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Vielleicht stellen die kleinen Transporter für Autohersteller die größte Herausforderung dar: Vielfältig einsetzbar, sowohl als Lieferwagen wie auch als Personenwagen, müssen sie Nützlichkeit und Komfort ebenso vereinen wie Variabilität und optimale Raumnutzung für so unterschiedliche Zielgruppen wie den Handwerker, die Reisegruppe oder Geschäftsleute.
Dabei müssen sie Sitze, Platz und Zuladung bereithalten und für die spitz rechnende Kundschaft günstig sein – Verlässlichkeit inklusive. Mit "Geiz-ist-geil"-Mentalität ist das nicht zu machen.

Zum Verkaufsstart der sechsten Generation des VW-Transporters wartet die Sonderedition "Generation Six" mit einer historischen Doppelkolorierung auf: Die untere Wagenhälfte in kräftigem Rot, die obere in Weiß, knüpft der reiselustige Multivan an den legendären Samba von 1951 an. Das Retro-Design des "Bulli", wie er von seinen Fans genannt wird, hat VW Nutzfahrzeuge nicht zufällig gewählt. Bulli steht für Individualisten mit Hang zur Freiheit – Anklänge an den Aufbruch der 60er Jahre. Immerhin wurden seit dem Start vor genau 65 Jahren weltweit zwölf Millionen VW-Transporter verkauft. Der einzige ernsthafte Konkurrent ist ein Mercedes.

Der T6 ist als rustikaler Transporter entweder Pritsche, Kastenwagen, Doppelkabine (bis zu sechs Plätze) oder Kombi (für den anspruchslosen Transport von maximal neun Personen). Als Großraumlimousine ist er multifunktionaler Multivan oder der Kleinbus Caravelle. Nicht zu vergessen das Reisemobil California, für das es das legendäre Aufstelldach gibt. Den T6 gibt es in zwei Längen (4,89 und 5,29 Meter), drei Höhen (1,97 bis 2,48 Meter) und zwei Radständen (3,00 und 3,40 Meter) – alles parkplatz- und tiefgaragentauglich, wie VW verspricht. Die Ladevolumina reichen von 3,5 bis 9,3 Quadratmetern (Kastenwagen mit Hochdach), die maximale Zuladung beträgt 502 bis 1.224 Kilogramm, Anhängelasten sind bis 2,5 Tonnen möglich. Dazu gibt es sechs Motoren (vier neue Diesel, zwei Benziner), wahlweise Fünf- und Sechsgangschaltung sowie Siebengang-DSG, ferner Front- und Allradantrieb: macht 500 unterschiedliche T6-Varianten. Da sollte man als Käufer wissen, was man will und braucht. Wir haben den Multivan in der höchsten Ausstattungsstufe "Highline" getestet.



Von vorn wirkt er mit seiner tief nach unten gezogenen Motorhaube und den in die Scheinwerfer mündenden verchromten Querspangen im Kühlergrill breit und "bullig", aber nicht unfreundlich. Im Inneren fühlt man sich fast wie im Golf – nur mit besserer Sicht und mehr Luft. Das Lenkrad ist in Höhe und Neigung verstellbar, das Cockpit ist breit gezogen, Mittelkonsole, Regler und Knöpfe sind übersichtlich platziert und für beide gut bedienbar. Es gibt reichlich Ablagemöglichkeiten, die Becher- und Flaschenhalter lassen sich teilweise kühlen, ebenso das Handschuhfach. Das Radio-Navigationssystem "Composition Media" ist mit einer speziellen Sensorik ausgestattet: Nähert man sich dem 6,3 Zoll großen Touchscreendisplay mit einem Finger, erscheinen Menüpunkte, die sonst verborgen sind. Das ist zwar gut gedacht, aber recht nervig, denn die Sensorik reagiert auch dann, wenn man einen Regler bedienen möchte.

Der Clou im Innenraum des Multivans sind die angenehmen Sitze. Die vorderen Sitze im Fond lassen sich drehen, so dass man entweder in Fahrtrichtung sitzt oder mit der – verstellbaren – Sitzbank in der dritten Reihe eine Konferenzsituation herstellen kann, optional auch mit Tisch. Die Sitze im Fond können ohne Werkzeug ausgebaut werden, lassen sich aber auch zu einer Liege umwandeln, eine Bettverlängerung kann geordert werden. Für die zwei Meter nach oben öffnende Heckklappe bietet VW eine Zuziehhilfe oder eine elektrische Schließautomatik an, die Türen lassen sich optional entweder per Knopfdruck oder durch einfaches Betätigen des Griffs automatisch öffnen und schließen.

Die Motoren wurden in punkto Langlebigkeit und Zuverlässigkeit auf Nutzfahrzeug-Niveau getrimmt und sind auf eine Laufleistung von 300.000 Kilometern ausgelegt. Die sechs neuen 2,0- Liter-Dieselmotoren leisten 84 bis 204 PS und verbrauchen durchschnittlich einen Liter oder 24 g/km CO2 weniger als die Vorgängeraggregate. Die beiden Benziner mit ebenfalls 2,0 Liter Hubraum leisten 150 und 204 PS. Sparmeister ist der T6 als Kastenwagen oder Kombi mit dem 102- PS-Diesel, der nur 5,5 Liter auf 100 Kilometer verlangt (145 g/km CO2). Spitzenaggregat ist der 204 PS starke Selbstzünder mit 450 Newtonmeter maximalem Drehmoment – der erste T-Diesel mit mehr als 200 km/h. Ein Elektro- oder Hybridantrieb ist frühestens für die nächste Generation vorgesehen.



Trotz besserer Ausstattung günstiger im Preis

Auch die schwächeren Triebwerke machen eine gute Figur, wie überhaupt der Fahrkomfort auf Pkw-Niveau liegt. Ob sich die adaptive Fahrwerksregelung DCC mit den Fahrmodi "normal", "komfortabel" und "sportlich" wirklich lohnt, sollte man vor dem Kauf selbst ausprobieren. Auch mit Assistenzsystemen hat VW nicht geknausert, das meiste kennt man von den Pkw. Eine feine Sache ist die elektronische Sprachverstärkung (100 Euro), eine Mikrofonanlage, die Fahrer und Insassen mit Hilfe der Lautsprecher in ihrer Unterhaltung unterstützt, damit sich der Fahrer nicht umwenden muss, um hinten verstanden zu werden. Das störende Echo in unserem Vorserienfahrzeug soll zum – mittlerweile erfolgten – Verkaufsstart behoben sein, wie ein VW-Sprecher zusagte. Praktisch sind auch Frontscheibenheizung, ferngesteuertes Willkommenslicht, LED- Scheinwerfer und -Rückleuchten.

Bei verbesserter und erweiterter Grundausstattung ist die sechste T-Generation günstiger als der Vorgänger: Der Transporter kostet ab 23.035 Euro (netto), beim Multivan geht’s mit 29.952 Euro (brutto) los. Nicht billig, aber im Preis-Leistungs-Verhältnis auch nicht teuer.

Im Detail: VW T6 Multivan 2,0 TDI 4Motion Highline

Fahrzeugsegment: Kleinbus;
Motor: Vierzylinderdiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und Turbolader mit variabler Turbinengeometrie;
Hubraum: 1.986 ccm;
Leistung: 150 PS/110 kW bei 3.250 bis 3.750 U/min;
Maximales Drehmoment: 340 Nm bei 1.500 bis 3.000 U/min.;
Übersetzung: Siebengang-DSG;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 13,5 sec.;
Höchstgeschwindigkeit: 178 km/h;
Kraftstoffart: Diesel;
Verbrauch (Norm): innerorts: 7,0 Liter/100 km, außerorts: 5,9 Liter/100 km, insgesamt: 6,3 Liter/100 km;
CO2-Emission: 163 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: A;
Tankinhalt: 70 Liter;
Theoretische Reichweite: 1.111 km;
Antrieb: Allrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.904 mm / 2.297 mm / 1.950 mm;
Radstand: 3.000 mm;
Seitliche Schiebetüren (Breite/Höhe): 1.011 mm / 1.246 mm;
Fahrgast-/Gepäckraum: 4,3 qm;
Leergewicht: 2.180 kg;
Nutzlast: 900 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 3.080 kg;
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 2.500 kg / 750 kg;
Wendekreis: 11,9 m;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 19 / Teilkasko: 24 / Vollkasko: 20;
Preis (brutto): 63.653,10 Euro;
Einstiegspreis: 29.952,30 Euro.
Quellen
    • Text: Kristian Glaser (Kb)
    • Fotos: Hersteller