Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

Fiat 124 Spider: Wie ein italienischer Maßanzug
Der schnittige Retro-Roadster fährt mit 140-PS-Turbobenziner, klassischem Stoffverdeck und Überrollbügel nach US-Norm vor

RobGal

Okay, er hat japanische Gene. Aber das ist definitiv nichts Negatives. Der neue Fiat 124 Spider basiert auf der technischen Plattform des Mazda MX-5 und wird auch bei Fiats japanischem Kooperationspartner in Hiroshima gebaut. Damit sind die Gemeinsamkeiten des rassigen Italieners mit seinem Fernost-Zwillingsbruder aber auch schon weitgehend erschöpft.
Als "hochemotionales Fahrzeug" weckt der Zweisitzer nicht nur bei Konzernsprecher Claus Witzeck "nostalgische Gefühle". Denn der 124 Spider lässt alte Zeiten wieder aufleben mit einer Reihe optischer Anleihen von dem gleichnamigen Roadster, den Fiat zwischen 1966 und 1985 baute. So übertrug Fiats Centro Stile das laut Homologationschef Klaus Schühle "eindeutig italienische Design" des Ahnen auf das neue Modell. Dazu gehören die runden Scheinwerfer, die Rückleuchten und Türgriffe, die hexagonale Form des Kühlergrills sowie der markante, aber sehr elegante Hüftschwung der hinteren Kotflügel, der von Kennern fast euphorisch mit einer Schwalbenschwanzform verglichen wird.

Der Innenraum des Fiat 124 Spider passt wie ein italienischer Maßanzug. Und weil bei der Fahrpräsentation der Sommer Vollgas gab, wurde natürlich gleich das aus festem Stoff bestehende Verdeck zurück geklappt. Das funktioniert ruck, zuck mit wenigen Handgriffen, ohne Verrenkungen vom Fahrer- oder Beifahrersitz aus und geht schneller als elektrisch auf Knopfdruck. Ein winziges Kunststoffteil mit Löchern zwischen den Sitzlehnen dient als Windschott und erwies sich im Kb-Fahrtest als erstaunlich wirksam. Erst wenn die Seitenscheiben versenkt sind, ist Schluss mit sturmfreier Bude.

Pasta statt Sushi steckt unter der langen Fronthaube, denn das Triebwerk ist ein waschechter Italiener aus dem Fiat-Motorenwerk Termoli. Der 1.368 Kubikzentimeter große Turbobenziner leistet 140 PS und stemmt bereits bei 2.250 Rotationen 240 Newtonmeter Zugkraft auf die Kurbelwelle. Allerdings sollte die Drehzahl nicht unter diesen Wert fallen. Denn dann wird ein Griff zum Joystick-kurzen Schalthebel fällig, was andererseits angesichts des knackigen Getriebes keine schlechte Laune aufkommen lässt.

Laut Datenblatt sprintet der Spider in 7,5 Sekunden bis Tempo 100 und wird 217 km/h schnell. Der Normverbrauch beläuft sich auf 6,4 Liter Super auf 100 Kilometer (148 g/km CO2). Nach einer zügigen Landstraßentour wies der Bordcomputer 7,9 Liter aus (187 g/km CO2). Auf der teilweise kurvenreichen Strecke, die das agile Handling des Hecktrieblers unter Beweis stellte, war auch die etwas sportive Einstellung des Fahrwerks mit der speziellen Zug- und Druckstufenkennung der Dämpfer spürbar. Aus diesem Grund wird für den 124 Spider auch kein gesondertes Sportfahrwerk angeboten. Die Überrollbügel hinter den Sitzlehnen sind starr. Nach Fiat-Angaben sind sie so ausgelegt, dass sie den strengen US-amerikanischen Sicherheitsvorschriften entsprechen.

Wer einen Roadster fährt, ist in aller Regel mit kleinem Gepäck unterwegs. Deshalb dürfte die tiefe Grube im Heck mit einem Fassungsvermögen von 140 Litern für die Reise ausreichen. Weil sich das zusammengefaltete Verdeck mit der beheizbaren Glasscheibe nicht auch noch in den Stauraum drängt, bleibt dessen Volumen offen wie geschlossen in gleichem Umfang erhalten. Ein Stahlklappdach, wie es manche andere Frischluft-Zweisitzer bieten, ist nach Aussage von Fiats Markenmanagerin Annika Löwe zumindest vorerst für den Fiat 124 Spider nicht vorgesehen. Dafür soll es in absehbarer Zeit ein Automatikgetriebe geben.

Bei den Käufern des 124 Spider erwartet Fiat eine Verteilung von 45 Prozent Frauen und 55 Prozent Männern. Das Basismodell kostet 23.990 Euro und bietet unter anderem Lederlenkrad, Klimaanlage und Radioanlage. Die Ausstattungslinie Lusso (siehe "Im Detail") steht für Luxus und stellt für 26.490 Euro unter anderem auch Nebelscheinwerfer, Klimaautomatik und beheizbare Ledersitze bereit.

Im vierten Quartal 2016 tritt der Abarth 124 Spider an. Die nochmals sportlicher ausgelegte Version mit dem giftigen Skorpion im Wappen wird ebenfalls von einem knapp 1,4 Liter großen Turbomotor angetrieben, der aber 30 PS mehr und damit 170 PS leistet. Der Wagen erhält im Werk im Turiner Stadtteil Mirafiori die speziellen Applikationen und wird ausschließlich über die Abarth-Händler zu beziehen sein.

Im Detail: Fiat 124 Spider Lusso

Fahrzeugsegment: Zweisitziger Roadster mit Stoffverdeck;
Motor: Vierzylinder-Turbobenziner;
Hubraum: 1.368 ccm;
Leistung: 140 PS/103 kW bei 5.000 U/min.;
Maximales Drehmoment: 240 Nm bei 2.250 U/min.;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 7,5 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h;
Kraftstoffart: Super;
Normverbrauch: innerorts: 8,5 Liter/100 km, außerorts: 5,1 Liter/100 km, insgesamt: 6,4 Liter/100 km;
CO2-Emission: 148 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: E;
Tankinhalt: 45 Liter;
Theoretische Reichweite: 703 km;
Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe;
Antrieb: Hinterrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.055 mm/1.740 mm/ 1.230 mm;
Radstand: 2.310 mm;
Kofferraumvolumen: 140 Liter;
Leergewicht: 1.125 kg;
Nutzlast: 190 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.315 kg;
Anhängelast: (nicht zugelassen);
Wendekreis: 9,4 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet/Scheiben;
Räder: 7 J x 17, Leichtmetall;
Bereifung: 205/45 R 17 84 W;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 14/Teilkasko: 21/Vollkasko: 22;
Preis: 26.490 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Foto: Hersteller