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Kb-Test Seat Ibiza SC 1,8 TSI Cupra: Wie ein Pfeil aus den Startlöchern
Wo ist der Griff für den Beifahrer? Und wieso ist so viel Benzin im Tank?

RobGal

Eigentlich ist Seats Ibiza ein Kleinwagen, der als sportlich gezeichneter Dreitürer die Zusatzbezeichnung "SC" ("Sport-Coupé") trägt. Normalerweise sind Fahrzeuge in diesem Segment relativ zahm motorisiert. Das gilt jedoch nicht für den neuen Seat Ibiza SC 1,8 TSI Cupra, dem Topmodell der gesamten Modellfamilie.
Ein ausdrucksstarkes Design, das aber jenseits von prolligem Gehabe ist, kennzeichnet die vierte Generation des kleinen Spaniers aus Martorell. Scharfe Striche und kantige Linien verleihen dem Ibiza durchaus einen aggressiven Look. Der Cupra, wie bei Seat traditionell die sportlichen Überflieger heißen, besitzt nicht nur schwarz lackierte Außenspiegelgehäuse, sondern auch einen mattschwarzen Diffusor am Heck mit einem mittigen Auspuffrohr in Trapezform.

Erwartungsgemäß geht es im Fond des 4,06 Meter kurzen Dreitürer recht eng zu, da touchieren größere Mitfahrer mit ihrer Frisur schon mal das Dach. Besonders der Mittelplatz hat eher eine Alibifunktion. Das scheint man auch bei Seat so zu sehen und bietet die mittlere Kopfstütze nur als Extra an. Zumindest wird der Zugang zur Rückbank durch den vorrutschenden Vordersitz ein wenig erleichtert, allerdings ausschließlich auf der Beifahrerseite. Immerhin passen drei Getränkekästen in den 292 Liter großen Kofferraum. Wird die asymmetrisch geteilte Rücksitzbank umgeklappt, erweitert sich der Stauraum auf 930 Liter.

Mit dem neuen 1,8-Liter-Turbomotor wird der Ibiza SC vom Kleinwagen zur Rennsemmel. Mit strammen 192 PS ist das Triebwerk zwölf "Pferde" stärker als der Vorgänger. Die Zugkraft, die wie bei einem Dieselaggregat schon bei sehr niedrigen Drehzahlen zur Verfügung steht, wuchs gar von 250 auf 320 Newtonmeter. Beim Start und bei höheren Lasten wird der Kraftstoff direkt in die Brennkammern gespritzt, im Teillastbereich erfolgt eine indirekte Einspritzung. Das Resultat ist fulminant und beeindruckend zugleich. Der sportliche Iberer schießt wie ein Pfeil aus den Startlöchern und bringt dank der elektronischen Differentialsperre seine Leistung zumindest auf trockener Fahrbahn erstaunlich sauber auf die Straße. Ohne Mühe oder gar langen Anlauf erreichten wir auf freier Autobahn das Höchsttempo von 235 km/h.

Fahrspaß ohne Reue an der Tankstelle

Langsame Schleichtouren bei stockendem Verkehr liebt die Maschine dagegen überhaupt nicht und quittiert dies mit einem unzufriedenen Ruckeln. Ein per Tastendruck in zwei Stufen verstellbares Profil ändert die Eigenschaften der Fahrwerksdämpfung, die dann schon sehr sportlich ambitioniert agiert, außerdem verändern sich die Lenkunterstützung und der Motorklang, der besonders unter Last lustvoll trötet. Unbeirrt und mit einer fast schon stoischen Gelassenheit meistert der Ibiza Cupra auch reichlich forsch anvisierte Biegungen.

Wer nicht ständig auf der letzten Rille unterwegs ist, wird mit günstigen Verbrauchswerten von knapp sieben bis achteinhalb Litern belohnt, ohne dass der Fahrspaß deswegen auch nur ansatzweise leiden müsste. Der irgendwann fällige Stopp an der Tankstelle wird allerdings zum Geduldsspiel. Vermutlich aufgrund einer nicht optimalen Entlüftung des Tanks lassen sich nach dem ersten Abschalten der Zapfpistole schlückchenweise noch bis zu sechs Liter nachfüllen. Besonders ärgerlich fanden wir bei unserem Kb-Testwagen die Tankanzeige, die nach dem Mond zu gehen schien. Sie gaukelte stets einen weitaus größeren Kraftstoffbestand vor, als sich tatsächlich im Behälter befand.

Zur Alltagstauglichkeit des spanischen Kraftpakets tragen auch die Sportsitze vorn bei. Sie bieten trotz aller Bequemlichkeit einen hervorragenden Seitenhalt. Bloß: Wenn es der Fahrer mal wieder "um die Kurven fliegen" ließ, suchte die Dame auf unserem Kopilotenplatz vergeblich nach einem Haltegriff über der Tür. Den hat sich Seat beim Ibiza SC 1,8 TSI Cupra leider gespart. Weniger knauserig gibt sich der Hersteller in anderen Bereichen. So ist beispielsweise die sehr wirksame Klimaautomatik ebenso Serie wie Radioanlage, Navigationsgerät oder die Einparkhilfen vorn und hinten. Damit lässt sich der kleine Sportler in engen Parklücken fast schon zentimetergenau rangieren.

Im Detail: Seat Ibiza SC 1,8 TSI Cupra

Fahrzeugsegment: Dreitüriger Kleinwagen;
Motor: Vierzylinder-Turbobenziner mit kombinierter Direkt- und Indirekteinspritzung;
Hubraum: 1.798 ccm;
Leistung: 192 PS/141 kW bei 4.300 bis 6.200 U/min.;
Maximales Drehmoment: 320 Nm bei 1.450 bis 4.200 U/min.;
Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 6,7 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h;
Kraftstoffart: Super;
Normverbrauch: innerorts: 7,8 Liter/100 km, außerorts: 5,3 Liter/100 km, insgesamt: 6,2 Liter/100 km;
CO2-Emission: 145 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: D;
Im Test: 7,0 Liter/100 km, 166 g/km CO2;
Tankinhalt: 45 Liter;
Theoretische Reichweite: 642 km;
Antrieb: Vorderrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.055 mm/1.693 mm/1.420 mm;
Radstand: 2.469 mm;
Kofferraumvolumen: 292 bis 930 Liter;
Leergewicht: 1.260 kg;
Nutzlast: 440 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.700 kg;
Anhängelast: (nicht zugelassen);
Wendekreis: 10,7 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet/Scheiben;
Räder: 7 J x 17, Leichtmetall;
Bereifung: 215/40 R 17 87 Y;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 17/Teilkasko: 22/Vollkasko: 20;
Preis: 23.060 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Foto: Hersteller