Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

Opel: Übernahme mit Hindernissen
PSA gibt Garantien für Opel und rechnet mit Synergien / Nun beharrt GM auf Patenten und will Opel-Export unterbinden

RobGal

PSA steht mittlerweile gut da, das war bis vor kurzem noch ganz anders. 2016 konnte der französische Autokonzern einen Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro verbuchen und damit nahezu eine Verdoppelung des Reinertrages von 2015 erreichen. Im Jahr 2012 musste PSA noch einen Nettoverlust von fünf Milliarden Euro verkraften.
Trotz eines leicht gesunkenen Umsatzes auf 54 Milliarden Euro (minus 1,1, Prozent) konnte das Gewinnergebnis durch Preisanhebungen und Kostensenkungen verbessert worden. Die Nettorücklagen liegen bei 6,8 Milliarden Euro. Sie können für Investitionen und Übernahmen eingesetzt werden. Obgleich sich das PSA-Management gegenüber der Öffentlichkeit meist nur diskret äußert, soll die Übernahme der deutschen GM-Tochter Opel noch vor dem Genfer Autosalon, der bereits am 7. März seine Pforten für die Medien öffnet, unter Dach und Fach gebracht werden, weil keine wesentlichen Einwände von bundesdeutschen Politikern oder seitens der Gewerkschaft IG Metall oder des Opel-Betriebsrats erhoben werden.

Dazu mag maßgeblich beigetragen haben, dass PSA-Chef Carlos Tavares selbst es war, der gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die bestehenden Garantien von General Motors bekräftigte. Demnach haben die 19.000 Opel-Mitarbeiter bis Ende 2018 einen vertraglichen Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Darüber hinaus besteht von GM eine tarifvertragliche Zusicherung über Investitionen und für die Produktion in den Werken Eisenach, Kaiserslautern und im Stammwerk Rüsselsheim bis zum Jahr 2020. Vor diesem Hintergrund führen der Betriebsratschef von Opel, Wolfgang Schäfer-Klug, und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann Gespräche mit PSA-Chef Tavares, um den Zusammenschluss der beiden Unternehmen zu gestalten.

Wie lange halten die bestätigten Garantien?

Gleichwohl besteht die Gefahr, dass nach Ablauf der bis 2018 geltenden Arbeitsplatz-, Standort- und Investitionsgarantien die Kürzungsschere bei Belegschaft und Werken angesetzt wird. Tavares hat in Frankreich den Ruf eines harten Sanierers.

Zwischenzeitlich sind die Verkaufsverhandlungen laut dem "Spiegel" jedoch ins Stocken geraten. Denn die meisten Patente für Opel-Fabrikate hat GM sich gesichert, und die will man nicht so ohne weiteres hergeben. Dazu zählen auch die Patente des neuen Elektroautos Amperae, auf das die Franzosen besonders scharf sein sollen. Dem "Spiegel" zufolge verlangt GM, dass PSA für die weitere Produktion Lizenzen bei den Amerikanern kauft, und schließt zudem aus, dass entsprechende Autos nach China, Nordamerika oder Russland exportiert werden.

Damit würden für PSA aber zwei gewichtige Gründe für die Übernahme des traditionsreichen deutschen Autoherstellers wegfallen. Branchenexperten gehen davon aus, dass PSA zu starken Kosteneinsparungen in den Bereichen Einkauf und Entwicklung sowie später auch in der Produktion und Verwaltung kommen möchte, um die erforderlichen Investitionen (autonomes Fahren, Digitalisierung, Elektromobilität) zu stemmen. Zudem könnte sich PSA den Export von Opel- Modellen mit Ingenieurskunst "made in Germany" in außereuropäische Märkte vornehmen, wo PSA wie auch Opel bislang wenig bis gar nicht vertreten ist.

Bei den Motiven von PSA spielen auch die Interessen von Dongfeng eine Rolle. Der chinesische Autobauer hält gleich viele PSA-Anteile wie die Peugeot-Familie und der französische Staat. Er könnte sich durch Opel Zugriff auf deutsche Technologie und ein Standbein in Europa sichern.
Quellen
    • Text: Olaf Walther (Kb)
    • Foto: Opel