Kia Stinger: Kia´s Paukenschlag

Die etwas biedere südkoreanische Hyundai-Tochter sticht mit einer eleganten Gran-Turismo- Sportlimousine hervor

Eine komplett neue Sportlimousine richtet den Fokus ganz auf die emotionale Ebene. Der Name des coupéartigen Viertürers mit der riesigen Heckklappe ist zudem eine provokante Ansage an die vornehmlich aus deutschen Landen stammenden Wettbewerber. Der "Stinger", dessen Bezeichnung sich vom englischen Wort für "Stachel" herleitet, soll nämlich die Konkurrenz durch gezielte Stiche ärgern.



4,83 Meter lang ist der in Südkorea gebaute Wagen. Der üppige Radstand von 2,90 Metern signalisiert ein großzügiges Raumangebot – und die geweckten Erwartungen wurden bei unserer ersten Inaugenscheinnahme voll erfüllt. Nicht nur die Kniefreiheit im Fond lässt einen hohen Langstreckenkomfort erwarten, auch der Gepäckraum offeriert jede Menge Ladekapazität. Die aufregende Formgebung des Stinger lässt Erinnerungen an die atemberaubende Studie Kia GT von 2011 wach werden, deren gegenläufig öffnende Fondtüren es allerdings nicht bis zur Serienreife schafften. Dennoch ist dem Team um Designchef Peter Schreyer, unter dessen Regie bei VW ehemals Audi TT und A2 sowie VW Beetle und Golf IV entstanden, "ein ganzes Pfund Emotionen" gelungen, wie Kia-Sprecherin Susanne Mickan die elegante und gleichzeitig athletische Linienführung des Grand Turismo aus Fernost bezeichnete.



Ein sattes Pfund haben die Ingenieure auch in die Technik investiert. Unter den Argusaugen von Albert Biermann, der einst für die besonders sportlichen Autos von BMW M verantwortlich war, passte das Kia-Team die speziell modifizierte Plattform des Genesis von Konzernmutter Hyundai an die vorhandene Leistungsfähigkeit und die gewünschte Fahrdynamik des Stinger an.



Drei Motoren stehen für Kias neues Topmodell zur Auswahl. Aus dem Mittelklässler Optima GT stammt der 2,0 Liter große Turbobenziner mit Direkteinspritzung, dessen Leistung von 245 auf 255 PS gesteigert wurde. Bei der Spitzenmotorisierung handelt es sich um einen 3,3-Liter- Sechszylinder. Der 370 PS starke Direkteinspritzer mit Twin-Turbolader kommt aus Korea und den USA, ist neu in Europa und Kias erster Biturbo. Eine Zugkraft von 510 Newtonmetern bei bereits 1.300 Umdrehungen lässt überaus temperamentvolle Fahrleistungen erwarten. Der Hersteller verspricht kurze 5,1 Sekunden bis Tempo 100 und eine Spitze von rund 270 km/h – laut Susanne Mickan ist die Stinger-Philosophie, "nicht Erster am Ziel zu sein, sondern ein schönes Fahrerlebnis unterwegs zu haben". Serienmäßig wird die fünffach programmierbare Fahrmoduseinstellung an Bord sein. Aus dem SUV Sorento stammt der 2,2 Liter große Turbodieselmotor mit 200 PS. Damit beschleunigt der Stinger bis 100 km/h in 8,5 Sekunden und wird 225 Sachen schnell.



Alle drei Motoren befinden sich erstmals in einem Kia mit Hinterradantrieb. Zudem gibt es sämtliche Aggregate auch in Verbindung mit Allradantrieb. Generell serienmäßig ist für alle Versionen des Stinger eine von Kia selbstentwickelte Achtstufenautomatik.

Bei den Preisen halten sich die Koreaner noch vollkommen bedeckt. Dem Vernehmen nach könnte der Einstiegstarif in einem Bereich von 35.000 bis 40.000 Euro liegen. Notwendig ist für Interessenten allerdings noch ein gerütteltes Maß an Geduld, denn die Markteinführung des Stinger ist erst für das letzte Quartal 2017 geplant. Aber Vorfreude ist bekanntermaßen die schönste Freude.