Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

Alfa Romeo Giulia: Der Tradition verpflichtet
Alfas Giulia der 60er und 70er Jahre war schön, sportlich und erfolgreich / Nun bringt der Mailänder Autobauer eine Neuauflage

RobGal

Eingefleischte Alfisti dürften aus dem Häuschen sein: Mit der komplett neu entwickelten und in Cassino zwischen Rom und Neapel gebauten Alfa Romeo Giulia (gesprochen "Tschulia") besinnt sich die traditionsreiche italienische Edelmarke ihrer Tradition und ihrer sportlichen Gene.
Denn erstmals seit dem Ende der Baureihe 75 vor inzwischen 24 Jahren, die mancher Liebhaber als letzten echten Alfa nach der Übernahme durch Fiat ansieht, erhält eine Mittelklasselimousine des Mailänder Autobauers wieder Heckantrieb. Markenmanagerin Rebecca Reinermann formulierte es bei der Fahrvorstellung so: "Die neue Giulia verkörpert alles, was Alfa Romeo ausmacht."

Und das zeigt sich auch im Design. Sportlich-elegant und mit ausgewogenen Proportionen steht die 4,64 Meter lange Stufenhecklimousine auf der Straße. Das geradlinige Erscheinungsbild wird ergänzt durch typische Markenelemente wie den als "Scudetto" (Schildchen) bezeichneten Kühlergrill von Alfa, der trapezförmig spitz nach unten zuläuft, außerdem durch die lange Motorhaube oder die kurzen Karosserieüberhänge. Im Innenraum sind die Bemühungen zu spüren, Sportlichkeit und Premiumcharakter miteinander zu vereinen. Die Materialien fühlen sich hochwertig an, der Startknopf befindet sich am griffigen Lenkrad, das mit Leder bezogen ist. Etwas schmal geschnitten sind die Öffnungen der Fondtüren, das Platzangebot auf den äußeren Plätzen ist dafür in Ordnung. Beim Mittelplatz stört der hohe Kardantunnel. Der tiefe Kofferraum fasst 480 Liter, eine asymmetrische Umklappmöglichkeit der Rücksitzlehne kostet 250 Euro extra und ist nicht für die Topversion verfügbar.



Ganz auf Fahrdynamik, Handling und Komfort haben die Ingenieure nach Auskunft von Homologationschef Klaus Schühle die neue Giulia abgestimmt. Mit Leichtbaumaterialien wie Aluminium und Karbon ist eine optimale Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse von 50:50 gelungen. So wiegt die leichteste Version des Viertürer lediglich 1.449 Kilogramm.

Eine Neuentwicklung stellt auch der 2.143 Kubikzentimeter große Dieselmotor dar, der in insgesamt drei Leistungsstufen erhältlich ist. Nach den zur Markteinführung verfügbaren Versionen mit 150 PS (ab 34.100 Euro) und 180 PS (ab 37.400 Euro) folgt im Laufe des Sommers noch die Einstiegsausführung, die es auf 136 PS bringt (ab 33.100 Euro). Alle drei Selbstzünder liegen beim Normverbrauch mit 4,2 Liter Diesel pro 100 Kilometer und beim CO2-Ausstoß mit 109 g/km gleichauf. Erste zügige Testfahrten im gemischten Betrieb mit dem stärksten Aggregat quittierte der Bordcomputer mit exakt 7,0 Litern. Dabei hatten wir die Fahrdynamikregelung, die per Drehrad auf "Advanced Efficiency" (grün), "Natural" (blau) oder "Dynamic" (rot) eingestellt werden kann, überwiegend auf sportlich ausgerichtet, was für viel Temperament und Fahrspaß sorgt.

Serienmäßig ist ein Sechsgangschaltgetriebe an Bord. Eine Testrunde mit einer Achtstufenautomatik förderte allerdings interessante Aspekte zu Tage. Zum einen lief der 180 PS starke Diesel so erheblich ruhiger und kultivierter. Zum anderen legte er in Sachen Dynamik nochmals einen Zacken zu. Grund dafür ist neben der größeren Getriebespreizung auch die Tatsache, dass beim Handschalter technisch bedingt die Zugkraft auf 380 Newtonmeter begrenzt ist, während die Automatik-Giulia satte 450 Newtonmeter auf die Kurbelwelle stemmt.

Eine Sonderstellung in der Baureihe nimmt die Giulia Quadrifoglio ("Kleeblatt") ein, wie Alfa seine die besonders sportlich ausgelegten Modellversionen in Anlehnung an sein Engagement im Motorrennsport nennt. Mit einer Motorhaube, Dach, Seitenschweller und aerodynamischen Komponenten aus Kohlefaser wiegt das Spitzenmodell gerade einmal 1.524 Kilogramm. Der 2,9 Liter große Biturbo-Sechszylinder, der laut Firmensprecher Sascha Wolfinger "grob gesagt durch die Wegnahme von zwei Zylindern aus dem Triebwerk des Ferrari California T hergeleitet" ist, leistet irrwitzige 510 PS und ermöglicht eine Spitzengeschwindigkeit von 307 km/h. Auf den Spuren von Schumacher, Rosberg, Vettel und Co auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings machte die 71.800 Euro teure Über-Giulia einen Höllenspaß und degradierte den Normverbrauch von 8,5 Liter Super auf 100 Kilometer ebenso zur Nebensache wie die CO2-Emission von 198 g/km.



Ergänzt wird die Giulia-Motorenpalette im Herbst durch einen 2,0-Liter-Turbobenziner mit 200 PS. Gegen Ende des Jahres werden zwei Allradmodelle das Angebot erweitern. Ein 2,0 Liter großer Turbobenziner mit 280 PS und ein 210 PS starker 2,2-Liter-Turbodiesel treiben dann die Vierradler an. Ein Kombi ist von der Giulia nicht geplant, dafür wird Anfang 2017 ein Mehrzweckfahrzeug auf Giulia-Basis die Herzen der eingefleischten Alfisti erneut höher schlagen lassen.

Im Detail: Alfa Romeo Giulia 2,2 Diesel Super

Fahrzeugsegment: Viertürige Stufenhecklimousine der Mittelklasse;
Motor: Vierzylinder- Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung;
Hubraum: 2.143 ccm;
Leistung: 180 PS/132 kW bei 3.750 U/min.;
Maximales Drehmoment: 380 Nm bei 1.750 U/min.;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 7,2 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h;
Kraftstoffart: Diesel;
Normverbrauch: innerorts: 5,3 Liter/100 km, außerorts: 3,5 Liter/100 km, insgesamt: 4,2 Liter/100 km;
CO2-Emission: 109 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: A;
Tankinhalt: 52 Liter;
Theoretische Reichweite: 1.238 km;
Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe;
Antrieb: Hinterrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.643 mm/1.860 mm/1.436 mm;
Radstand: 2.820 mm;
Kofferraumvolumen: 480 Liter;
Leergewicht: 1.449 kg;
Nutzlast: 491 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.940 kg;
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 1.600 kg/745 kg;
Wendekreis: 10,8 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet/Scheiben innenbelüftet;
Räder: 7,5 J x 17, Leichtmetall;
Bereifung: 225/50 R 17 94 W;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 20/ Teilkasko: 26/Vollkasko: 24;
Preis: 37.400 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Foto: Hersteller