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F + E: Solarmobile produzieren mehr Strom als benötigt
Im Herbst findet die Weltmeisterschaft der Solarmobile statt / Mehr als nur Forschungsfahrzeuge | Zwei Beispiele

RobGal

Das Sportcoupé "Thyssen-Krupp Sun Riser" ist ein nur 360 Kilogramm schweres Solarmobil der Hochschule Bochum. Das von einem Team aus 40 Studenten und Wissenschaftlern gebaute Fahrzeug enthält Materialinnovationen, die mit Hilfe des Thyssen-Krupp-Konzerns entwickelt wurden.
Neben dem Werkstoff Kohlefaser, der für den Bau von Solarmobilen üblicherweise verwendet wird, kam für die Überrollbügel des Sun Risers hochfester Komplexphasenstahl zum Einsatz, eine moderne, unlegierte Stahlsorte. Für Cockpitquerträger und Mitteltunnel wurde Magnesium verwendet, "um Alternativen zum wenig nachhaltigen Carbon zu testen", wie die Hochschule erklärte.

Der Innenraum des Sun Risers wurde sowohl edel als auch alltagstauglich gestaltet. So weist das Auto einen Lenkstockhebel und Handbremsgriff auf, was in Solarautos eher unüblich ist. Die Ausstattungsliste liest sich wie die von einem gehobenen Großserien-Pkw: Abstandswarner, Zentralverriegelung, Infodisplay, Sitzheizung und die üblichen Sicherheitsdetails – das sind Zutaten für die geplante Straßenzulassung. Von außen sieht der Sun Riser wie ein futuristisches Sportcoupé aus, das den Vergleich mit Serienmodellen nicht zu scheuen braucht. Hochleistungssolarzellen mit einer Gesamtfläche von drei Quadratmetern wurden auf dem Dach untergebracht, die bei optimaler Sonneneinstrahlung 870 Watt elektrische Leistung liefern sollen.

Eine Batterie speichert die überschüssige Energie. Das Sportcoupé schafft eine Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h und soll bei der Weltmeisterschaft der Solarcars im Herbst in Australien antreten, wo das Bochumer Team das einzige aus Deutschland ist. Bei dem Wettbewerb geht es auf der 3.000 Kilometer langen Strecke vor allem um die Effizienz, "und hier kann der Sun Riser glänzen", sind sich die Bochumer sicher. Der Vorgänger wurde beim letzten Wettbewerb Vizeweltmeister.

Ebenfalls in Australien antreten will das niederländische Solarmobil "Stella Lux" von Nachwuchs- wissenschaftlern der Technischen Universität Eindhoven. Mit sogar 5,8 Quadratmeter Solarzellen soll das Auto eine Reichweite von 1.000 Kilometern schaffen und 125 km/h schnell werden. Ziel ist aber auch hier, mehr Strom zu produzieren und in der Batterie zu speichern, als der Wagen braucht.

Bei der Entwicklung von Stella Lux lag der Schwerpunkt auf Leichtbau und Aerodynamik. Der viertürige Viersitzer ist 4,52 Meter lang, aber nur 1,12 Meter hoch. Das Äußere ist gewöhnungs- bedürftig. Auffällig durchzieht ein Mitteltunnel so groß wie ein aufgerissenes Fischmaul die gesamte Länge des Fahrzeugs. Dadurch soll der Wagen wie ein Katamaran so leicht und windschnittig auf der Straße liegen. Zudem hat er zu beiden Seiten des oberen Hecks eine Art Dachverlängerung für ein zusätzliches Solarpanel – was aber wie abstehende Ohren aussieht. Das geringe Fahrzeuggewicht von 375 Kilogramm wurde unter anderem durch die Verwendung von Aluminium und kohlefaserverstärktem Kunststoff erreicht. Ein neuartiges Navigationsgerät kann die sonnenreichste Route berechnen und bei einer anstehenden längeren Fahrt die Akkus im Voraus aufladen.

Auch beim Stella Lux geht es im Innenraum gehoben zu: Touchscreen, Getränkehalter, Gebläse, LED-Stimmungslichter und helle Farben. Mittels einer Smartphone-App öffnen sich die Türen automatisch, wenn man sich dem Fahrzeug nähert. Für Stella Lux soll es bereits einen Interessenten für die Serienfertigung geben.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser/Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: lightsonscience - Fotolia.com