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VW Golf: Digitalisierung in der Kompaktklasse
Große Auswahl an Assistenzsystemen und neues Motorenprogramm / Mehr Reichweite der Elektroversion angekündigt

RobGal

Ob der Verzicht auf Schalter und Knöpfe in dieser Form notwendig war und ob die Einführung von Berührungs- und Gestensteuerung nicht doch zu sehr vom Verkehrsgeschehen ablenkt, darüber kann sicherlich trefflich diskutiert werden.
Selbst Jörg Theobald von der Aggregatentwicklung bei Volkswagen wies im Rahmen der Fahrpräsentation des überarbeiteten VW Golf darauf hin, dass ein sekundenkurzes Wegschauen in der Ortschaft bereits "14 Meter Blindflug" bedeuten könne.

Fakt ist, dass der klassenlose Kompaktwagen aus Wolfsburg ab 24. Februar "stark digitalisiert" in den zweiten Lebenszyklus seiner siebten Generation fährt. Geboten wird eine Fülle an Möglichkeiten, Funktionen und Informationen selbst zu konfigurieren, um sie auf die persönlichen Wünsche einzustellen und zu bedienen.

Wichtiger ist die Vielzahl neuer Assistenzsysteme, die im überarbeiteten Golf für mehr Sicherheit und Komfort sorgen, wenn auch in aller Regel nur gegen Aufpreis. So erkennt die City-Notbremse jetzt auch querende Fußgänger. Eine Notfalleinrichtung weckt einen sich möglicherweise im Sekundenschlaf befindlichen Fahrer durch Rütteln auf. Sollte er keine Reaktion zeigen, geht das System davon aus, dass ein Ernstfall vorliegen könnte, und bremst den Wagen bis zum Stillstand ab. Für Gespannfahrer sehr hilfreich ist eine Unterstützung bei der Rückwärtsfahrt mit einem Anhänger. Von eher beschränktem Nutzen dürfte dagegen der Stauassistent sein. Er hält zwar Spur und Abstand, beschleunigt und bremst, ist aber nur bis Tempo 60 verfügbar und verlangt, dass sich die Hände am Lenkrad befinden, so dass ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit sowieso unabdingbar ist.



Eine Mischung aus Bewährtem, Weiterentwickeltem und Neuem stellt die Motorenpalette des VW Golf dar. Den Einstieg bilden künftig zwei dreizylindrige 1,0-TSI-Benziner, die 85 und 110 PS leisten, dafür entfallen die beiden 1,2 TSI mit ebenfalls 85 und 110 PS, ebenso der 115 PS starke 1,0 TSI. Zumindest vorerst im Programm bleiben die beiden 1,4 TSI mit 125 und 150 PS. Der stärkere Motor wird bereits im März von einem brandneuen 1,5 TSI mit gleicher Leistung ersetzt. Das Aggregat gefiel auf unseren ersten Kb-Testrunden durch Laufruhe und gleichmäßige Kraftentfaltung. In bestimmten Situationen schalten sich zwei der vier Zylinder ab, um einen Normverbrauch von 5,1 Liter Super pro 100 Kilometer zu ermöglichen (111 g/km CO2). Die Version mit dem neuen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe konsumierte bei unserer Fahrt laut Bordcomputer 6,3 Liter (149 g/km CO2). Im Sommer startet der 1,5 TSI mit 130 PS, der schwächere 1,4 TSI mit 125 PS bleibt in der Motorenpalette. Von 220 auf 230 PS erstarkte der temperamentvolle Golf GTI, dessen Performance-Ableger statt 230 nun 245 PS entwickelt. Schon im März rundet der "Überflieger" Golf R, dessen allradunterstützter 2,0 TSI eine Kraftkur von 300 auf 310 PS erhielt, das Angebot an Benzinmotoren nach oben ab.



Etwas mehr Leistung (115 statt 110 PS) erzeugt der Einstiegsdiesel 1,6 TDI. Wahlweise auch mit 4motion-Allradantrieb ist der bewährte 2,0 TDI mit 150 PS erhältlich. Der stellenweise leicht brummige Selbstzünder bietet mit 340 Newtonmetern bereits bei niedrigen Drehzahlen viel Zugkraft und verbraucht genormt 4,3 Liter Diesel (114 g/km CO2). Bei gleichmäßiger Testfahrt errechnete der Bordcomputer 5,2 Liter (138 g/km CO2). Nach oben abgerundet wird die Dieselpalette des Golf im März durch den 184 PS starken 2,0 TDI im Golf GTD.

Auch alternative Antriebe stehen für den neuen Golf wieder zur Verfügung. Wie zuvor leistet der 1,4 TGI für den Betrieb mit Erdgas und Superbenzin 110 PS. Ab Frühjahr kommt Strom ins Spiel: Im E-Golf steigt die Leistung von 115 auf 136 PS, die theoretische Reichweite sogar von 190 auf 300 Kilometer. Ab dem gleichen Zeitpunkt ist auch der Golf GTE als 204 PS starker Plug-in-Hybrid wieder zu haben.



Relativ wenig Arbeit mit dem verbesserten Golf, der fahrwerkstechnisch völlig unangetastet blieb, hatten die Designer. Die optischen Überarbeitungen fielen recht dezent aus. Kleinere Detailänderungen im Front- und Heckbereich betreffen nachgeschärfte Kanten und Linien, so dass der Golf-Charakter geblieben ist. Schließlich, so Jörg Theobald, soll der Kunde "einen alten Freund treffen".

Von den optischen Retuschen und den technischen Veränderungen profitieren auch der Kombi Golf Variant und der generell allradgetriebene Golf Alltrack, ein Kombi mit Offroad-Anmutung, der in einer Benziner-Version (1,8 TSI mit 180 PS) und zwei Dieselausführungen (2,0 TDI mit 150 und 184 PS) angeboten wird. Der 1,6 TDI mit 110 PS wird nach Auskunft von VW-Sprecher Jakob Kähler im Alltrack künftig nicht mehr zu haben sein.



Die Tarife des VW Golf starten bei 17.850 Euro, für den Variant müssen mindestens 21.575 Euro bezahlt werden, und beim Alltrack beginnen die Preise bei 33.200 Euro. Unverändert weitergebaut wird der Golf Sportsvan. Die Neuauflage des Kompaktvan lässt noch bis Ende des Jahres auf sich warten.

Im Detail: VW Golf 2,0 TDI

Fahrzeugsegment: Schräghecklimousine der Kompaktklasse;
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und 16 Ventilen;
Hubraum: 1.968 ccm;
Leistung: 150 PS/ 110 kW bei 3.500 bis 4.000 U/min.;
Maximales Drehmoment: 340 Nm bei 1.750 bis 3.000 U/min.;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 8,6 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 216 km/h;
Kraftstoffart: Diesel;
Normverbrauch: innerorts: 5,1 Liter/100 km, außerorts: 3,8 Liter/100 km, insgesamt: 4,3 Liter/100 km;
CO2-Emission: 111 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: A;
Tankinhalt: 50 Liter;
Theoretische Reichweite: 1.163 km;
Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe;
Antrieb: Vorderrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.258 mm/1.790 mm/1.492 mm;
Radstand: 2.620 mm;
Kofferraumvolumen: 380 bis 1.270 Liter;
Leergewicht: 1.366 kg;
Nutzlast: 484 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.850 kg;
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 1.600 kg/680 kg;
Wendekreis: 10,9 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben/Scheiben;
Räder: 6 J x 16, Leichtmetall;
Bereifung: 205/55 R 16;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 15/Teilkasko: 23/Vollkasko: 19;
Preis: 28.850 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Foto: Volkswagen