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Neue Airbags: Das Auto wird wie in Knackfolie verpackt
ZF-TRW bastelt an einem seitlichen Außenairbag und an einem Frontalairbag für den Fond

RobGal

Geht es um die Verkehrssicherheit, wird derzeit gern auf das autonome Fahren verwiesen, um nicht zu sagen: vertröstet. Es weiß aber niemand, ob und, wenn überhaupt, wann das Roboterauto kommt.
Derweil steigt die Zahl der Unfälle in der Bundesrepublik seit Jahren stetig an, jüngst musste sogar ein Zuwachs bei den Verkehrstoten festgestellt werden. Daher kann man schlechterdings einfach nur auf die Technologie der Zukunft warten. Und selbst wenn: Unfälle werden nie gänzlich auszuschließen sein, von daher werden Elemente der passiven Sicherheit wie Gurt und Airbag ihren Stellenwert behalten.

Der US-amerikanische Airbagspezialist TRW, der seit der Übernahme durch ZF Friedrichshafen als "ZF-TRW" firmiert, befindet sich in der Entwicklung eines neuartigen Airbags für die Außenseite. Die ist die Achillesferse des Pkw, weil hier kaum Knautschzone vorhanden ist. Mit gravierenden Folgen: Weltweit kam jeder dritte, der bei einem Verkehrsunfall tödlich oder schwer verletzt wurde, durch einen Seitencrash zu Schaden, wie Norbert Kagerer, Leiter für die Entwicklung von Insassenschutzsysteme bei ZF-TRW, im Gespräch mit dem Kraftfahrtberichter betonte.

Der neue ZF-TRW-Prallsack verpackt die Autoseite wie in Knackfolie. Er ist im ansonsten hohlen Türschweller verstaut, wie Kagerer erläutert. Wenn die Sensoren des Fahrzeugs eine unvermeidbare Seitenkollision registrieren, entfaltet sich der rund zwei Meter breite und etwa 300 Liter fassende Airbag blitzschnell entlang der Außenseite des Wagens, bevor es zum Crash kommt. Dazu arbeitet der Gasgenerator mit einem Druck von 70 bis 80 Metern in der Sekunde, wie Achim Hofmann von der Airbag-Vorentwicklung bei ZF-TRW gegenüber dem Kraftfahrtberichter ausführte. "Der Airbag nimmt bis zu 25 Prozent der Deformationsenergie auf", ergänzte er. Dadurch werden die Insassen vor Quetschungen und eindringenden Gegenständen geschützt, die B- Säule des Autos wird vor dem Zusammenbruch bewahrt, sonst verliert die sichere Fahrgastzelle ihre Schutzfunktion.

Ausgelöst wird der äußere Seitenairbag durch den drohenden Aufprall eines anderen Autos oder eines Baums oder bei einer seitlichen Folgekollision nach einem ersten Unfall. "Technisch möglich wäre auch", betont Kagerer, "den Sitz um fünf Zentimeter zur Seite zu verschieben", um die Insassen noch besser zu schützen. ZF-TRW befindet sich mit dem äußeren Seitenairbag laut Kagerer im Vorserienversuch mit einem deutschen Premiumhersteller.

Ein Airbag in der Rückseite des Vordersitzes

Die zweite Airbag-Innovation von ZF-TRW ist für die Rücksitze. Ein 40 bis 50 Liter fassender Prallsack in Form eines nach unten geöffneten Halbkreises kommt im Falle eines Falles aus der Rückseite des vorderen Sitzes herausgeschossen und schützt den Fondpassagier in erster Linie vor einem Aufschlag auf den Vordersitz. Die Kunst besteht zum einen darin, den Prallsack und den Gasgenerator so kompakt zu bauen, dass sie in die Sitzlehne passen. Zum anderen muss der Airbag durch "stoffliche Anpassung" (Kagerer) so gestaltet sein, dass er sich je nach Größe und Geschlecht der Person und je nach Längsstellung des Vordersitzes größer oder kleiner aufbaut.

Die letzten Errungenschaften von ZF-TRW waren ein Dachairbag, der den Beifahrerairbag ersetzt, wodurch mehr Platz am Armaturenbrett entsteht (im Einsatz bei einem französischen Fabrikat), und ein zwischen den Vordersitzen eingebauter Prallsack, der bei einem seitlichen Frontalstoß verhindern soll, dass der Fahrer aus dem Gurt rutscht und das Fahrer und Beifahrer ihre Köpfe durch Pendelbewegungen gegeneinanderstoßen – was zwar selten vorkommt, dann aber oft tödlich endet. Diesen Airbag hat ein US-amerikanischer Autobauer bereits im Angebot. Künftige Airbags werden mit Hilfe von Sensoren und anderen Innovationen noch präziser ausgerichtet werden und, so verspricht Kagerer, auch Gewicht, Größe, Geschlecht und Position der Insassen berücksichtigen.
Quellen
    • Text: Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: freshidea - Fotolia.com