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EU schlägt Verbot von Dieselfahrzeugen vor
Zu hohe Stickoxidemissionen / Experten monieren Messverfahren

RobGal

Dieselfahrzeuge sind in den letzten Jahrzehnten erheblich leiser, leistungsstärker und sparsamer geworden. Sie verbrauchen im Schnitt bis zu 25 Prozent weniger Treibstoff als Benziner und sind daher relevant für den Flottenverbrauch der Hersteller – besonders angesichts der strenger werdenden Abgasvorschriften der Europäischen Union.
Nun liegt der Bundesregierung ein Mahnschreiben der EU-Kommission vor, in dem bemängelt wird, dass die Bundesrepublik ihre Pflicht zur Reinhaltung der Luft in den Innenstädten nicht erfülle, die Stickoxidkonzentrationen (NOx) in den Städten sind zu hoch. Die Kommission droht mit einem Vertragsverletzungsverfahren und schlägt ein Verbot für bestimmte Dieselfahrzeuge in den Innenstädten vor. Obwohl mit der seit Ende 2014 gültigen Abgasnorm Euro VI die maximale Stickoxidmenge von 180 auf 80 Milligramm pro Kilometer (mg/km) und pro Fahrzeug reduziert wurde. Das kommt der Grenze bei Fahrzeugen mit Ottomotor schon recht nahe, die bei 60 mg/km NOx liegt.

Allerdings ergaben Untersuchungen des Internationalen Rates für sauberen Verkehr (ICCT) im Praxistest, dass neue Dieselfahrzeuge mit Euro VI erheblich mehr Stickoxide ausstoßen, als unter Laborbedingungen ermittelt und offiziell angegeben wurde – das heißt, sie überschreiten die Grenzwerte erheblich.

Andere Experten weisen darauf hin, dass die alten Dieselautos mit ihren deutlich höheren Stickoxidemissionen das eigentliche Problem sind und das der Anteil neuer Diesel-Pkw mit Euro VI am Gesamtbestand der Selbstzünderflotte noch recht klein ist (436.000 von fast 14 Millionen Fahrzeugen). Daher dauere es noch eine Zeit, bis die Euro-VI-Fahrzeuge mit SCR-Katalysator, dem zur Reduzierung der Stickoxide Ammoniak in Form von AdBlue beigemischt wird, ihre Wirkung entfalten könnten.

Umweltverbände weisen darauf hin, dass Diesel-Pkw in den USA zwar ein Nischendasein führen, aber bis zu 25mal sauberer sind als die Selbstzünder hierzulande. Denn die Abgaswerte werden nicht im Labor, sondern im realen Fahrbetrieb erhoben und von den Behörden immer wieder übergeprüft. Der ADAC kritisiert, dass die Autohersteller die SCR-Katalysatoren so eingerichtet hätten, dass bei hohem Tempo nicht, wie erforderlich, mehr AdBlue beigemischt wird, damit der AdBlue-Tank nicht früher aufgefüllt werden muss. So sollen kürzere Wartungsintervalle für die Kunden verhindert werden.

Die Autohersteller stehen also weiter unter Druck, an der Reinhaltung der Luft zu arbeiten. Bis 2012 müssen alle ihre neuen Modelle den Grenzwert von höchstens 95 Gramm CO2 pro Fahrzeug und Kilometer einhalten. Dieser Grenzwert wird ohne Dieselmodelle nicht zu realisieren sein.
Quellen
    • Text: Olaf Walther (Kb)
    • Foto: julvektoria - Fotolia.com