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Ende der Krise?
Positive Halbjahresbilanz und Durchbrüchen in den Vereinigten Staaten

RobGal

In knapp zwei Monaten jährt sich die Veröffentlichung der Abgasmanipulationen, die beim Wolfsburger Konzern heftig ins Kontor schlug und schlägt. Seither ist das Unternehmen intensiv damit beschäftigt, die durch den Skandal ausgelöste Krise zu bewältigen.
Vor kurzem erst hatte der Konzern die Rücklagen auf 16,2 Milliarden Euro erhöht, um die Kosten wie für Klagen, Schadenersatzansprüche, Rückrufe und Umbauten in den USA und Europa abzugelten. Jedoch muss VW allein für eine Einigung mit den US-Behörden nur zu den manipulierten Zweilitermotoren 14,7 Milliarden Dollar aufwenden. Deshalb teilte das Management mit, dass die Rücklagen erhöht werden müssten.
Allerdings scheint diese Herausforderung für VW leistbar zu sein, weil, anders als von Experten erwartet, VW seinen Betriebsgewinn im ersten Halbjahr 2016 um 7,5 Milliarden Euro steigern konnte. In der Folge stieg der Aktienkurs des Autoherstellers um rund sechs Prozent. Insbesondere die Kernmarke VW ist durch die zurzeit gute Autokonjunktur in China und Westeuropa begünstigt. Die bundesdeutschen Wettbewerber im Premiumsegment, BMW und Daimler, können zwar bessere Absatz- und Wachstumszahlen ausweisen als Audi, dennoch konnte die VW-Tochter einen überraschend guten Autoabsatz bis Juni von 5,6 Prozent vorweisen. Außerdem wirken sich die Sparprogramme des Konzerns positiv auf die Gewinnentwicklung aus. Einige Großkunden wollen ihre zunächst zurückgehaltenen Bestellungen nun nachholen.

Richterliche Genehmigung für Vergleich mit US-Kunden

Am Dienstag dieser Woche erteilte US-Richter Charles R. Breyer die mit Spannung erwartete vorläufige Genehmigung für den Ende Juni zwischen privaten Klägern und Volkswagen vereinbarten Vergleich. Dabei geht es um die Automodelle VW Beetle, Golf und Passat sowie Audi A3 mit Zweilitermotor. Betroffene US-Kunden können wählen, ob sie ihr mit der Manipulationssoftware ausgestattetes Auto entweder an VW zurückverkaufen oder technisch umrüsten lassen. Zusätzlich erhalten sie eine Ausgleichszahlung. Damit wären alle zivilrechtlichen Ansprüche erledigt. Die Genehmigung zur technischen Lösung für die Modelle mit Dreilitermotor kam zuletzt ins Stocken und steht daher noch aus.
Kurz vor der richterlichen Genehmigung hatte sich bereits die kalifornische Umweltbehörde CARB positiv zu den Umrüstplänen von VW geäußert. Die CARB war an der Aufdeckung der Manipulationen beteiligt und hatte sich immer wieder unzufrieden mit VWs Aufarbeitung gezeigt. Nun bewertet die Behördenchefin Mary Nichols die aktuellen Umrüstpläne erheblich optimistischer. Die Emissionen der betroffenen VW-Modelle ließen sich "um 80 bis 90 Prozent" reduzieren, sagte Nichols. Zur Kompensation der restlichen zehn bis 20 Prozent habe der Konzern verbindlich zugesagt, einen Fonds zur Unterstützung von emissionsfreier Mobilität einzurichten, mit dem zum Beispiel Ladesäulen finanziert werden. Nichols lobte VW nun für das stärkere Entgegenkommen und stellte in Aussicht, dass bald auch eine Lösung für die Autos mit Dreilitermotor gefunden werde. Die dafür noch festzulegenden Strafzahlungen würden "nicht so hoch ausfallen", bemerkte die CARB-Leiterin.
Der Vorstand in Wolfsburg geht indes davon aus, dass zwar der Umsatz im Jahresgesamt um fünf Prozent sinken wird, die operative Rendite aber bei fünf bis sechs Prozent liegen wird. Nach knapp einem Jahr scheint die tiefste Krise in der Geschichte des VW-Konzerns nach 1945 überwindbar zu sein.
Quellen
    • Text: Olaf Walther/Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: Volkswagen