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VW Scirocco 2,0 TDI: Wenn der Diesel zum Sportler wird
Sportlich, geräumig, aber mit zu kleinen Ablagen

RobGal

Optisch dezent überarbeitet und mit ein paar Pferdestärken mehr unter der Haube, stellt der neue VW Scirocco 2,0 TDI unter Beweis, dass Sportcoupé und Dieselmotor kein Widerspruch sein muss.
Die dritte Generation des knapp 4,26 Meter langen Viersitzers wirkt flach und breit. Kühlergrill und Lufteinlassgitter vorn tragen Wabenstruktur, die verlängerten Stege zwischen den unteren Leucht-einheiten für Blinker, Nebelscheinwerfer und Tagfahrlicht wirken wie die Krallen eines Raubtiers. Das "fette Hinterteil" wird von Dachkantenspoiler, LED-Rückleuchten und einem Abgas-Doppelendrohr geprägt. Nicht generell neu, aber erstmals beim Scirocco ist das hintere VW-Logo. Es ist schwenkbar und dient als Griff zum Öffnen der Heckklappe.

Jede Menge Chromumrandungen und silberfarbene Dekoreinlagen an der Instrumententafel dominieren das Interieur. Das mit Leder bezogene Drei-Speichen-Sportlenkrad liegt trotz der für unseren Geschmack unpraktischen Abflachung gut in der Hand. Die drei serienmäßigen Zusatzinstrumente auf dem Armaturenbrett für Motoröltemperatur, Stoppuhr und Ladedruck stellen eine Reminiszenz an den Ur-Scirocco dar. Ablagemöglichkeiten finden sich zuhauf, doch sind sie allesamt recht klein ausgefallen.



Als erstaunlich großzügig empfanden wir dagegen den Fond des viersitzigen Sportcoupés, das mehr als ein herkömmlicher 2+2-Sitzer ist. Die riesengroßen Türen ecken zwar auf schmalen Parkplätzen schnell einmal an. Sie erleichtern aber nicht zuletzt im Zusammenspiel mit den beim Umklappen der Lehne leicht nach vorn zu schiebenden Sportsitzen den Zugang in die zweite Reihe, wo auch Erwachsenen längere Touren durchaus zugemutet werden können.

Der versenkt sogar das R-Modell

Der rot eingefärbte letzte Buchstabe in der Typenbezeichnung 2,0 TDI am Heck des Scirocco verrät es: Hier geht der stärkere der beiden verfügbaren Dieselmotoren zu Werke. Der 1.968 Kubikzentimeter große Direkteinspritzer wurde ein wenig aufgepeppt und leistet jetzt 184 statt 177 PS. Das sorgt für adäquate Fahrleistungen des in Quinta do Anjo bei Palmela im portugiesischen Distrikt Setúbal gebauten Coupés. Trotz der Mehrleistung sank der Normverbrauch des Selbstzünders um fast einen dreiviertel Liter.

Die maximale Zugkraft des Topdiesels ist mit 380 Newtonmetern unverändert geblieben, womit sogar das 280 PS starke R-Modell der Scirocco-Familie übertroffen wird. Allerdings sollte die Drehzahl nicht unter 1.400 Umdrehungen fallen, dann wird scheinbar ein imaginärer Bremsanker ausgeworfen. Oberhalb davon spannt der Turbodiesel aber seine Muskeln spürbar an und spurtet kraftvoll voran, untermalt von einem kernig-knurrigen Klang.

Mit Sportfahrwerk und breiter Spur macht der Scirocco 2,0 TDI auf schnellen Autobahnetappen eine entspannte Figur und bietet auf kurvenreichen Landstraßen jede Menge Fahrspaß. Ob wie in unserem Kb-Testwagen die adaptive Fahrwerksregelung für gut 1.000 Euro an Bord sein muss, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Nach anfänglichem Hin- und Herschalten zwischen den Einstellungsmodi Comfort, Normal und Sport wählten wir schließlich fast nur die mittlere Konfiguration, die sich als sehr ausgewogen erwies. Sicherlich gut angelegt sind die 210 Euro für ein elektronisches Quersperrdifferential an der Vorderachse. Es stellt eine Erweiterung der im Stabilitätsprogramm enthaltenen Differentialsperre dar und verbessert die Traktion des Fronttrieblers.



Das Kofferraumvolumen von 312 Litern bewegt sich im Segment der sportlichen Coupés auf einem angemessenen Level. Bei Bedarf lässt sich der Stauraum durch Umklappen der mittig geteilten Rücksitzlehne auf 1.006 Liter vergrößern. Allerdings ist das Gepäckabteil eine tiefe Höhle mit einer stattlichen Ladekante. Von innen müssen Gegenstände fast 35 Zentimeter über die Brüstung gehoben werden, von außen sind rund 83 Zentimeter zu überwinden. Die Gepäckraumabdeckung schwingt beim Öffnen der Heckklappe zwar nach oben mit, ist beim Be- und Entladen größerer Gegenstände wie beispielsweise Getränkekisten dennoch im Weg. Aber gut, schließlich ist der VW Scirocco 2,0 TDI ein temperamentvoller Sportwagen und kein großfamilientauglicher Lastenesel.



Im Detail: VW Scirocco 2,0 TDI

Fahrzeugsegment: Kompaktes Sportcoupé;
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und 16 Ventilen;
Hubraum: 1.968 ccm;
Leistung: 184 PS/135 kW bei 3.500 bis 4.000 U/min.;
Maximales Drehmoment: 380 Nm bei 1.750 bis 3.250 U/min.;
Übersetzung: Sechsgangschaltgetriebe;
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 7,5 sec.,
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h;
Kraftstoffart: Diesel;
Verbrauch (Norm): innerorts: 5,4 Liter/100 km, außerorts: 3,8 Liter/100 km, insgesamt: 4,4 Liter/100 km;
CO2-Emission: 115 g/km;
Abgasnorm: Euro VI;
Energieeffizienzklasse: A;
Im Test: 6,8 Liter/100 km, 181 g/km CO²;
Tankinhalt: 55 Liter;
Reichweite: 805 km;
Antrieb: Vorderrad;
Maße (Länge/Breite/Höhe): 4.256 mm / 1.810 mm / 1.406 mm;
Radstand: 2.578 mm;
Kofferraumvolumen: 312 bis 1.006 Liter;
Leergewicht: 1.395 kg;
Nutzlast: 405 kg;
Zulässiges Gesamtgewicht: 1.800 kg;
Anhängelast: (nicht zugelassen);
Wendekreis: 11,0 m;
Bremsen (vorn/hinten): Scheiben innenbelüftet / Scheiben;
Räder: 7 J x 17, Leichtmetall;
Bereifung: 225/45 R 17;
Versicherungstypenklassen: Haftpflicht: 18 / Teilkasko: 24 /Vollkasko: 23;
Preis: 30.275 Euro.
Quellen
    • Text: Thomas G. Zügner (Kb)
    • Fotos: Hersteller