Vertrieb nutzen

RobGal

Es ist ein Spiel unserer Zeit: Pokémon Go. Unzählig viele Menschen jeden Alters jagen mit ihrem Smartphone in der Hand den kleinen virtuellen Monster nach.
Da erscheinen Sicherheitsexperten zum Beispiel von ADAC und Dekra wie Spielverderber, die den Pokémon-Go-Fans den Spaß nicht gönnen. Denn sie weisen darauf hin, dass Pokémon Go eine "gefährliche Ablenkung im Straßenverkehr" darstelle und "kein Spiel für den Straßenverkehr" sei. Nicht zu Unrecht, denn das Smartphone-Spiel wird nicht zu Hause in den eigenen vier Wänden gespielt, sondern es führt die Monsterjäger an die frische Luft, um in der Stadt, in Parks, auf Straßen und Plätzen eines der virtuellen Monster zu fangen.

Die Warnungen der Sicherheitsexperten haben einen ernsten Hintergrund. In den USA gab es bereits zahlreiche Auffahrunfälle durch Pokémon Go spielende Autofahrer. Bekannt ist mindestens ein schwerer Crash. Ins Spiel vertiefte Autofahrer halten während der Fahrt sogar plötzlich an, andere wenden mitten auf der Autobahn. In New York ertappte die Polizei Motorradfahrer, die ihr Handy mit laufendem Spiel auf dem Lenker montiert hatten. Die Dekra bringt es auf den Punkt: "Wer ein Monster erwischen will, muss ständig auf sein Handy schauen. Das kann im schlimmsten Fall tödlich enden". Auch für Fußgänger oder Radfahrer, die blind für ihre Umgebung werden, wenn sie Pokémon-Monstern hinterherjagen. "In Deutschland und anderen Mitgliedstaaten der EU befürchtet die Polizei ein erhöhtes Unfallrisiko durch das Spiel", mahnt die Dekra.
Nun will ausgerechnet Mercedes, das sich sonst der Sicherheit seiner Fahrzeuge rühmt, "am Puls der Zeit" sein und mit einer "innovativen Vertriebsaktion" auf den Monster-Hype aufspringen. Die Marke mit dem Stern nutzt schon länger Video- und Onlinespiele, um Kunden zu ködern. Mit der jüngsten Idee versuchen die Stuttgarter, gezielt Pokémon-Go-Spieler in ihre Autohäuser zu locken.

"Als erste Automobilmarke nutzt Mercedes-Benz jetzt diese Begeisterung für den Vertrieb", froh- lockt der Autobauer. Dabei sollen die Mercedes-Händler "über sogenannte Lockmodule in der Nähe von Pokémon-Stops" die Spieler "in ihre Showrooms oder zu lokalen Events ‚locken’". Die Module sind jeweils dreißig Minuten aktiv.
Auf dem deutschen Markt tummeln sich insgesamt gut 35 große Automarken. Da kann man in Sorge um die Verkehrssicherheit nur hoffen, dass nicht alle wie Mercedes-Benz "Vorreiter beim Beschreiten innovativer Vertriebswege" sein wollen.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: Pokémon