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Gebrauchtwagenreport: Auf der Suche nach einem Auto ohne Gedöns
Günstig, zuverlässig, sicher / Dekra wertete über 500 Fahrzeugmodelle für den „Gebrauchtwagenreport 2017“ aus

RobGal

Es gibt Autos, die stellen sogar mit 150.000 Kilometern auf dem Buckel eine attraktive Kaufoption dar, weil sie immer noch günstig, sicher und zuverlässig sind. Diese Schätzchen aus den frühen 2000er Jahren bieten etwas, wonach sich mancher sehnen mag: ein Auto ohne Gedöns, einfach nur zum Fahren, für Erledigungen und kleine Reisen.
Dazu gehören die erste Generation des Sportwagens Audi TT, VWs kompakter Verkaufsschlager Golf IV oder der erste Freelander von Land Rover, einer der Mitbegründer des SUV-Segments. Sie sind gar nicht so selten auf den Straßen zu sehen und werden auf dem Gebrauchtwagenmarkt bereits für weniger als 5.000 Euro angeboten. Allerdings sollte man aufpassen, ob sie ESP an Bord haben, das war nämlich zu ihrer Zeit noch nicht üblich.

Solche und ähnliche Tipps hat jeder Gebrauchtwagenkäufer gern. Denn in der Fülle der angebotenen Modelle, Motoren und Aufmachungen kennt sich keiner mehr aus, immerhin gab es im vergangenen Jahr nicht weniger als 45,8 Millionen zugelassene Pkw in der Bundesrepublik, 732.000 mehr als 2015. 7,4 Millionen Gebrauchte wechselten den Besitzer – der Secondhand-Markt floriert.

Damit der Kaufinteressent sich zurechtfindet und keinem windigen Gebrauchtwagenverkäufer auf den Leim geht, hält Dekras jährlich erscheinender „Gebrauchtwagenreport“ jede Menge Informationen parat, übersichtlich strukturiert und präsentiert. Für den Report 2017 hat die Stuttgarter Prüforganisation die Ergebnisse von mehr als 15 Millionen Hauptuntersuchungen der vergangenen zwei Jahren ausgewertet. „Hier finden potentielle Käufer detaillierte Informationen zu typischen Mängeln eines bestimmten Fahrzeugmodells“, sagte Guido Kutschera, Mitglied der Geschäftsführung von Dekra Automobil, bei der Vorstellung. Die untersuchten Modelle wurden in insgesamt neun Fahrzeugklassen eingeteilt, von den Kleinst- und Kleinwagen über die Sportwagen und Cabrios bis zu den Transportern. „Denn normalerweise entscheidet sich der Autokäufer ja zwischen Fahrzeugen eines Segments – nicht etwa zwischen einem Cabrio und einem Van“, meinte Kutschera.

Für den Gebrauchtwagenreport untersuchen die Dekra-Experten jede Modellgeneration, von der eine aussagekräftig große Zahl unterwegs ist, und unterteilen die Wagen in drei „Laufleistungsbereiche“ zu 50.000-Kilometer-Schritten. Denn aus Sicht der Dekra-Ingenieure ist für die Einschätzung der Mängelwahrscheinlichkeit nicht das Alter eines Fahrzeugs relevant, sondern die Summe der gefahrenen Kilometer.

Waren für Dekras allerersten Gebrauchtwagenreport im Jahr 2008 nur 160 unterschiedliche Modelle ausgewertet worden, sind es mittlerweile über 500, denn die Autohersteller besetzen nun auch kleinere Nischen. 300 Modelle haben den Sprung in den aktuellen Report geschafft, dort werden sie in ihren Stärken und Schwächen aufgeführt, unterteilt nach Mängelgruppen wie Fahrwerk, Motor oder Elektrik. 150 der wichtigsten Modelle werden näher vorgestellt und mit Empfehlungen zu Motorisierung, Ausstattung, Modelljahrgang sowie Kosten für Anschaffung und Unterhalt versehen. Zudem berechnet Dekra einen „Mängelindex“, der es dem Leser erlaubt, die technische Qualität der Fahrzeuge miteinander zu vergleichen.

Die allermeisten Gebrauchtwagenmängel befinden sich heute im Bereich Elektronik und Beleuchtung. Der Leiter von Dekras Gebrauchtwagenmanagement, Michael Tziatzios, führt das auf die „Elektrifizierung“ der Autos zurück und dass es mehr Lichtelemente gibt. 2008 war Rost noch das große Thema. „Korrosion kommt heute aber kaum noch vor“, erklärt Tziatzios, „obwohl die Wagen immer länger gefahren werden“.

Werden Diesel-Pkw wegen der Diskussion um Fahrverbote billiger?

Werden die Autos unter dem Kostendruck schludriger fabriziert? „Nein“, antwortet Tziatzios. Rückrufaktionen wegen technischer Probleme fallen aber stärker auf, weil es immer gleich um hohe Stückzahlen geht, meinte der Dekra-Fachmann. Denn wenn über mehrere Länder und Marken hinweg die gleichen Bauteile verwendet werden, seien die Folgen gleich sehr groß, wenn einmal etwas nicht stimmt.

Einen Preisdruck auf den in die Diskussion geratenen Diesel-Pkw kann Dekra nicht feststellen. Beobachten konnten die Experten aber, dass Händler „sich bereits zurückhaltender zeigen, was Zukäufe von gebrauchten Dieselfahrzeugen betrifft“, wie es in einem Service-Artikel heißt. Denn das gehört auch zum Gebrauchtwagenreport: eine Reihe praktischer Beiträge und Ratgeber rund ums Thema Gebrauchtwagenkauf. Beispielweise wird der Leser anhand einer Landkarte mit farbigen Markierungen über die regionale Höhe der Stickoxidbelastungen informiert, woraus man schließen kann, wo Beschränkungen für Dieselautos künftig in Frage kommen könnten. Zudem gibt es Tipps zur Finanzierung und wie man einen Gebrauchtwagen prüft, die Tricks von unseriösen Verkäufern werden offengelegt, und ein Muster-Kaufvertrag liegt auch bei.

Dekras „Gebrauchtwagenreport 2017“ ist 166 Seiten stark, er enthält Bilder, Statistiken, technische Daten, Bewertungen und Empfehlungen. Er ist kostenlos unter gebrauchtwagenreport.com, als App oder für 4,90 Euro im Zeitschriftenhandel als Sonderausgabe der „Auto, Motor und Sport“ erhältlich.
Quellen
    • Text: Kristian Glaser (Kb)
    • Foto: Scanrail - Fotolia.com