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Trend: Jetzt wird gekauft
Aral-Studie zu den Entwicklungen beim Autokauf / Hohes Kaufinteresse / Favorit: Limousine von VW

RobGal

Gleich mehrere Ergebnisse fallen bei der aktuellen Aral-Studie "Trends beim Autokauf 2015" auf: Der Wunsch nach einem neuen oder anderen Auto war seit zwölf Jahren nicht mehr so groß wie heute, es wächst auch die Zahl der Barzahler, und besonders beliebt sind die klassischen Stufenhecklimousinen.
Auch wenn es die Wirtschaft und selbsternannte Trendsetter nicht gern sehen: Für 40 Prozent der Autofahrer ist die digitale Vernetzung der Fahrzeuge laut Studie "komplett überflüssig".

Seit 2003 lässt Aral im Zweijahres-Rhythmus eine repräsentative Umfrage durchführen und gibt die Ergebnisse kurz vor der Internationalen Automobilausstellung bekannt. Durch die Studie soll nicht herausgefunden werden, welche Autos in welchen Segmenten aktuell gekauft werden, sondern wie die Autos aussehen, welche die Käufer sich in den kommenden 18 Monaten zulegen wollen. Es ist also eine Umfrage, die das Kaufverhalten der Autofahrer in der nächsten Zeit erkunden und Trends aufspüren will. Aral-Pressesprecher Detlef Brandenburg betont rückblickend: "Es zeigte sich, dass die Autofahrer sich ziemlich genau so verhalten haben, wie es in den Studien der vergangenen Jahre beschrieben wurde."

36 Prozent der Befragten wollen sich ein Auto neu anschaffen – das ist der mit Abstand höchste Wert seit 2003 und ein Anstieg um zehn Prozentpunkte zur Vorgängerstudie vor zwei Jahren. 16 Prozent liebäugeln mit einem Neu- und jeweils zehn Prozent mit einem Jahres- oder Gebrauchtwagen. Dabei haben vor allem Männer konkrete Einkaufspläne: 40 Prozent planen die Neuanschaffung eines fahrbaren Untersatzes, das sind 14 Punkte mehr als 2013. Bei den Frauen ist ein Drittel kaufinteressiert (plus acht Punkte).

In den kommenden eineinhalb Jahren wird der durchschnittliche Autokäufer in Deutschland ein Mann um die 40 Jahre sein, und er wird bar bezahlen. Leasing und Finanzierung haben deutlich an Beliebtheit verloren, was Aral damit erklärt, dass angesichts historisch niedriger Zinsen die Verbraucher eher bereit sind, ihr Geld auszugeben, als es zu sparen.

Das durchschnittliche Wunschauto ist eine Stufenhecklimousine oder ein Kleinwagen mit Benzinmotor, am liebsten von Volkswagen. Das Gefährt soll schwarz lackiert und mit Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern, ABS, ESP, Kopf- und Seitenairbags, Sitzheizung, Rückfahrkamera, Tempomat, Freisprecheinrichtung und beheizter Frontscheibe ausgestattet sein. Am wenigsten verlangt der Durchschnittskäufer nach Nachtfahrhilfe, Niveauregulierung oder Head-up-Display, auch die Verbindung zum Internet steht vergleichsweise selten auf der Wunschliste. Erwartet wird ein Preis von 28.300 Euro und ein Rabatt von 14 Prozent. Beim Kauf orientiert man sich vor allem am Preis-Leistungs-Verhältnis, am Komfort und an der Sicherheit des Wagens. Kombis sind in der Käufergunst von ihrer ehemaligen Spitzenposition auf Platz drei abgerutscht, die so stark beworbenen SUV liegen leicht gestiegen bei nur fünf Prozent, noch hinter den Minivans.

Die Hälfte der Befragten kann sich Kauf eines E-Autos prinzipiell vorstellen

Beim Thema Elektroauto steigen die Erwartungen – und werden aus Sicht der Verbraucher auch in naher Zukunft nicht erfüllt. Auf 53 Prozent hat sich der Anteil derjenigen sogar verdoppelt, die sich den Kauf eines Stromers prinzipiell vorstellen können. Zudem sind deutlich mehr Käufer bereit, einen höheren Preis für den Null-Emissions-Antrieb zu berappen. Doch angesichts der ungelösten Probleme mit der Elektromobilität erwägen nur zwei Prozent tatsächlich den Kauf. Beispielsweise muss die Reichweite der Stromer drastisch verlängert werden, rund 420 Kilometer sollten es schon sein, darin sind sich Frauen wie Männer einig – was aber kein Serien-Stromer derzeit bietet. Zudem könnten sich mehr Autofahrer den Kauf eines Elektroautos real vorstellen, sofern der Staat dies beispielsweise durch eine reduzierte Kfz-Steuer unterstützte.

Überhaupt ist der Umweltschutz nach wie vor ein Thema: Interessant ist, dass die Studienteilnehmer bei der Reduzierung der Autoabgase noch immer auf den großen technischen Durchbruch warten. Das Energieeffizienzlabel ist zwar – vor allem bei den Männern – bekannt, wird aber bei der Kaufentscheidung wenig beachtet. Als Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft befürworten die Befragten in erster Linie Elektro- und Hybridfahrzeuge, den Einsatz alternativer Kraftstoffe und die Nutzung von Car-Sharing-Angeboten. Es wundert nicht, dass Sonntagsfahrverbote und die Einführung einer Pkw-Maut auf Autobahnen mit übergroßer Mehrheit abgelehnt werden.

Bemerkenswerte Veränderungen sind bei den favorisierten Automarken festzustellen. Volkswagen hält mit unverändert 17 Prozent und mit erheblichem Abstand seine Spitzenposition. Mit jeweils acht Prozent folgen gleichauf Opel, BMW, die japanischen Fabrikate, Audi und Ford, mit sieben Prozent knapp dahinter Mercedes-Benz. Teils erhebliche Einbußen in der Käufergunst mussten im Vergleich zur Befragung vor zwei Jahren Opel und die Japaner verkraften, zudem die koreanischen, französischen und italienischen Hersteller. Allerdings hat sich jeder siebte Studienteilnehmer noch nicht auf die Marke seines nächsten Autos festgelegt – 2013 gab es null Prozent Unentschlossene.

Zum ersten Mal wurde auch nach den Präferenzen in der Stadt, am Stadtrand und auf dem Land gefragt. Dabei stellten sich ziemliche Unterschiede heraus. Werden von den urbanen Autokäufern Audi, BMW und als Favorit – wie in allen anderen Regionen auch – VW bevorzugt, sind es in den Speckgürteln um die Städte Mercedes-Benz, Škoda, Opel und VW. Und welche Automarken bevorzugen die Kunden auf dem Land? Nach VW stehen hier die Autos von Opel, Ford und den japanischen Marken auf den meisten Wunschlisten.

Aral hat auch einen Blick in die weitere Zukunft geworfen. Das mittel- bis langfristige Trendauto wird demnach kleiner, umweltfreundlicher und gehobener sein: Es ist ein blauer Kleinwagen mit Hybridantrieb und Automatik von Audi oder BMW.
Quellen
    • Text: Beate M. Glaser (Kb)
    • Foto: Gina Sanders - Fotolia.com