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''Die VW-Organisationskultur zu einer guten verändern''
Der niedersächsische Ministerpräsident äußert sich im FAZ-Interview zur Krise bei VW

RobGal

Stephan Weil, der Ministerpräsident von Niedersachsen, äußerte sich im Interview mit der ''Frankfurter Allgemeinen Zeitung'' ausführlich zur Krise bei Volkswagen. Die begann Mitte September mit dem Abgasskandal, als gezielte Motormanipulationen durch VW im großen Stil bekanntwurden.
Niedersachsen verfügt mit einem Aktienanteil von 20,2 Prozent per Gesetz über eine Sperrminorität bei allen wichtigen Entscheidungen. Von daher gehört der SPD-Politiker auch dem Aufsichtsrat des Konzerns an.

Weil spricht von einer zehn- bis fünfzehnjährigen Erfolgsgeschichte als Weltkonzern, räumt aber ein, dass die Führungsstrukturen bei VW "sich nicht in dem gleichen Tempo verändert" hätten. Daher werde schon länger an neuen Strukturen und einer Dezentralisierung im Unternehmen gearbeitet. Weil zeigt sich "hoch problembewusst", was einen Zusammenhang zwischen dem Abgasskandal und "der Unternehmenskultur bei VW" angeht. Er betont, dass bereits eine Reihe von Personalentscheidungen auf der Vorstandsebene getroffen worden seien. Mit Blick auf den ehemaligen VW-Chef Martin Winterkorn nach einem autoritären Führungsstil im Konzern befragt, antwortet Weil: "Es gibt nicht nur bei VW Führungskräfte mit einer großen persönlichen und fachlichen Autorität, und dazu zählt auch gewiss Herr Winterkorn. Aber daraus wächst doch nicht zwangsläufig eine Angstkultur."

Besonders große Unternehmen sind anfällig

Der SPD-Politiker weist Versuche zurück, die vorhandenen Probleme auf wenige Persönlichkeiten zu beschränken. Große Organisationen seien für die vorhandenen Probleme "besonders anfällig", sagt Weil und verweist auf die Deutsche Bank, Siemens und Thyssen-Krupp. Damit will der Ministerpräsident auch belegt wissen, dass nicht die VW-Beteiligung des Landes Niedersachsen für die Malaise des Autoherstellers verantwortlich ist. Das gleiche gilt nach Weils Auffassung auch für den Betriebsrat, der in Wolfsburg traditionell über eine starke Stellung bis hinein in den Aufsichtsrat verfügt. Im Gegenteil, so Weil weiter, die Arbeitnehmervertretung habe in der Vergangenheit auf bestimmte Probleme hingewiesen und Lösungsvorschläge unterbreitet.

Am schwierigsten sei jetzt, führt Weil aus, "die VW-Organisationskultur, die man nicht akzeptieren kann, so zu verändern, dass sie zu einer guten Organisationskultur wird". Das könne man nicht "mit zwei, drei Workshops schaffen". Aber: "In Wolfsburg ist jetzt ein neues Team am Start." Stephan Weil bringt darüber hinaus zum Ausdruck, dass die Aufarbeitung und Beseitigung des angerichteten Schadens sehr komplex ist und die finanziellen Auswirkungen tiefgreifend werden. Die Aufklärungsarbeit laufe mit Hochdruck, versichert er und kündigt an, dass ein Zwischenbericht zur Hauptversammlung im April nächsten Jahres vorliegen wird. Die endgültige Aufklärung werde aber, gibt Weil zu Bedenken, länger dauern. Weitere Enthüllungen erwartet das VW-Aufsichtsratsmitglied nicht.

Obwohl der finanzielle Schaden samt der Straf- und Entschädigungszahlungen sehr hoch ausfallen wird, geht Weil davon aus, dass der Konzern die Lasten wird tragen können. Die wirtschaftliche Substanz des Konzerns sei gut, stellt er fest. Deutlich spricht er sich dagegen aus, die Wettbewerbsfähigkeit des Autoherstellers durch übermäßiges Sparen in Frage zu stellen.
Quellen
    • Text: Olaf Walther (Kb)
    • Foto: mattz90 - Fotolia.com