Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

Opels Dreizylinderbenziner: Starkes Menü aus drei Töpfen
Die neuen Dreizylinder-Benzinmotoren in Karl, Adam und Corsa überzeugen durch kräftigen Antritt und Laufkultur

RobGal

Dreizylindermotoren gelten schon seit gut 30 Jahren als Sparrezept, fanden aber lange Zeit wenige Käufer, standen sie doch im Ruf als Fahrspaßverderber mit schwacher Durchzugskraft und rauem Motorlauf.
Die kleine japanische Autoschmiede Daihatsu zog dieses Konzept mit ihren Kleinwagen Cuore und Charade trotzdem gnadenlos durch, wurde aber von Konzernmutter Toyota 2013 vom europäischen Markt genommen. In den letzten drei Jahren haben verschiedene Hersteller das Fahrmenü mit drei Töpfen zum Fahrgenuss kultiviert. BMW und Ford sind dabei, und Opel mischt jetzt ebenfalls kräftig mit.

Downsizing ist das Stichwort: weniger Hubraum bei möglichst gleicher Leistung. Die jüngste Generation der Opel-Benziner sind Dreizylinderaggregate aus Vollaluminium mit einem Liter Hubraum. Ein Saugmotor mit 75 PS steckt im Kleinstwagen Karl, die beiden Turbo-Direkteinspritzer mit 90 PS und 115 PS sind für Adam (Kleinstwagen) und Corsa (Kleinwagen) reserviert. Damit nicht genug, wird auch der neue Astra zum Debüt auf der IAA in Frankfurt am Main Ende September mit einem Ein-Liter-Dreizylinder mit 105 PS vorgestellt (ab 17.950 Euro). Zur bislang größten Motorenoffensive von Opel zählen auch die mit dem Dreizylinder eng verwandten 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbomotoren, mit 125 PS und 150 PS ebenfalls für den neuen Astra. Die beiden neuen Dreizylinder-Benziner haben wir im Adam und Karl ausprobiert.



115-Turbo-PS im Adam

Der zweitürige Adam ist Opels Jungbrunnen. Das Konzept mit der schicken Form, die Erinnerungen an den Mini wachrufen, findet Käufer, die mit Anfang 40 etwa zwölf Jahre jünger sind als der durchschnittliche Opel-Käufer. Sie mögen die bunte Vielfalt, die Opel mit den Modellvarianten anbietet. Zu dem sportlich-frischen Auftritt passt der neue, größere Dreizylinder-Turbobenziner, der 115 PS und bis zu 170 Newtonmeter Drehmoment mobilisiert. Das macht den Adam zu einem flotten Sprinter und lässt ihn auch bei mittleren Drehzahlen munter losmarschieren. Wer es darauf anlegt, schafft den Spurt auf Tempo 100 in 9,9 Sekunden und 196 km/h Spitze. Das alles geht ganz unspektakulär. Der Dreizylinder glänzt durch eine hervorragende Laufkultur. Da ist nichts mehr vom Vibrieren und Strampeln früherer Motoren dieser Bauart. Auch das Kreischen bei höheren Drehzahlen ist nicht mehr zu hören, sondern lediglich ein sanftes Brummen. Vorbildlich ist der Motor auch in Sachen Abgasverhalten, er ist nach Euro VI eingestuft.

Passend zum Triebwerk ist das ebenfalls neue Sechsganggetriebe mit kurzen Schaltwegen und exakter Führung. Da macht das Schalten richtig Spaß, obwohl man den Adam dank der Motorcha-rakteristik auch schaltfaul bewegen kann – in allen Situationen liefert er ordentlich Durchzugskraft. Der Verbrauch ist moderat: fünf Liter auf 100 Kilometer laut Norm, der CO²-Ausstoß beträgt 119 g/km. Bei forscher Fahrweise kamen wir auf 6,2 Liter (147 g/km CO²). Der Preis für den Adam-Fahrspaß mit dieser Motorisierung ist maßvoll: ab 16.400 Euro.

75-Saugmotor-PS im Karl

Opels zweiter Kleinstwagen spielt in einer anderen Liga als der Adam. Nüchternheit und Zweckmä-ßigkeit ist die Devise beim Karl (siehe Kb 3070 vom 8.6.2015), der als Viertürer mit Heckklappe antritt. Bei ihm gibt es keine Qual der Motorenwahl. Nur der Dreizylinder mit Saugmotor und 75 PS in Verbindung mit der Fünfgangschaltung ist im Angebot. Aber das macht den Karl keineswegs zur lahmen Ente. Auch der Sauger glänzt mit guten Manieren. Überraschend leise tritt er an, hängt willig und drehfreudig am Gas und bleibt auch beim Ausdrehen überraschend dezent. Die Fahrleistungen sind überzeugend. 13,9 Sekunden benötigt er zum Sprint auf Tempo 100, auch ab 130 km/h legt er noch munter zu und erreicht 170 km/h Spitze. Zwar riskiert man angesichts von 95 Newtonmetern besser keine gewagten Überholmanöver, dennoch ist die Durchzugskraft erstaunlich gut. Im Verbrauch ist der Sauger ein Geizkragen: 4,5 Liter laut Norm (104 g/km CO²). In der Praxis kamen wir auf 5,4 Liter (128 g/km CO²). Die Fünfgangschaltung ist gut auf die Motorleistung abgestimmt.

Unterm Strich ist der Karl ein spaßiger und nützlicher Kleinstwagen zu einem moderaten Preis. Die Preisliste startet bei 9.500 Euro in der Grundausstattung "Selection". Wer alles drum und dran samt Klimaautomatik haben will, zahlt in der Topausstattung "Exklusiv" 12.900 Euro.

Im Detail: Opel Karl Selection 1,0 ECOTEC


Fahrzeugsegment: Kleinstwagen;
Motor: Dreizylinder-Saugbenziner;
Hubraum: 999 ccm;
Leistung: 75 PS/55 kW bei 6.500 U/min.;
Maximales Drehmoment: 95 Nm bei 4.500 U/min.;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 13,9 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h;
Kraftstoffart: Super;
Verbrauch (Norm): innerorts: 5,6 Liter/100 km, außerorts: 3,9 Liter/100 km, insgesamt: 4,5 Liter/100 km;
CO2-Emission: 104 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: C;
Tankinhalt: 32 Liter;
Theoretische Reichweite: 711 km;
Übersetzung: Fünfgangschaltgetriebe;
Antrieb: Vorderrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 3.675 mm/ 1.604 mm/ 1.476 mm;
Radstand: 2.385 mm;
Kofferraumvolumen: 215 bis 1.013 Liter;
Leergewicht: 939 kg;
Nutzlast: 414 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.353 kg;
Anhängelast: (nicht zugelassen);
Wendekreis: 9,8 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet/ Scheiben innenbelüftet;
Räder: 5 J x 14, Stahl;
Bereifung: 165/65 R 14;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 17/Teilkasko: 16/Vollkasko: 17;
Preis: 9.500 Euro.
Quellen
    • Text: Otto Küpper (Kb)
    • Fotos: Opel