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Caravan-Salon: Kompakte Raumwunder für den Urlaub
Anhaltend steigendes Käuferinteresse an Reisemobilen / Weltpremieren und ausgeklügelte Ideen der Autohersteller

RobGal

Während die Reisemobilanbieter seit fünf Jahren einen Zulassungsrekord nach dem anderen einheimsen, muss die Caravanbranche eine schrumpfende Nachfrage verkraften.
Doch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind nicht nur die Neuzulassungen von Reisemobilen deutlich gestiegen (plus zwölf Prozent), sondern erstmals seit längerem auch die der Wohnwagen (plus acht Prozent). Über "ein fulminantes Comeback" freute sich der Präsident des Caravaning Industrie-Verbandes (CIVD) Hermann Pfaff beim des 54. Caravan-Salon in Düsseldorf. Camping ist in, das zeigen auch die Besucherzahlen am ersten Wochenende der weltweit größten Ausstellung ihrer Art. 60.000 Menschen kamen zum Auftakt, um zu sehen, was die Branche Neues zu bieten hat. Bei den Reisemobilen wie bei den Caravans liegen kompakte Modelle im Trend.

Pfiffig ausgebaute Kastenwagen und teilintegrierte Reisemobile sind die Stars in den Düsseldorfer Messehallen. Ihr Anteil bei den Neuzulassungen beträgt zwei Drittel. Hier hat der Fiat Ducato als Basisfahrzeug die Nase um Längen vorn. Seit im vergangenen Jahr die sechste Generation herauskam, legte er noch einmal kräftig zu. Für über 14.500 Reisemobile dienten die Fahrgestelle des Transporters (2,8 bis 4,4 Tonnen) als Basis für die Campingmobile der Aufbauhersteller. Das Erfolgsgeheimnis des italienischen Kastenwagens ist seine Vielfalt. Er wurde nach den Vorstellungen der Reisemobilhersteller, die bei seiner Entwicklung mitwirkten, maßgeschneidert. Zu haben ist der Ducato auch mit größerer Spurweite, tiefer liegendem Rahmen und Federn für hohe Belastungen – auf Wunsch kann sogar eine gewichtssparende Hinterachse aus Kunststoff geordert werden. Immerhin ist der Ducato mit fünf unterschiedlichen Radständen, sechs Chassislängen und vier modernen Turbodieselmotoren (115 bis 177 PS) mit und ohne Automatikgetriebe und Al-Ko AMC-Chassis im Angebot. "Insgesamt", betonte ein Sprecher von Fiat Professional, "können 600 unterschiedliche Versionen konfiguriert werden."

Gleich zwei Weltpremieren feiert Ford auf dem Caravan-Salon. Neu im Programm ist die sechssitzige Business-Edition auf Basis des Tourneo Custom Titanium, die laut Ford Büro- und Freizeitfahrzeug in einem ist. Zudem wird die vierte Generation des Euroline (Basis: Tourneo Custom Trend mit kurzem Radstand) gezeigt, traditionell von Westfalen-Mobil, ehemals Westfalia, umgebaut. Die Business-Edition mit 2,2-Liter-Dieselmotor und 155 PS besitzt Lederausstattung, ausklappbaren Multifunktionstisch, dreh- und längs verschiebbare Sitze. Mit dabei sind auch Klimaautomatik, LED-Licht im Innenraum, Standheizung, USB-Anschlüsse, 18-Zoll-Aluräder und ein Satz Winterräder. Zudem ist die Business-Edition mit zahlreichen Assistenzsystemen ausgestattet.

Schon der alte Euroline machte als Multifunktionsfahrzeug Furore. Nun wird die neue Generation präsentiert. Sie bietet bis zu sieben Sitze und wird gern als Büromobil, kompakter Reisewagen oder Shuttlefahrzeug genutzt. Auch der Euroline wird von dem 2,2-Liter-Selbstzünder angetrieben, doch seine Ausstattung ist bescheidener als die Business-Variante. Mit dabei sind Standheizung, Klimaanlage, Parkpilot, Audiosystem, Multifunktionstisch, USB-Stecker und eine Sitz- Liege-Bank. Darüber hinaus gibt es den fünfsitzigen Ford Nugget neben der Hochdachvariante nun auch mit Aufstelldach. Beide sind bei den Kunden gleichermaßen beliebt, auch weil sich der Wagen – wahlweise mit 125- oder 155-PS-Diesel – in punkto Handling, Fahrkomfort und Geräuschdämmung als Großraum-Pkw versteht. Außerdem zeigt Ford in Düsseldorf den Ranger mit einer Absetzkabine von Tischer. Die Kabine lässt sich nach Angaben von Ford "besonders einfach" ab- und aufsetzen, danach ist die Ladefläche des Pick-up-Bestsellers voll nutzbar.

Bei Mercedes-Benz glänzt das "goldene Reisemobil 2015"

Die Leser von "Autobild Reisemobil" verpassten dem Mercedes Marco Polo, der auch mit Allradantrieb angeboten wird, in der Kategorie "Camper" die Auszeichnung "goldenes Reisemobil 2015". Die Ausstattung grenzt an ein Wunder der Kompaktheit. Zur Serienausstattung gehören eine "vollausgestattete" Küche, ein Kleiderschrank und drehbare Vordersitze. Zum Schlafen wird die Sitzbank in ein Bett verwandelt, eine weitere Schlafgelegenheiten gibt es unter dem Aufstelldach. Mercedes arbeitet mit mehreren Aus- und Aufbauherstellern zusammen (Hymer, Tecamp, Neureuther).

V-Klasse und Vito (mit und ohne Allrad) werden bei mehreren Ausbauherstellern als Grundfahrzeug für kompakte Reisemobile genutzt. Der Dachspezialist C. F. Maier hat für die Reisemobile ein Aufstelldach aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit wärme- und schalldämmender Hartschaumisolierung entwickelt. Zur Wahl stehen für V-Klasse und Vito mehrere Motorvarianten samt Sechsgangschaltgetriebe oder Siebengangautomatik. Der Clou aber sind der zur Serienausstattung gehörende Seitenwind- und der Aufmerksamkeitsassistent, der vor dem gefährlichen Sekundenschlaf warnt.

Neue Generationen der Reisemobile California, Multivan und Caddy zeigt Volkswagen. Die neue California-Generation auf Basis des neuen T6 ist in drei Ausstattungslinien (Beach, Coast und Ocean) und mit zwei Grundrissen im Programm. Der traditionsreiche Wagen bietet vier Personen Platz, drei weitere Sitzplätze gibt es gegen Aufpreis. Der California wird von Euro-VI-TDI- Motoren mit einer Leistung von 84 bis 204 PS angetrieben. Er hat eine Küchenzeile mit ausgefuchst installierten Ablageschubladen, zweiflammiger Kochgelegenheit, Kühlbox und Edelstahlspüle. Der Campingtisch ist in der Tür und zwei Stühlen sind im Heck verstaut. Die Sitzbank im Fond kann man verschieben und herausnehmen. Ist sie umgeklappt, erhält man schnell ein (Eltern-)Bett, unter dem Aufstelldach befindet sich die Schlafhöhle für die Kinder. Die Fenster können mit Rollos verdunkelt werden.

Die sechste Generation des Multivan mit kurzem und langem Radstand wird mit den gleichen Dieselmotoren wie auch der California angeboten. Der Multivan punktet mit viel Platz, Ablagemöglichkeiten, Flexibilität und bis zu sieben Sitzen. Um eine Konferenzsituation zu schaffen, dreht man einfach die zweite Sitzreihe um 180 Grad. Ein in der Schiebetür verstauter Tisch ist auch draußen geeignet, zudem können Sitzbank sowie Einzelsitze herausgenommen werden. Für die sichere Fahrt sorgen in der Topversion rund 13 Assistenzsysteme. Zur Wahl stehen die drei Ausstattungslinien Trendline, Comfortline und Highline. Das kleinste Freizeitfahrzeug der Wolfsburger ist der Caddy Beach mit der Ausstattung Trendline. Er verfügt über ein bequemes Klappbett. Für die Front- und Seitenscheiben gibt es blickdichte Gardinen. Mit dem Camping- Paket wird der Freizeit-Caddy laut VW sogar zur "kleinen Ferienwohnung". Denn dann kommt ein Zelt für die Heckklappe dazu, zwei Faltstuhle, ein Tisch und ein Lüftungsgitter für die Schiebetür.

Auch ein Elektroreisemobil fehlt auf dem Caravan-Salon nicht

Der "Stadtindianer" basiert auf dem Elektrovan e-NV 200 von Nissan, ausgebaut wurde er von der Reisefahrzeug-Manufaktur "Zooom" aus Merching (Bayern). Das fast 4,60 Meter lange Fahrzeug besitzt 80-kW-Lithium-Ionen-Akkus, die eine Reichweite von bis zu 130 Kilometern erlauben. Dabei soll es aber nicht bleiben, denn im kommenden Jahr will Nissan die Reichweite des e-NV 200 auf stolze 400 Kilometer anheben. Der elektrische Stadtindianer mit Aufstelldach bietet viel Stauraum, bis zu fünf Sitz- und vier Schlafplätze, vorn sind Drehsitze mit einem Tisch installiert, der auch draußen genutzt werden kann. Die Küchenzeile mit Herd und Spüle sind ebenso herausnehmbar wie die Wäsche- und Hängeschränke. Ein Moskitonetz schütz vor Insekten, das Thermo-Innenzelt vor kalten Nächten, und auf dem Dach sind Solarpanele verklebt. Das Elektro- Reisemobil ist zu Preisen ab 39.504 Euro erhältlich.

Der Caravan-Salon 2015 kann noch bis zum 6. September in den Düsseldorfer Messehallen besucht werden.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: Gennady Poddubny - Fotolia.com