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Straßen-Paravants gegen Gaffer lassen den Verkehr rollen
Positive Zwischenbilanz der Sichtschutzwände in Nordrhein-Westfalen

RobGal

Gaffer machen Ersthelfern, Polizei und Feuerwehr die Arbeit bei Verkehrsunfällen schwerer, als sie ohnehin ist. Durch die rücksichtslose Neugier einzelner werden völlig unnötige Staus und sogar Folgeunfälle provoziert, die manch einen Fahrzeugpassagier in Lebensgefahr bringt.
Zusätzlich angeheizt wurde der Gaffer-Wahnsinn durch die Verbreitung von Mobiltelefonen mit integrierter Kamera.

"Wenn Appelle einige wenige Menschen ohne Anstand einfach nicht erreichen, dann sind eben unkonventionelle Lösungen nötig", meinte Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) und gab die Herstellung von blickdichten Schutzwänden in Auftrag. Die können seit April von Autobahnmeistereien nach einem schweren Unfall aufgebaut werden, um das Geschehen auf einer Strecke von bis hundert Metern gegen Neugierige abzuschirmen (siehe Kb 3063 vom 20.4.2015, Seite 3). "Durch den Einsatz der Sichtbarrieren werden nicht nur Staus vermieden, sondern vor allem Unfallopfer und Rettungskräfte vor Gaffern wirkungsvoll beschützt", betonte Minister Groschek.

Etwa 470.000 Euro an Bundesmitteln kosteten die zwölf mit grüner Folie bespannten Stellsysteme, die jeweils aus vierzig einzelnen Stahlrahmen von zweieinhalb Meter Länge und zwei Meter Höhe bestehen und auf einem Anhänger transportiert werden. Die Ausgabe hat sich gelohnt, wie sich nun in einer Zwischenbilanz zeigte. Denn "wenn die Wand steht, läuft der Verkehr vor allem auf der Gegenfahrbahn wieder flüssiger. Die Schaulustigen wollen Aktionen sehen, eine grüne Fläche ist uninteressant", fasst Karsten Wieczorek von der Autobahnmeisterei Leverkusen die bisherigen Erfahrungen zusammen.

Wann und bei welchem Crash eine grüne Sichtschutzwand aufgebaut wird, entscheidet die Polizei vor Ort. Dafür ist nicht allein die Frage ausschlaggebend, ob ein Unfall "spektakulär" ist, sondern auch, wie lange Rettung und Räumung der Unglücksstelle wohl dauern wird. "Dies muss der Einsatzleiter zuvor abschätzen", so der Landesbetrieb Straßen NRW. Denn im Schnitt vergehen für das Heranholen und Aufstellen der Straßen-Paravants je nach Tageszeit und Unfallstelle bis zu eindreiviertel Stunden – obwohl die insgesamt zwölf Sichtschutzsysteme so auf die Autobahnmeistereien verteilt sind, dass das 2.200 Kilometer lange Autobahnnetz in NRW gleichmäßig versorgt werden kann.

Allerdings lassen sich die Sichtschutzwände nicht bei jedem Wetter benutzen. So darf beispielsweise die maximale Windstärke 5 nicht überschritten werden.

Das Projekt "Sichtschutzwand" ist jedenfalls erfolgreich gestartet. In den vier Monaten zwischen dem Start im April und der Zwischenbilanz im August kamen die mobilen Wände insgesamt zwanzig Mal auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen zum Einsatz. Die meisten schweren Unfälle ereigneten sich im Bereich der Autobahnmeisterei Leverkusen, wo der Sichtschutz innerhalb der vier Monate sieben Mal eingesetzt wurde.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: Donets - Fotolia.com