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GM-PSA: Opel wird französisch
Verkaufsverhandlungen weitgehend abgeschlossen / PSA erwartet bereits ab 2020 schwarze Zahlen von Opel

RobGal

Kurz vor dem offiziellen Beginn des Genfer Automobilsalons am 9. März traten die beteiligten Verhandlungsführer lächelnd vor die Kameras: Alle schienen zufrieden, dass der Opel-Verkauf von General Motors (GM) an PSA nun wohl gelingt.
Da ist Mary Barra, die GM-Chefin. Sie wird froh sein, weil sie das europäische Sorgenkind, das seit Jahren rote Zahlen schreibt, losgeworden ist. Allerdings übernimmt GM die Pensionsverpflichtungen für die Opel-Mitarbeiter. Das bedeutet Kosten in Höhe von drei Milliarden Euro, was den Gesamtkaufpreis von Opel in Höhe von 2,2 Milliarden Euro deutlich übersteigt. Zweiter Nachteil: GM verliert sein Standbein auf dem wichtigen Automarkt in Europa. Detroit bleibt einzig das Entwicklungszentrum in Turin.

Da ist PSA-Vorstandschef Carlos Tavaras, der harte Sanierer. Er zeigt sich erfreut, einen direkten europäischen Konkurrenten zu günstigen Konditionen übernehmen zu können. Wenn zu den PSA-Marken Peugeot, Citroën und DS nun noch Opel hinzukommt, wird der französische Konzern die starke Nummer zwei auf dem europäischen Automarkt hinter VW mit einem Marktanteil von ungefähr 17 Prozent. Sorgen dürfte dem PSA-Vorsitzenden allerdings bereiten, dass PSA und Opel Autos für eine ähnliche Kundschaft bauen, da drohen Kannibalisierungseffekte. Die Vorteile für PSA sind Kosteneinsparungen und Synergieeffekte, die Entwicklung gemeinsamer Fahrzeugplattformen und nicht zuletzt das Know-how aus Rüsselsheim.

Und da ist Karl-Thomas Neumann. Der Vorstandsvorsitzende von Opel scheint erleichtert, denn eine neue Perspektive für Rüsselsheim ist nun wahrscheinlicher geworden. Wird den US-amerikanischen Autokonzernen doch nachgesagt, kein Verständnis für den europäischen Automarkt und seine traditionsreichen Hersteller zu haben. Jedenfalls blühten europäische Marken geradezu auf, wenn sie nicht mehr aus den USA gelenkt wurden; so geht es zumindest Jaguar-Land Rover (wechselte von Ford zum indischen Autokonzern Tata) und Volvo (von Ford zum chinesischen Hersteller Geely). Und nicht zu vergessen, dass Saab als eine Marke von GM in die Pleite rutschte.

Opel wurde durch PSA eine starke Eigenständigkeit zugesichert. Künftig sollen die Modelle für die Kunden in Europa entwickelt werden und nicht mehr auf einer GM-Plattform für den weltweiten Einsatz gedacht sein. PSA und Opel entwickelten bereits neue Fahrzeuge auf gemeinsamen Plattformen: Neben den neuen SUV Opel Crossland X/Citroën C3 Picasso und Opel Grandland X/Peugeot 3008 entsteht auch die nächste Generation des Hochdachkombis Opel Combo/Peugeot Partner/Citroën Berlingo in deutsch-französischer Kooperation. Der Sprung nach China oder in die USA ist für Opel nach wie vor nicht geplant.

Der vereinbarte Kaufpreis von Opel über 2,2 Milliarden Euro umfasst sechs Montage- und fünf Produktionsanlagen sowie das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim, insgesamt sind rund 40.000 Beschäftigte betroffen. Von dem Kaufpreis sind 900 Millionen Euro für das europäische Finanzierungsgeschäft GM Financial bestimmt, das PSA in einem Joint-Venture mit der Pariser Großbank BNP-Paribas fortführen wird.

Die Zusicherung, dass Opel eine eigenständige Marke bleibt, scheint an die Profitabilität gekoppelt zu sein. Ab 2020 erwartet Paris nämlich Gewinne aus Rüsselsheim in Höhe von zwei Prozent, ab 2026 sogar von sechs Prozent. Das wird nicht leicht gelingen, denn Opel kam trotz zuletzt guter Umsätze durch neue Automodelle nicht aus dem Minus heraus, denn der angekündigte Brexit führte zu einer Abwertung des britischen Pfund und verdarb damit der britischen Schwestermarke Vauxhall das Geschäft, wie Opel-Chef Neumann nicht müde wird zu erwähnen. Vauxhall vertreibt Opel-Modelle unter eigenem Namen in Großbritannien und gehört mit seinen Werken zum Opel-Deal dazu.

Befristete Garantien für die Werke

Die bis 2020 geltenden Tarifverträge für die Opelaner in der Bundesrepublik wurden von PSA bestätigt, eine Garantie auf Verlängerung der bis 2020 gültigen Standortgarantien gibt es aber nicht. PSA will seinen Autoabsatz mittelfristig auf jährlich fünf Millionen Einheiten erhöhen. Bislang kommen PSA und Opel zusammengerechnet auf 4,1 Millionen verkaufte Autos pro Jahr (PSA 3,1 Millionen, Opel 1,0 Million).

GM und PSA wollen über das Opel-Geschäft hinaus ihre Zusammenarbeit fortsetzen, etwa bei der Technologie für Elektroautos. PSA könnte zudem eines Tages Brennstoffzellen von GM beziehen, außerdem soll Opel nach wie vor Autos an die GM-Marken Buick (USA) und Holden (Australien) liefern.

GM wird zumindest eine Zeit lang ein Interesse am Wohlergehen von PSA haben, denn die Amis werden durch Optionsscheine in Höhe von 650.000 Euro oder vier Prozent der Anteile an PSA beteiligt sein. Die Laufzeit der Papiere beträgt neun Jahre, die aber erst nach fünf Jahren ausgeübt werden können und dann innerhalb von fünf Wochen verkauft werden müssen.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Opel-Werken aus Hessen (Volker Bouffier, CDU), Rheinland-Pfalz (Malu Dreyer, SPD) und Thüringen (Bodo Ramelow, Linke) begrüßten in einer gemeinsamen Erklärung zwar prinzipiell die Fusion, fordern aber, dass sowohl das Management wie auch die Betriebsräte von Opel/Vauxhall in die weiteren Gespräche einbezogen werden. Der endgültige Opel-Verkauf soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Quellen
    • Text: Olaf Walther/Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: Hersteller